Einfachere Stühle, weniger Gäste: Der britische König will seine Inthronisierung laut britischen Medien bescheidener begehen. Von der Idee sind nicht alle begeistert.
Soldaten in Galauniform und Salutschüsse, Gold und Glanz: Royale Zeremonien leben vom Pomp – vor allem die Krönungen. Und gewiss wird auch König Charles den Thron mit allerlei Bombast besteigen – doch wie britische Medien berichten, ist Charles dabei, das Fest zu trimmen.
Das Klatschblatt »Daily Mail« berichtete, zu Charles »Coronation« im nächsten Jahr würden 2000 Gäste erwartet. Das wären 6000 weniger als bei der Krönung seiner Mutter im Jahr 1953. Und statt der damaligen drei Stunden dürfe die Zeremonie nur 60 Minuten dauern. Auch der seriöse »Telegraph« schreibt, dem Herzog von Norfolk als Zuständigem sei aufgetragen worden, eine einfachere, kürzere und diversere Zeremonie zu organisieren.
Der König, so streut es der Palast, will das angestaubte Zeremoniell modernisieren und den Hofstaat verschlanken. Dutzende Mitarbeiter wurden entlassen oder auf andere Posten versetzt, wie Medien bereits kurz nach Charles’ Amtsantritt berichtet hatten. Die Verschlankung gilt auch für die Royal Family: Weniger Mitglieder treten öffentlich im Namen des Palasts auf.
Man sorgt sich wohl auch um die wirtschaftliche Lage: Die Bürgerinnen und Bürger hätten kein Verständnis mehr dafür, dass vor ihren Augen goldene Gewänder und wertvolle Juwelen getragen werden, wenn sie selbst nicht wissen, wie sie ihre nächste Mahlzeit bezahlen, heißt es in London.
Das war 1953 noch anders. Die Krönung von Elizabeth wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg fiel in eine Zeit des Stolzes und des Selbstbewusstseins. Das Empire umfasste viele Kolonien.
Salben lässt er sich trotzdem
Nicht alles aber soll anders werden, zumal Charles als Verfechter der Traditionen gilt. Kernelemente wie die Salbung mit geweihtem Öl, die Krönung selbst und der Eid bleiben ohnehin, wie der »Telegraph« betont. Doch statt der eigens für Elizabeths Krönung hergestellten Samtsitze wird es wohl einfache Stühle geben. Männliche Gäste werden zudem eher Anzug tragen als eine Krönungsrobe.
Nicht alle sind von den Plänen begeistert. In der »Daily Mail« warnen Kritiker vor der Verschlankung. Man nehme den Briten die Möglichkeit, sich und ihre Nation auf einer globalen Bühne zu präsentieren. So eine alte Zeremonie könne man zudem nicht einfach umschreiben.
Andere Experten zeigen sich gelassener. »König Charles nimmt die öffentliche Stimmung sehr richtig wahr«, sagte die Autorin Ingrid Seward, die mehrere Bücher über die Royals geschrieben hat. Die Krönung werde eher in »unsere Zeit passen«.
jpz/dpa