Greenpeace-Aktivist stürzt mit Fallschirm ins Münchner Stadion – zwei Verletzte

Söder kündigt Konsequenzen an: „Das ist kein Kavaliersdelikt“

16.06.2021
Lesedauer: 4 Minuten
Ein Greenpeace-Aktivist landet auf dem Spielfeld in München vor dem EM-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich. - FOTO: DPA/CHRISTIAN CHARISIUS

Vor dem deutschen EM-Auftakt ist ein Fallschirmspringer auf das Spielfeld in München gestürzt. Bei der Greenpeace-Aktion gegen VW wurde eine Person verletzt.

Kurz vor dem Anpfiff des ersten EM-Gruppenspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich staunten die Fans im Stadion und vor den TV-Geräten nicht schlecht. Ein Mann flog mit einem Motorgleitschirm in die Münchener Arena. Bei der missglückten Protestaktion der Umweltorganisation Greenpeace sind zwei Menschen verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Demnach sei der Greenpeace-Aktivist festgenommen worden.

Der gelbe Fallschirm war unschwer zu übersehen. Auf dem Schirm war die Botschaft „Kick out oil“ zu lesen und das Logo der Umweltaktivisten von Greenpeace.

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Der Mann schwebte zunächst über dem Stadion und versuchte, einen großen gelben Ball in die Arena zu werfen. Der Flug verlief jedoch nicht so glimpflich wie der Pilot es sich wohl vorgestellt hatte.

Noch auf Höhe der oberen Ränge geriet er in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln. Nur mit großer Mühe konnte er einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern und schlug unsanft auf dem Rasen auf. Dann wurde er sofort von zwei Sicherheitskräften abgeführt.

Nach Informationen der ARD-„Sportschau“ sei bei der Landung einiges an Technik rasiert und eine Beleuchterin verletzt worden, die von mehreren Sanitätern versorgt werde. Wie die Deutsche Presse Agentur berichtet, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagabend: „Wir haben nach dem jetzigen Stand zwei verletzte Männer, die zur weiteren medizinischen Versorgung ins Krankenhaus gebracht worden sind.“ Über die Schwere der Verletzungen gab es zunächst keine Informationen.

Greenpeace äußerte sich schon wenige Minuten nach der Aktion via Twitter. Dabei wurde deutlich, dass der Adressat des Slogans der deutsche Automobilhersteller Volkswagen ist. „Hey @volkswagen, time to kick out oil!“, schreibt Greenpeace. Und danach, ins Deutsche übersetzt, weiter bezogen auf die EM-Partie: „Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen den Sponsor des Spiels und fordern: Hört auf, klimaschädliche Diesel- und Benzin-Autos zu verkaufen.“

Greenpeace entschuldigt sich

Die Umweltorganisation hat sich außerdem nach ihrer misslungenen Protest-Aktion beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft entschuldigt. „Das tut uns wahnsinnig leid“, sagte ein Sprecher der Organisation am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur.

Auf dem Twitteraccount von Greenpeace hieß es: „Dieser Protest hatte nie die Absicht das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzten.“ Greenpeace Aktionen seien immer friedlich und gewaltfrei. „Leider ist bei dieser Aktion nicht alles nach Plan gelaufen“.

Eigentlich sei der Plan gewesen, dass der Pilot mit einem großen Latexball über das Stadion schwebt, erklärte der Sprecher. Der Ball hätte dann hinab sinken sollen – der Pilot sollte gar nicht landen. Technische Schwierigkeiten hätten ihn aber zur Notlandung auf dem Spielfeld gezwungen.

Volkswagen hat die Greenpeace-Aktion inzwischen scharf kritisiert. „Mit der heutigen Protestaktion hat Greenpeace Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels in Gefahr gebracht“, hieß es in einem Statement am Dienstagabend. Das sei nicht akzeptabel. Volkswagen sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050, so der Auto-Konzern.

Auch der Deutsche Fußball-Bund hat die gefährliche Greenpeace-Aktion scharf kritisiert. „Diese Aktion verurteilen wir als DFB. Derjenige hat nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet und verletzt. Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar“, sagte Verbandssprecher Jens Grittner bei der Pressekonferenz nach dem 0:1 zum Turnierstart gegen Frankreich.

„Der Vorgang wird jetzt auch geprüft, bei der Polizei, bei den Behörden hier in München und der UEFA. Aber selbstverständlich verurteilen wir auch das, was da passiert ist. Das hätte wahrscheinlich auch noch weitaus schlimmer ausgehen können“, fügte Grittner zum Vorfall im Münchner Stadion an.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Konsequenzen angekündigt. „Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. „Das ist kein Kavaliersdelikt.“ (Tsp, dpa)

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