Die deutsche Wirtschaft hat schon bessere Tage gesehen, aktuell herrscht bestenfalls noch schlechtes Mittelmaß, wenn man Ökonomen fragt. Sie geben aber Antworten, wie sich das bessern ließe.
Wirtschaftsgelehrte stellen dem Standort Deutschland schlechte Noten aus. Im Schnitt bewerten sie ihn mit der Schulnote 3,4, wie aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 180 Professorinnen und Professoren der Volkswirtschaftslehre an deutschen Universitäten hervorgeht. Die Note Drei vergaben 38 Prozent von ihnen, 20 Prozent eine Zwei und 17 Prozent eine Vier, 20 Prozent die Note Fünf. »Dieses Ergebnis ist für die Industrienation Deutschland besorgniserregend schlecht«, sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie, Niklas Potrafke.
Als Schwachpunkte nannten die Befragten vor allem die Bürokratie (87 Prozent), die Preise von Energie und die Verfügbarkeit von Rohstoffen (73) sowie die mangelnde Digitalisierung (67). Zu den Stärken zählen die Experten die politischen Institutionen (67 Prozent), die Bildung und die Ausbildung der Beschäftigten in Deutschland (53) sowie die Sicherheit und die geringen geopolitischen Risiken (43).
»Damit es dem Wirtschaftsstandort Deutschland besser geht, werden Reformen benötigt«, sagte Potrafke. »Dazu zählen der Bürokratieabbau, mehr öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und Digitalisierung sowie die Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung.«
Ähnliche Empfehlungen kommen auch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie empfiehlt etwa die Streichung umweltschädlicher und anderer verzerrender Steuervergünstigungen – etwa Dienstwagenprivileg, Dieselsubvention sowie Ausnahmetatbestände bei der Erbschaftsteuer. Das könne den finanziellen Spielraum der Bundesregierung erhöhen. »Dies sollte mit einer Reform der Schuldenbremse verbunden werden, welche den Spielraum für Nettoinvestitionen erhöht«, sagte OECD-Deutschlandexperte Robert Grundke.
mik/Reuters