Das Wichtigste
- Den Deutschen geht es finanziell immer schlechter. Das zeigt eine neuen Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), die Focus online vorliegt.
- Die aktuelle Situation im eigenen Geldbeutel und auch der Blick in die Zukunft sieht für viele düster aus.
- Der DSGV-Präsident spricht von einer „dramatischen Lage“. Die Werte hier in der Übersicht.
Nur noch 34 Prozent der Deutschen würden ihre finanzielle Lage derzeit als „sehr gut“ oder „gut“ bezeichnen. Das sind fast 10 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Das zeigt das neue Vermögensbarometer 2022 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Auch das Vertrauen in eine wirtschaftlich abgesicherte Zukunft scheint demnach stark angeschlagen. Im Hinblick auf die derzeitigen Rezessions-Ängste im Land erwarten 37 Prozent der Deutschen, dass sich ihre eigene finanzielle Situation in den kommenden Jahren verschlechtern wird. So miese Aussichten gab es seit 2008 nicht mehr, als es zur Finanzkrise kam.
DSGV-Umfrage: „Hohe Inflation belastet 90 Prozent der Menschen“ in Deutschland
Das fehlende Vertrauen der Deutschen spiegelt sich auch in den Werten wieder, die angeben, worüber sich die Bürger Sorgen machen. 76 Prozent der Befragten sind „beunruhigt“ von steigenden Kosten in vielen Lebensbereichen aufgrund der Inflation – Platz 1 in der Sorgenliste. Knapp dahinter liegt die Sorge über Rohstoffmangel und steigenden Kosten im Enegriebereich.
Die Folge: die große Mehrheit der Deutschen spart im Energiebereich: 85 Prozent haben ihren Verbrauch gesenkt, jeder Dritte sogar „deutlich“. Das zeigt die zweite Umfragewelle, die nochmals stark gesteigerte Werte vorweist im Vergleich zur Hauptuntersuchung der ersten Umfragewelle.
„Rund 90 Prozent der Befragten treibt die Inflation um“, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Er meint weiter: „Etwa zwei Drittel der Befragten verzichten in ihrem Alltagsleben auf früher übliche Ausgaben. Mehr als die Hälfte will sich weiter einschränken.“ Besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen unter 1.000 Euro sind betroffen: Hier müssen bereits 83 Prozent auf Alltägliches verzichten. Aber auch Besserverdiener machen sich Sorgen: „Der Druck kommt auch in der Mittelschicht an, die bisher vergleichsweise gut über die Runden gekommen ist und nicht von staatlichen Transferleistungen abhängig war“, so Schleweis – denn auch 58 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen von über 2.500 Euro verzichteten bereits im Alltag.
Die Konsumbereitschaft in Deutschland erreicht den schlechtesten Wert seit 16 Jahren
Der Einkaufskorb ist leerer und wird auch absehbar nicht voller: In den letzten zwölf Monaten haben 64 Prozent der Befragten ihren Konsum eingeschränkt – der schlechteste Wert seit Veröffentlichung des Vermögensbarometers. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von über 15 Prozent.
Die Konsumbereitschaft erreicht den schlechtesten Wert seit 16 Jahren – und wird auch absehbar nicht besser: 54 Prozent der Deutschen wollen sich in Zukunft über die bisherigen Maßnahmen hinaus einschränken.
Auffällig: Der Urlaub der Deutschen hat offenbar trotz der vielen Sorgen und finanziellen Nöte weiterhin einen hohen Stellenwert. Nur 38 Prozent sagen: „ich verreise weniger“. Den höchsten „Konsumverzicht“ gab es in der ersten Umfragewelle noch beim Einkauf. 61 Prozent wählen demnach eine günstigere Produktalternative. Jeder Zweite Bundesbürger spart im Energiekosten-Bereich (49 Prozent). Dieser Wert ist aber in der zweiten Umfragewelle massiv gestiegen und hat den Spitzenwert übernommen. 68 Prozent der Befragten wollen nun weniger heizen oder das Licht häufiger ausschalten.