Der Fall Zsolt Petry zieht politische Kreise. Nach der Entlassung des Torwarttrainers bei Hertha BSC bestellt Ungarn einen deutschen Botschaftsvertreter ein. Ein Vertrauter von Viktor Orban zweifelt an der Rechtsstaatlichkeit in Deutschland.
Der Rauswurf des Torwarttrainers Zsolt Petry beim Bundesligisten Hertha BSC belastet die Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland. Der Stabschef von Präsident Viktor Orban stellte am Donnerstag die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland infrage. „In einem Rechtsstaat kann man für eine Meinungsäußerung nicht bestraft werden“, sagte der Orban-Vertraute Gergely Gulyas.
Der Schritt erinnere ihn an das „totalitäre Regime“ in Deutschland während der Nazi-Zeit. „Vor allem muss Deutschland die Frage beantworten, ob es die Rechtsstaatlichkeit noch aufrechterhält.“ Das ungarische Außenministerium erklärte am Donnerstag, dass die Entlassung „die freie Meinungsäußerung einschränkt“ und bestellte den Geschäftsträger der deutschen Botschaft ein.
Dies bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Äußerungen der ungarischen Regierung seien in keiner Weise nachvollziehbar. „Das hat der Geschäftsträger im Gespräch auch der ungarischen Regierung mitgeteilt. Die Anspielungen auf den Nationalsozialismus weisen wir in aller Deutlichkeit zurück.“ Ein Hertha-BSC-Sprecher nannte Gulyas‘ Vergleich auf Anfrage „abstrus“. Der Verein setze sich „aktiv für eine vielfältige Gesellschaft, Gleichberechtigung und Toleranz“ ein.
Petry hatte in einem Interview mit der Zeitung „Magyar Nemzet“ die europäische Einwanderungspolitik als „Ausdruck des moralischen Verfalls“ bezeichnet. Der Ungar kritisierte auch seinen Landsmann und Torhüter von RB Leipzig, Péter Gulácsi, der im Februar seine Solidarität mit einer Kampagne für LGBT-Rechte bekundet hatte.
Hertha erklärte am Dienstag, Petrys Äußerungen hätten gegen das Bekenntnis des Vereins zu Werten wie Vielfalt und Toleranz verstoßen. Der Vertrag des Ungarn sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Petry erklärte nach seiner Entlassung, er bedauere seine Äußerung zur Migration und entschuldige sich „bei allen Menschen, die Zuflucht suchen“.
dpa/Reuters/rc/sebe