Bei der Hannover Messe wird das Zerwürfnis zwischen Olaf Scholz und der Wirtschaft auf offener Bühne deutlich – während sich in Berlin schon das nächste Problem für den Kanzler verschärft.
Hannover, Berlin. Politikern gefällt es üblicherweise, wenn andere ihre Aussagen aufgreifen. Olaf Scholz (SPD) hatte am Montag aber nicht allzu viel Freude, als bei der Hannover Messe einer seiner Sätze adaptiert wurde. Der Bundeskanzler besichtigte den Stand des hessischen Metallunternehmens Rittal. Der Firmenvertreter beendete seinen Vortrag mit einem abgewandelten Scholz-Ausspruch: „Das Lied des Kaufmanns ist die Klage, das Lied der Industrie sind Lösungen.“
Der Satz über die klagenden Kaufmänner hatte Scholz in den vergangenen Monaten viel Ärger eingebracht. Anfang des Jahres hatte er ihn gegenüber den Spitzenverbänden der Wirtschaft geäußert. Begleitet von Ausführungen, die Wirtschaftsvertreter sollten aufhören zu jammern, die Lage sei überhaupt nicht so schlecht. Angesichts schwacher Wachstumszahlen halten die Verbände das für eine grandiose Fehleinschätzung des Kanzlers.
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Bei der Hannover Messe entgegnete Scholz auf den Vortrag von Rittal bloß ein „Jaha“ und lächelte, bevor er mit seiner Entourage weiterzog. Auf der weltgrößten Industrieschau hat der Streit zwischen dem Kanzler und der Industrie nun einen neuen Höhepunkt erreicht. Vor allem das Verhältnis zu Siegfried Russwurm, dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), gilt als nachhaltig geschädigt.