Zahl könnte unter 200.000 fallen

Studie: Wohnungsbau droht noch heftiger Einbruch

18.07.2023
Lesedauer: 3 Minuten
Öffentliche Ausgaben sollen laut dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung den Einbruch der privaten Bauinvestitionen ausgleichen. (Foto: picture alliance/dpa)

Eine Untersuchung sieht die Zahl der neu gebauten Wohnungen 2024 deutlich unter die Marke von 200.000 sinken. Die Bundesregierung hat einst doppelt so viele als Ziel ausgegeben. Forscher sehen vor allem den Staat in der Pflicht, um der Problematik etwas entgegenzusetzen.

Wegen hoher Zins- und Materialkosten droht dem Wohnungsbau in Deutschland einer Studie zufolge im kommenden Jahr ein noch stärkerer Einbruch. Die Zahl neu fertiggestellter Wohneinheiten in Mehr- und Einfamilienhäusern dürfte bis auf 177.000 sinken, wie aus einer veröffentlichten Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht. Im laufenden Jahr dürften es im schlechtesten Fall 223.000 Wohnungen sein, nach 295.000 im vergangenen Jahr. Damit könnte 2024 fast wieder der historische Tiefststand von 2009 erreicht werden.

Das von der Bundesregierung angestrebte Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen würde zugleich deutlich verfehlt. Der mögliche Einbruch bei den Fertigstellungen entspricht den Berechnungen zufolge einem Rückgang der realen Wohnungsbauinvestitionen um knapp 21 Milliarden Euro in diesem und von gut 16 Milliarden Euro im kommenden Jahr.

Die Aussichten für den deutschen Wohnungsbau haben sich im Mai erneut eingetrübt. Wegen gestiegener Zins- und Materialkosten brach die Zahl der Baugenehmigungen um 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 23.500 Wohnungen ein, wie das Statistische Bundesamt zuvor mitteilte. Die Zahl sinkt damit seit einem Jahr kontinuierlich. Allerdings nimmt das Tempo etwas ab: Im April hatte es mit 31,9 Prozent den stärksten Einbruch seit mehr als 17 Jahren gegeben, im März fiel der Rückgang mit 29,6 Prozent ähnlich hoch aus.

Ausweitung von staatlichen Programmen könnte helfen

Um den absehbaren Einbruch der privaten Bauinvestitionen zumindest teilweise auszugleichen, plädieren die Forscher für eine spürbare weitere Aufstockung der öffentlichen Ausgaben für den sozialen Wohnungsbau. „Damit könnte nicht nur ein Absturz der Baubranche verhindert, sondern auch der Anteil günstigerer und energieeffizienter Wohnungen gesteigert werden“, so die Studie. Diese würden von privaten Bauträgern angesichts zu hoher Bau- und Finanzierungskosten zu selten gebaut.

Befürchtungen, ein verstärktes Engagement der öffentlichen Hand treibe die Baupreise nach oben und indirekt auch die Inflation, halten die IMK-Fachleute für überzogen. Konkret könne nach Analysen des IMK insbesondere eine Aufstockung und Ausweitung von existierenden Programmen der staatlichen Förderbank KfW für den sozialen Wohnungsbau helfen, die durch steigende Zinsen verursachten Kosten abzufedern und so Bauprojekte zu ermöglichen. Eine weitere Option bestehe in der Erbpacht.

Mittelfristig sinnvoll sei der Aufbau neuer öffentlicher Einrichtungen, die den Bau bezahlbaren Wohnraums fördern – etwa ein Bodenfonds, der die Kommunen dabei unterstützen könne, das öffentliche Eigentum an Grund und Boden auszuweiten. Zudem könne ein Beteiligungsfonds als Minderheitsgesellschafter die Eigenkapitalbasis der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften stärken.

Quelle: ntv.de, rog/rts

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