Eine Neuauflage von »West Side Story« begeistert, Sandra Bullock enttäuscht, und Maradona gelingt zumindest auf Netflix kein Treffer: Das sind die aktuellen Filmtipps für Kino, Streaming und Mediatheken.
Ab 9. Dezember in den Kinos:
»West Side Story«
Gleich zu Beginn schwebt die Kamera über Ruinen. In Steven Spielbergs Neuadaption des Musicals »West Side Story« sieht New York wie eine Nachkriegslandschaft aus. Der Film spielt in den Fünfzigerjahren, als ein Stadtviertel abgerissen wurde, um Platz für das Lincoln Center und moderne Wohnungen zu schaffen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Jugendbanden, von denen das Musical handelt, wirken wie Territorialkämpfe um knapper werdenden Lebensraum. In die gerät das Liebespaar Maria (Rachel Zegler) und Tony (Ansel Elgort) hinein.
Spielbergs Film folgt den Choreografien und Songtexten des Originals recht getreu. Ist das ehrerbietig? Nein, einsichtig. Man hätte das Musical, das 1957 am Broadway Premiere hatte und wenige Jahre später von Robert Wise verfilmt wurde, kaum verbessern können. Zugleich gelingt es Spielberg und Drehbuchautor Tony Kushner, die heiklen Themen zuzuspitzen, von denen es handelt: soziale Ungleichheit, Gentrifizierung, Rassismus, Übergriffe der Polizei. Die Zuschauer können das Gefühl haben, auf das New York von heute zu blicken. Man ist erstaunt, wie weitsichtig und mutig das Musical in den Fünfzigern bereits war, wie offen es zeigte, was in der US-Gesellschaft im Argen lag. Und man ist betrübt, wie viele der Probleme, von denen es erzählt, noch immer nicht gelöst sind. Lars-Olav Beier