Es ist das teuerste Gemälde der Welt – und verschwunden, seit es versteigert wurde. Nun wurde bekannt: Bald wird »Salvator Mundi« möglicherweise ausgestellt. Doch stammt es tatsächlich von da Vinci?
Die Geschichte des teuersten Gemäldes der Welt beginnt als Schnäppchen. Zwei US-amerikanische Kunsthändler kaufen das Gemälde, das die Welt heute als »Salvator Mundi« kennt, 2005 für nur 1175 Dollar von einem Auktionshaus in New Orleans – ohne es selbst gesehen zu haben. Sie lassen es aufwendig restaurieren, und danach beschleicht sie der Verdacht, Leonardo da Vinci könnte es gemalt haben, einer der berühmtesten Maler der Welt, der auch die »Mona Lisa« und »Das Abendmahl« schuf. Das Gemälde zeigt Jesus Christus, der die rechte Hand mit segnender Geste hält, und in der linken eine Kristallkugel.
Das Gemälde wird jahrelang aufwendig restauriert – 2011 stellte die Londoner National Gallery das Gemälde aus, und schreibt es da Vinci zu. 2017 schließlich wird das Bild versteigert – für 450 Millionen Dollar, was heute in etwa derselben Summe in Euro entspricht. Wer das Bild erwirbt, ist damals nicht bekannt. Und danach verschwindet es – bis heute hat es niemand mehr öffentlich gesehen.
Ist es überhaupt ein echter da Vinci?
Der Käufer, so wird Jahre später berichtet, soll der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sein. Er selbst hat das nie bestätigt. Doch nun äußerte sich einer der Kunstexperten, die das Gemälde nach seiner Entdeckung da Vinci zuschrieben. Der Kunsthistoriker Martin Kemp sagte der britischen »Times« : »Das Gemälde ist in Saudi-Arabien und das Land errichtet dort eine Galerie, die 2024 fertiggestellt werden soll. Es gab Anstrengungen, mich dort hinzubringen, um das Gemälde anzusehen.« Er sei bislang aber aus »offensichtlichen Gründen« noch nicht dorthin gereist. Grund seien das »Unrecht«, das vom saudischen Regime ausgehe. Doch wenn es helfe, »Salvator Mundi« wieder »an die frische Luft« zu bringen, sei er willens, das zu tun.
Dabei ist bis heute umstritten, ob tatsächlich Leonaro da Vinci das Bild malte. In der Kunstszene sind viele der Meinung, das Gemälde könnte von Schülern da Vincis gemalt und von ihm selbst lediglich ergänzt worden sein – wenn überhaupt. Die Herkunft des Bildes sei ungeklärt, und die umfassende Restauration könnte dazu geführt haben, dass es danach mehr nach da Vinci aussah als zuvor, so die Kritiker.
Die Unsicherheiten über die Echtheit führten wohl auch dazu, dass das Gemälde so lange nicht zu sehen war: 2019 sollte es eigentlich im Pariser Louvre ausgestellt werden – gemeinsam mit der »Mona Lisa«. Doch die Kuratorinnen und Kuratoren des Museum sollen sich geweigert haben, es als da Vinci auszuweisen. Es sei zwar in dessen Atelier entstanden, aber nicht von ihm selbst gemalt worden.
Kunsthistoriker Kemp selbst sagte der »Times«, er sei sich bis heute sicher, dass das Gemälde von da Vinci stamme. Er könne zwar nicht sagen, ob »jeder Pinselstrich von Leonardo« war, weil das Gemälde ursprünglich »ziemlich beschädigt« gewesen sei. Aber es sei ein »echter da Vinci«. Mehrere Merkmale wiesen darauf hin, so Kemp, wie zum Beispiel die wirbelig gemalte Struktur der Haare. has