Der deutsche Pharmakonzern Merck hofft, trotz der Energiekrise sein Geschäft weiter betreiben zu können. Notfalls werde man auf Stromgeneratoren umsteigen, sagt Chefin Belén Garijo. Die Pläne der Bundesregierung, Deutschland unabhängiger zu machen, nennt sie „ermutigend“.
Die Chefin des deutschen Pharmakonzerns Merck, Belén Garijo, fürchtet die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine und das Risiko eines möglichen Gas-Embargos. „Mich beschäftigen die Langzeitfolgen dieses Kriegs sehr“, sagte sie im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. „Wir haben den Frieden in Europa für selbstverständlich gehalten. Jetzt sind wir mit diesem Krieg konfrontiert und als Unternehmen operiert man ja nicht im luftleeren Raum, sondern wir müssen das Unternehmen in dieser Lage sowohl kurz- als auch langfristig ausrichten.“
Merck habe Notfallpläne, damit die Produktion in Darmstadt möglichst weiterlaufen könne. „Wir würden im Fall eines Embargos zunächst auf ölbasierte Treibstoffe und Stromgeneratoren umsteigen. Und wir hoffen, dass wir mit den nötigen Lieferungen unser Geschäft weiter betreiben können“, sagte sie. Aber um die Energieversorgung längerfristig auf Alternativen umzustellen, benötige die Industrie Zeit. „Die Pläne der Bundesregierung sind sehr ermutigend. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, uns von Russland unabhängig zu machen“, sagte die Merck-Chefin.
Die prorussische Positionierung Chinas sieht Garijo hingegen kritisch: „Ich bin besorgt über die chinesische Haltung in diesem Konflikt. China hätte die Chance, jetzt einen positiven Beitrag zu leisten. Sollte das nicht der Fall sein und sich die Lage zuspitzen, sind wir bereit, den möglichen Sanktionen Folge zu leisten“, sagte sie. „Aber genau wie in Russland würden wir uns auch in diesem Fall verpflichtet sehen, unsere Patienten weiter zu unterstützen. Der Pharmabereich ist unser größtes Geschäft dort.“
Mit Blick auf den Gesamtkonzern kündigte die seit einem Jahr amtierende Merck-Chefin an, dass der Konzern auch weiterhin vorrangig aus eigener Kraft wachsen soll. Allerdings sei eine größere Transformation nicht ausgeschlossen, wenn sich eine passende Möglichkeit ergeben sollte. „Merck hat genug Geld in der Kasse. Wir sind gut gerüstet, sodass ab 2023 eine große, also eine wirklich transformative Übernahme, möglich wäre“, sagte Garijo.