Was das mit dem Bürgergeld zu tun hat

Immer mehr Schwarzarbeiter!

09.08.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Eine Reinigungskraft hält 130 Euro in bar in der Hand. Die Schwarzarbeit nimmt in Deutschland weiter zu Foto: Felix Kästle/dpa

Die Schwarzarbeit in Deutschland schießt immer weiter rauf! Prof. Friedrich Schneider (75, Uni Linz) prognostiziert: Dieses Jahr wird der Umfang der Schwarzarbeit um 38 Milliarden Euro zunehmen! Auf dann 484 Milliarden Euro (plus 8,5 Prozent).

Schwarzarbeits-Nation Deutschland!

Zum Vergleich: Die Gesamtwirtschaftsleistung betrug 2023 insgesamt 4122 Milliarden Euro. Die „Schattenwirtschaft“: rechnerisch bereits gut ein Zehntel der deutschen Wirtschaft.

Größter Bereich ist laut Experte die Bauwirtschaft inklusive Reparaturen (etwa für Elektriker, Klempner), danach: haushaltsnahe Dienstleistungen (Beispiel: Putzfrau).

Der Grund: „Die Nebenkosten sind so hoch, dass in vielen Bereichen nur noch Schwarzarbeit lohnt – auch verdient eine wachsende Zahl Bürgergeld-Empfänger schwarz hinzu“, so Schneider. Aber: „Schwarzarbeiter gibt es 12 bis 15 Millionen in Deutschland. Schwarzarbeitende Bürgergeld-Bezieher nur etwa 400 000 bis 500 000“, schätzt der Ökonom.

Bedeutet aber auch: Jeder 10. Stütze-Bezieher arbeitet schwarz, obwohl er angeblich keinen Job findet oder nur wenige Stunden pro Woche arbeiten kann. Prof. Schneider: „Bürgergeld-Bezieher, die geringfügig beschäftigt sind, können durch Aufgabe oder Reduktion ihres Jobs und durch mehr Schwarzarbeit erreichen, dass ihr Einkommen das von regulären Arbeitnehmern teilweise sogar übersteigt.“

Politische Konsequenz: Die Ampel plant, Stütze-Empfängern, die bei Schwarzarbeit erwischt werden, künftig für drei Monate die Bürgergeld-Bezüge um 30 Prozent zu kürzen.

Wer „inoffiziell“ arbeitet, zahlt auf seinen Lohn keine Steuern und Sozialabgaben (etwa Krankenkasse). Folge: Steuerausfälle und Mindereinnahmen für die Sozialkassen, steigende Kosten für ehrliche Beitragszahler. Gesamt-Ausfall laut Schneider: 46 bis 55 Milliarden Euro.

Berechnet hat der Wissenschaftler seine Prognose anhand von EZB-Daten zum im Umlauf befindlichen Bargeld. Abgezogen hat er näherungsweise offizielle Geschäfte (etwa bar bezahlte Einkäufe, Restaurantbesuche, Taschengeld, Geschenke).

Viele Bürger sind offener für illegale Arbeiten ohne Rechnung

Auch die Nachfrage nach Schwarzarbeit steigt. Der Ökonom: „Viele Bürger sind nicht mehr bereit, die offiziellen Rechnungen etwa für Handwerker samt Steuern zu bezahlen.“ Das schaffe auch für die Betriebe einen Anreiz, Leistungen schwarz anzubieten.

▶︎ Wer etwa einen tropfenden Wasserhahn vom Profi reparieren lasse, zahle schnell 200 Euro. Darin neben 19 Prozent Mehrwertsteuer Anfahrts- und oft Energiepauschale. „Ohne Rechnung“ und in bar deutlich weniger.

Aber: Wer so handelt, begeht Rechtsbruch, kann belangt werden. Auch eine Garantie hat der „Besteller“ nicht.

„Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ leitet mehr als 100 000 Verfahren ein

Gegen die Schattenwirtschaft geht die „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ mit Tausenden Kontrolleuren vor – besonders gegen Firmen, eher nicht gegen einzelne Schwarzarbeiter.

▶︎ Wie der Zoll BILD mitteilt, wurden 2023 nach bundesweit 42 631 Prüfungen insgesamt 101 423 Strafverfahren eingeleitet und gut 30,5 Millionen Euro Geldstrafen verhängt. Sowie 11 849 Monate Freiheitsstrafen! Hinzu kommen rund 96 Mio. Euro Verwarnungs- und Bußgelder.

▶︎ Besonders viele Strafverfahren gab es am Bau (10 947), in der Gastronomie und Beherbergung (Kneipen, Restaurants, Hotels, 10 357 Verfahren) und der Gebäudereinigung (3427).

Ökonom Schneider: „Wenn die Belastung des Faktors Arbeit mit Lohnnebenkosten weiter so hoch bleibt und die offizielle Wirtschaft weiter so schwächelt, dann wird die Schattenwirtschaft auch im nächsten Jahr weiter steigen.“

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