Steigende Netzentgelte

BASF-Chef wirbt für Verstaatlichung der Stromnetze

22.03.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Hochspannungsmast in Hamburg: Vieles »am Rutschen« Foto: Christian Ohde / IMAGO

Die deutsche Industrie ächzt unter den im internationalen Vergleich hohen Strompreisen. BASF-Chef Brudermüller fordert deshalb nun, der Staat müsse die Netze »allen unentgeltlich zur Verfügung stellen«.

BASF-Chef Martin Brudermüller hat sich für eine Verstaatlichung der Stromnetze ausgesprochen. »Wir müssen die Netze allen unentgeltlich zur Verfügung stellen«, sagt er der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.

Netze seien wie Straßen, sie gehörten zu einer erfolgreichen Volkswirtschaft dazu. Der Staat könne sich die Investitionen im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft teilen. »Ja, das wären große Summen, aber wir müssen diese Diskussion führen.« Steigende Netzgebühren und die Tatsache, dass der Bund die Flächen für Windparks mittlerweile für Milliardensummen versteigere, ließen die Stromkosten immer mehr steigen, auf fast 20 Cent je Kilowattstunde, sagte der Unternehmenschef.

Zuletzt hatten sich bereits mehrere Industrievertreter über die im internationalen Vergleich hohen Strompreise in Deutschland beschwert – auch wenn die Preise nach der Energiekrise der vergangenen beiden Jahre inzwischen wieder etwas zurückgegangen sind.

Weitere Anlagen in Ludwigshafen vor dem Aus

Die BASF am Standort Ludwigshafen indes konnte bislang vergleichsweise gelassen darauf blicken. Das Unternehmen erzeugt einen Großteil der benötigten Energie in drei Gaskraftwerken selbst. Doch um die klimapolitischen Ziele einzuhalten, kauft der Konzern zunehmend Ökostrom ein und ist dabei auf die öffentlichen Netze angewiesen. Brudermüller hatte deshalb bereits in der Vergangenheit gefordert, der Staat müsse die Netze künftig subventionieren .

»Bei 20 Cent braucht sich die deutsche Industrie zur Dekarbonisierung gar nicht mehr aufmachen. Da ist sie mausetot, bevor sie damit begonnen hat«, sagte Brudermüller der »FAZ«. Zur Einordnung: Der durchschnittliche Industriestrompreis für Neuabschlüsse lag laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft  zuletzt bei knapp 18 Cent je Kilowattstunde.

Deutschland bekomme nun mit Zeitversatz die Folgen der steigenden Energiekosten in den vergangenen zwei Jahren zu spüren, sagte Brudermüller der »FAZ«. Die Gefahr einer Deindustrialisierung sieht er zwar »so radikal nicht«, aber der Anteil der Industrie werde »sicher zurückgehen«. Die Gesellschaft hat nach seinen Worten »noch gar nicht verstanden, was alles am Rutschen ist«.

Am Stammsitz Ludwigshafen, dem größten Chemieareal der Welt, hat BASF bereits dramatisch Verlust gemacht und ein echtes Ertragsproblem. Der Konzern werde wahrscheinlich weitere Anlagen schließen müssen und das Geschäft mit Basischemikalien verkleinern. »Es wird eine Anpassung geben, die schmerzhaft wird«, sagte Brudermüller der »FAZ«. Der Standort werde aber in den kommenden Jahrzehnten der größte im Konzern bleiben. Spekulationen über eine Aufspaltung wies er zurück.

Der Chemiker Brudermüller steht seit 2018 an der Spitze des weltgrößten Chemiekonzerns. Auf der Hauptversammlung am 25. April soll Markus Kamieth zu seinem Nachfolger gewählt werden, Brudermüller soll wenig später Aufsichtsratschef von Mercedes-Benz werden. 

apr

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