Das Premiumsegment beschert BMW Traummargen, die Kernmarke stellt einen Verkaufsrekord auf. Der Konzern setzt verstärkt auf Elektroautos – und China.
München Der BMW-Konzern meldet für das abgelaufene Jahr 2021 ein Rekordergebnis. Unter dem Strich verbuchen die Münchener einen Nettogewinn von 12,5 Milliarden Euro, das ist mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Auch die Dividende wird kräftig erhöht. Für die Vorzugsaktien zahlt der Konzern 5,80 Euro.
Zuletzt hatte der Konzern lediglich 1,90 Euro pro Anteil ausgeschüttet. Von der signifikanten Erhöhung profitieren maßgeblich die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, die rund 48 Prozent der BMW-Anteile kontrollieren. In Summe beteiligt der Dax-Konzern seine Aktionäre mit 3,8 Milliarden Euro am Gewinn des abgelaufenen Jahres.
„Das starke Ergebnis ist das Resultat unserer konsequenten Strategie – mit den richtigen Produkten zur richtigen Zeit“, erklärte BMW-Chef Oliver Zipse am Donnerstag. Sein Konzern hat zuletzt alle verfügbaren Halbleiter in Elektroautos sowie hochpreisige Limousinen und SUVs gelenkt. Letztere bescheren BMW besonders hohe Deckungsbeiträge.
Nicht zuletzt dank dieses positiven Mix-Effekts beim Absatz ist der operative Gewinn in der Autosparte von 2,2 auf 9,8 Milliarden Euro in die Höhe geschossen. Die Umsatzrendite liegt bei stolzen 10,3 Prozent. Zum Vergleich: 2020 konnte BMW im Autogeschäft lediglich eine Marge von 2,7 Prozent erzielen.
Der Barmittelzufluss der Kerndivision von BMW hat einen neuen Höchststand erreicht. Der Free Cashflow der Autosparte legte um rund drei Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zu und beträgt nun fast 6,4 Milliarden Euro.
![„Das starke Ergebnis ist das Resultat unserer konsequenten Strategie – mit den richtigen Produkten zur richtigen Zeit.“ Quelle: Reuters](https://www.handelsblatt.com/images/bmw-chef-oliver-zipse/28150866/2-format2020.jpg)
„Das starke Ergebnis ist das Resultat unserer konsequenten Strategie – mit den richtigen Produkten zur richtigen Zeit.“
(Foto: Reuters)
Auf Konzernebene erhöhte sich der Umsatz von BMW auf 111,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von rund zwölf Prozent. Dabei konnten die Münchener ihre Kosten deutlich reduzieren. Alleine der Abbau von gut 1800 Vollzeitstellen sowie die Teilumstellung der Altersvorsorge hin zu Kapitalmarktfonds statt ausschließlich fix vergüteten Betriebsrenten hat einen Betrag in „hoher dreistelliger Millionenhöhe“ eingespart.
Die insgesamt starke Bilanz von BMW hatte sich abgezeichnet. Weltweit profitierte der Konzern von der Erholung der Automärkte nach der Coronakrise. Die Kernmarke BMW legte mit 9,1 Prozent auf 2,2 Millionen Fahrzeuge zu und verbuchte damit das beste Verkaufsjahr ihrer bisherigen Geschichte. Lediglich die Schwäche bei der Kleinwagenmarke Mini führte dazu, dass BMW beim Absatz auf Gruppenebene knapp unter dem Niveau von 2019 blieb.
Auch Rivale Mercedes konnte für das Jahr 2021 mit weniger verkauften Autos das beste Ergebnis überhaupt verbuchen. Ebenso wie die Stuttgarter zieht BMW seine hohen Gewinne aus dem Luxussegment. Mit der Einführung des Riesen-SUVs X7 sowie der 8er-Reihe hat BMW die Verkäufe in diesem extrem profitablen Geschäft verdoppelt. Auf der anderen Seite ist BMW weniger vom Chipmangel betroffen als die Konkurrenten Audi und Mercedes.
Während die Rivalen vor allem im vierten Quartal 2021 ihre Produktion kräftig drosseln mussten, standen bei BMW die Bänder deutlich seltener still. Hinzu kommen die gestiegenen Verkaufspreise, auch bei Gebrauchtwagen. Anders als vor der Pandemie müssen die Autohersteller kaum noch Rabatte geben, da die Nachfrage weltweit größer ist als das Angebot.
China-Joint-Venture wird konsolidiert
Die Luxusstrategie will BMW entsprechend fortsetzen. In diesem Jahr bringt der Konzern die 7er-Reihe neu auf den Markt, in ihrer stärksten Version als reines Elektromodell. Elektrisch kommen auch der „i4“ und der „iX“ auf den Markt, bis 2025 plant BMW ein Dutzend Stromautos. Ab 2025 will BMW seine technische Ausrichtung auf Elektromobilität umstellen. Ein konkretes Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor nennt der Konzern aber nicht.
Wichtigster Markt ist China, wo BMW fast jedes dritte Auto verkauft. Der Konzern hat am 11. Februar seinen Anteil an dem Produktions-Joint-Venture mit Brilliance von 50 auf 75 Prozent erhöht. Damit ist BMW der erste ausländische Autokonzern, der eine Mehrheit an einem Unternehmen in China übernehmen darf. Mit der Konsolidierung wird BMW im ersten Quartal 2022 deutlich mehr Umsatz und Ergebnis verbuchen.
Mittelfristig wird der China-Anteil bei BMW damit weiter steigen. Konzernkreisen zufolge wird die Produktion des Geländewagens X5 aus dem US-Werk in Spartanburg zum Teil nach China verlagert. Zudem baut BMW seine Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in China deutlich aus.
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