Konjunktur

„Eine Million Existenzen bedroht“ – Kleinunternehmen und Selbstständige rutschen tiefer in die Krise

07.03.2022
Lesedauer: 2 Minuten
Schaufenster Die Kleinstfirmen und Soloselbstständigen machen in Deutschland mehr als 80 Prozent der Unternehmen aus. (Foto: dpa)

Der Geschäftsklimaindex der deutschen Kleinstunternehmen rutscht weiter ab. Die Coronapandemie ist noch immer nicht verdaut, jetzt droht durch den Ukrainekrieg neues Ungemach.

Berlin Die Geschäftslage der deutschen Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen hat sich den dritten Monat in Folge verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex, den das Ifo-Institut gemeinsam mit dem Website-Entwickler Jimdo erhebt, ist auf minus 4,4 Punkte abgerutscht. Eine Million Existenzen seien bedroht, heißt es. Die Ergebnisse liegen dem Handelsblatt vor.

Damit werden die Kleinstunternehmen zunehmend von der Gesamtwirtschaft abgekoppelt, wo sich die Lage weiter verbessert. Der entsprechende Ifo-Geschäftsklimaindex ist zuletzt auf plus 24,8 Punkte gestiegen.

Der Geschäftsklimaindex von Ifo und Jimdo basiert auf Umfragen unter 1300 Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern. Die Kleinstfirmen und Soloselbstständigen machen in Deutschland mehr als 80 Prozent der Unternehmen aus und beschäftigen 5,7 Millionen Mitarbeiter.

Grund für die schlechte Lage ist weiter der Dienstleistungsbereich. „Es zeigt sich, dass im Dienstleistungssektor die fehlende Nachfrage das treibende Problem der Kleinstunternehmen ist“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. 41 Prozent der Befragten gaben das an.

Die pandemiebedingten Einschränkungen belasten die Lage der Kleinunternehmen in Deutschland. Hoffnung machen nun die schrittweise vorgesehenen Lockerungen bis zum Ende der meisten Einschränkungen am 20. März. Bei der Geschäftserwartung zeigten sich die Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen daher auch ein Stück weit optimistischer als im Vormonat.

Steigende Preise und wachsende Unsicherheit durch den Krieg

Allerdings endete die Umfrage kurz vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Die Experten sehen nun die Gefahr, dass das Geschäft der Kleinstunternehmen gleich in die nächste Krise rutscht. „Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens müssen wir jetzt ganz besonders aufpassen, dass die Kleinen nicht wieder vom öffentlichen Radar verschwinden“, sagt Jimdo-Chef Matthias Henze.

Die Kleinstunternehmen sind zwar kaum direkt vom Krieg betroffen. Allerdings gibt es mittelbare Auswirkungen. Dazu gehören die enormen Preissteigerungen für Energie. Laut Henze könnten die Unsicherheiten durch den eskalierten Konflikt zudem die Nachfrage zusätzlich sinken lassen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat ein Kreditprogramm zur Entlastung der durch den Ukrainekrieg betroffenen Unternehmen angekündigt. Aber die deutschen Kleinstunternehmen werden davon höchstwahrscheinlich nicht profitieren.

Gleichzeitig laufen Ende Juni die Corona-Wirtschaftshilfen aus. Bis dahin dürfte sich die Nachfrage in der Gesamtwirtschaft zwar weitgehend erholt haben. Einige Branchen, etwa die Veranstaltungswirtschaft, könnten davon jedoch ausgenommen sein.

Mehr: Habeck will von Sanktionen betroffene Firmen mit Krediten stützen

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