Hohe Inflation

US-Notenbank Fed bereitet Amerika auf Leitzinserhöhungen vor

16.12.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Fed-Chef Jerome Powell Bild: Reuters

Angesichts der hohen Inflation fährt die US-Notenbank ihr Anleiheprogramm schneller zurück. Der niedrige Leitzins bleibt – vorerst.

ie amerikanische Notenbank hat in der letzten Sitzung des Jahres die erwartete Wende in der Geldpolitik eingeleitet und damit auf die beharrlich hohen Inflationszahlen reagiert. Sie beendet das Anleihekaufprogramm früher als bisher angekündigt, indem sie vom Januar an die monatlichen Käufe von Staatsanleihen und staatlich besicherten Hypothekenanleihen um 30 Milliarden Dollar auf 60 Milliarden Dollar pro Monat reduziert.

Gleichzeitig hält sie aber daran fest, die Leitzinsen in der Spannbreite zwischen 0 und 0,25 Prozent zu halten. Das gilt so lange, bis auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt maximale Beschäftigung erreicht ist. Die offizielle Arbeitslosenquote lag im November bei 4,2 Prozent. Die Fed führte nicht konkret aus, bei welchen Arbeitsmarktkennziffern sie maximale Beschäftigung als erreicht ansieht. Fed-Chef Jerome Powell sagte, dass diese Analyse von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig gemacht werde, einschließlich Arbeitslosenquote und Beschäftigungsniveau. Nach seiner Einschätzung verbessert sich der Arbeitsmarkt aber rapide. Das drückt sich in den Projektionen der Zentralbanker aus, denen zufolge die Arbeitslosigkeit weiter sinkt und schon bis Ende des Jahres eine Quote von 3,5 Prozent erreicht. Aus den Projektionen geht auch hervor, dass die Zentralbanker im Schnitt drei Zinsschritte im kommenden Jahr erwarten.

Grund für das frühere Ende der Anleihekäufe ist die gestiegene Inflation. Der Inflationsindikator CPI hatte jüngst mit 4,9 Prozent den höchsten Wert der letzten 39 Jahre erreicht. Der von den Zentralbankern bevorzugte PCE war im Oktober auf 4,1 Prozent geklettert, wenn man die volatilen Preise für Lebensmittel und Energie herausrechnet. Auch die Großhandelspreise hatten zuletzt kräftig zugelegt. Die Zentralbanker selbst erwarten nun, dass die Inflation bis Ende des Jahres auf 4,4 Prozent klettert, um im kommenden Jahr auf 2,7 und im Jahr 2022 auf 2,1 Prozent nahe der Inflationszielmarke zu schrumpfen.

Die Fed hatte angekündigt, das Attribut „vorübergehend“ zur Beschreibung der Inflation nicht mehr zu verwenden. Sie geht aber weiter davon aus, dass der Druck auf die Preise nachlässt. „Der Konjunkturpfad hängt weiter vom Pfad des Virus’ ab“, heißt es in der Fed-Mitteilung. Fortschritte bei den Impfungen und die Auflösungen von Lieferengpässen würden nicht nur die Konjunktur beflügeln und das Beschäftigungsniveau erhöhen, sondern auch die Inflation reduzieren. Die Zentralbanker äußern aber einen Vorbehalt: Die neuen Virusvarianten könnten die Aussichten trüben. An den Finanzmärkten wurden die Entscheidungen positiv aufgenommen. Der Dollar stieg zunächst an, geriet dann aber unter Druck. Rohstoffe wie Gold und Erdöl profitierten von dem schwächeren Dollar und legten zu.

Die Rückführung des Anleihekaufprogramms wird sich nach dem bisherigen Plan im Februar und März weiter um jeweils 30 Milliarden Dollar reduzieren, sodass es dann im März beendet ist. Sollte die Inflation sich aber doch beharrlicher zeigen als gedacht, könnte das Programm auch schon früher auf null zurückgeführt werden, machte Powell klar. Auf die Frage, warum die Fed überhaupt noch weiter Anleihen kauft, angesichts der historisch hohen Inflation, sagte Powell, Erfahrungen hätten die Fed zu einem systematischen methodischen Ausstiegspfad bewogen. Ohne es konkret zu sagen, spielte Powell damit auf das sogenannte „Taper Tantrum“ an, bei dem sein Vorvorgänger Ben Bernanke durch überraschende Ankündigung einer Einschränkung der Quantitativen Lockerung die Märkte in Turbulenzen und Schwellenländer in eine krisenhafte Lage gebracht hatte. Der Zeitrahmen für die Dauer des Anleihekaufprogramms bestimmt indirekt auch die Zinspolitik. Powell machte klar, dass Leitzinserhöhungen vor dem Auslaufen des Anleihenkaufprogramms nahezu ausgeschlossen seien.

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