Biotechfirma

Biontech steigt in die Antibiotikaforschung ein

29.06.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Das Mainzer Unternehmen erforscht künftig auch neue Antibiotika. Bild: Reuters

Herkömmliche Antibiotika stoßen immer mehr an ihre Grenzen. Biontech treibt nun die Erforschung neuer Mittel zur Bekämpfung multiresistenter Keime voran.

Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech will in die Antibiotikaforschung einsteigen. Die für ihren Covid-19-Impfstoff bekannt gewordene Firma will nun auch verstärkt in die Erforschung neuer Antibiotika investieren. Wie Biontech am Mittwoch bei einer Investorenveranstaltung mitteilte, befinden sich die Planungen noch in einem frühen Stadium. Klinische Tests mit der neuen Plattform sollen aber im nächsten Jahr beginnen.

Im Blick hat Biontech vor allem Endolysine, für die auch die mRNA-Technologie des Unternehmens genutzt werden soll, die als mögliche Alternative zur Bekämpfung antibiotikaresistenter Bakterien gelten. „Wir glauben, dass dieser Ansatz in Verbindung mit der mRNA-Technologie sehr schlagkräftig sein könnte“, sagte Vorstandschef Ugur Sahin. Als erstes Projekt peilt er ein Endolysin gegen bakterielle Vaginose an.

Biontech hatte im vergangenen Oktober sein Portfolio für Infektionskrankheiten durch die Übernahme das österreichischen Biotechunternehmens Phagomed erweitert, das auf die Entwicklung einer neuen Klasse von Antibiotika spezialisiert ist. Resistenzen gegen Antibiotika nehmen in bedrohlichem Ausmaß zu.

Herkömmliche Antibiotika stoßen immer mehr an ihre Grenzen, weil sich multiresistente Keime weltweit verbreiten. In den USA und der Europäischen Union sterben schätzungsweise jährlich fast 70.000 Menschen an antibiotikaresistenten Infektionen. Von der Pharmaindustrie wird dieses Forschungsfeld seit Jahren stiefmütterlich behandelt, fast alle großen Konzerne haben sich daraus mangels Lukrativität zurückgezogen.

Bei den Covid-Impfstoffen arbeitet Biontech zusammen mit seinem US-Partner Pfizer nicht nur an einem an die hochansteckende Omikron-Variante angepassten Vakzin, das für eine mögliche Zulassung im Herbst bereits in den Startlöchern steht.

Die Mainzer wollen zudem in der zweiten Jahreshälfte mit der klinischen Erprobung von Impfungen der nächsten Generation, die gegen eine Vielzahl von Coronaviren schützen, am Menschen beginnen. Dazu gehören T-Zell-verstärkende Impfungen, die in erster Linie vor schweren Erkrankungen, sowie Pan-Coronavirus-Impfungen, die vor der gesamten Virusfamilie und ihren Mutationen schützen sollen. Ziel sei es, „einen dauerhaften Schutz vor verschiedenen Varianten zu bieten“.

Die beiden Partner erörtern derzeit mit den Regulierungsbehörden verbesserte Versionen ihrer etablierten Impfung, die besser gegen Omikron und ihre Untervarianten schützen sollen. Denn bisher deuten alle Studien darauf hin, dass die bestehenden Vakzine nach nur zwei Impfungen deutlich weniger wirksam gegen die Variante sind.

Berater der US-Arzneimittelbehörde FDA haben am Dienstag für den Herbst Änderungen empfohlen, mit denen die aktuell zirkulierenden Varianten des Virus abgedeckt werden können. Mit großer Mehrheit sprach sich das Beratungskomitee der Behörde dafür aus, dass die neue Generation von Booster-Impfungen vor der Omikron-Variante schützen soll. Über die genaue Zusammensetzung will die FDA nun bis Anfang Juli entscheiden.

rtr

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