In den USA fordern Schwimmerinnen den Ausschluss von trans Personen aus Umkleiden und die Aberkennung ihrer Siege. Lia Thomas ist vor den Internationalen Sportgerichthof gezogen.
Mehrere aktuelle und ehemalige US-amerikanische College-Sportlerinnen haben in Atlanta in der vergangenen Woche eine Klage gegen die National College Athletics Association (NCAA) eingereicht. Darin behaupten sie, dass die Organisation ihre Rechte verletzt habe, indem sie trans Personen zu den Wettbewerben zugelassen habe. Das berichtet das Online-Magazin „Them“.
Die Klägerinnen werfen der NCAA vor, eine „radikal frauenfeindliche Agenda“ zu vertreten. Unter anderem fordern sie Schadenersatz und ein Verbot für trans Frauen in Frauenumkleiden. Außerdem sollen die Namen von Lia Thomas und andere trans Schwimmer*innen aus den Rekordbüchern gestrichen werden.
Seit mehreren Jahren muss Thomas sich für ihre Erfolge bei den College-Wettbewerben rechtfertigen. Die trans Schwimmerin nahm vor ihrer Transition noch an den Wettbewerben der Männer teil. Ein Jahr nach Beginn der Hormoneinnahme erlaubt ihr die NCAA dann, bei den Frauen anzutreten – und entfachte damit eine hitzige Diskussion. Von „unfairen Vorteilen“ war die Rede, denn Muskelmasse und Kraft seien eben doch höher.
Der Weltschwimmverband (FINA) zog Konsequenzen aus den Protesten und verschärfte 2022 die Regeln für trans Frauen beim Schwimmen. Sie sollen seither in einer „offenen Kategorie“ antreten. Gerade in den USA hielten die Proteste dennoch an. In der Klage aus der vergangenen Woche fordern Schwimmerinnen weitere Hürden für trans Personen.
Lia Thomas ist vor den Internationalen Sportgerichtshof gezogen
Unter den Klägerinnen befindet sich Riley Gaines, ehemalige Leistungsschwimmerin an der University of Kentucky. Auf X (ehemals Twitter) schreibt sie: „Ich verklage die NCAA zusammen mit 15 anderen College-Athletinnen, die Titel, Rekorde und Startplätze an Männer verloren haben, die sich als Frauen ausgeben.“ Die NCAA verstoße gegen das Antidiskriminierungsgesetz. „Es wird Zeit, dass jemand etwas dagegen unternimmt.“ Zuspruch bekam sie unter anderem von Floridas Vizegoverneur Burt Jones.
Die Langschwimmerin Diana Nyad, über die Netflix kürzlich ein Biopic veröffentlichte, hingegen hat ihre Meinung offenbar geändert. Noch im Jahr 2022 hatte die 74-Jährige einen Brief an die Zeitung „Washington Post“ verfasst und sich darin gegen die Inklusion von trans Frauen in den Frauensport ausgesprochen. Nun gab sie kürzlich in einem Interview mit dem Magazin „Out“ zu, dass sie diese Aussagen bereue, denn: „Ich habe verstanden, dass die Wissenschaft viel komplexer ist, als ich dachte“.
Lia Thomas gibt trotz aller Widerstände nicht auf und wehrt sich gegen den Beschluss des Weltschwimmverbandes. Zu Beginn des Jahres reichte sie eine Klage beim Internationalen Sportgerichthof (CAS) ein, mit der Begründung, dass das Verbot von trans Frauen im Schwimmen unter anderem gegen die Europäische Menschenrechtskonvention und die olympische Charta verstoße. Die CAS-Entscheidung wird voraussichtlich erst nach den Olympischen Spielen diesen Sommer in Paris fallen.
Auch die intergeschlechtliche Leichtathletin Caster Semenya war aufgrund ihres Ausschlusses vor den CAS gezogen. Dort war ihre Klage zwar abgewiesen worden, dafür gab der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ihr Recht. (Tsp)