Versagen die Sanktionen?

Warum der Rubel so stark ist wie vor dem Krieg

09.04.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Der Rubel hat sich von seinem Absturz erholt. (Foto: REUTERS)

Nach dem Angriff auf die Ukraine stürzt der Rubel ab. Doch mittlerweile hat sich die russische Währung erholt und ist so viel wert wie vor dem Beginn der Invasion. Was ist da los?

Der Westen hat Russland mit Sanktionen überzogen, die Zentralbank kommt nicht an einen Großteil ihres Devisenschatzes – und trotzdem hat der Rubel zu alter Stärke zurückgefunden. In Zahlen ausgedrückt: Nach dem Beginn der Invasion verlor die russische Währung zum Dollar fast 50 Prozent, für einen Dollar gab es zeitweise rund 140 Rubel. Nun hat sich der Wechselkurs auf etwa 80 Rubel erholt und erreicht damit das Niveau, auf dem er vor dem Angriff der Russen im Februar gelegen hatte. Das klingt merkwürdig, ist es aber nicht.

Dass der Rubel wieder zu Kräften gekommen ist, liegt an mehreren Gründen. Der wohl wichtigste davon ist, dass Russland weiterhin viel Öl- und Gas verkauft. Dafür zahlt der Westen täglich hunderte Millionen Euro und Dollar, die von den Konzernen über nicht sanktionierte russische Banken in Rubel umgetauscht werden. Alle russischen Exporteure (nicht nur die aus der Energie-Branche) wurden nach dem Angriff auf die Ukraine verpflichtet, 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen in Rubel zu tauschen. Diese Rubel-Käufe stützen den Kurs.

In diese Richtung zielt auch die Entscheidung des Kremls, dass westliche Energie-Importeure russisches Gas künftig in Rubel zahlen müssen. Käufer aus dem westlichen Ausland begleichen ihre Rechnungen zwar weiterhin in Devisen, das Geld geht an die Gazprombank, die Geschäfte des staatlichen Energie-Giganten Gazprom abwickelt. Die Bank kauft dann im Namen des Kunden für die Devisen Rubel und überweist die an Gazprom. Der wesentliche Unterschied zur bisherigen Praxis: Der Konzern tauscht die gesamten Deviseneinnahmen in Rubel um, nicht nur einen Teil.

Russland kauft weniger ein

Ein weiterer Faktor ist: Russland exportiert zwar weiter, importiert aber viel weniger als vor dem Angriff. Die westlichen Sanktionen zielen im Wesentlichen nicht auf die Einfuhren aus Russland, sondern auf Lieferungen nach Russland. Das führt zu einem scheinbar paradoxen Ergebnis: Obwohl Russland von einem Teil des Welthandels abgeschnitten wurde, verbessert sich seine Handelsbilanz – und das führt zu steigenden Devisenüberschüssen. Denn für Importe müssen russische Importeure etwa in Dollar, Euro oder Yen bezahlen.

Hinzu kommt, dass Russland Maßnahmen ergriffen hat, um eine Kapitalflucht zu verhindern. So wurden beispielsweise Devisenausfuhren von Unternehmen und Privatleuten beschränkt. Außerdem wurde es Ausländern erschwert, Vermögenswerte in Russland zu verkaufen. Ein Beispiel sind Aktien, die an der Börse in Moskau notiert sind. Auch das trägt dazu bei, dass es weniger Rubel-Verkäufe gibt.

Das heißt nicht, dass die westlichen Sanktionen nicht wirken. Sie haben das Ziel, russische Lieferketten zu stören und die Versorgung mit wichtigen Gütern stark einzuschränken. Erfolg oder Misserfolg der Maßnahmen lassen sich nicht am offiziellen Kurs des Rubels ablesen – zumal er seit dem Beginn des Krieges keine frei handelbare Währung mehr ist. Das heißt aber auch: Solange der Westen weiter russisches Öl und Gas im bisherigen Umfang kauft, ist ein Rubel-Absturz unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de

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