Tom Cruise beim Lunch der Oscarnominierten

Heute Nacht ein König

14.02.2023
Lesedauer: 5 Minuten
Im Zentrum des Geschehens: Tom Cruise in Los Angeles Foto: Jay L. Clendenin / Los Angeles Times / Getty Images

Das Oscar-»Luncheon« ist eine Art Probelauf für die große Gala. Diesmal geriet es zum »Meet and Greet« mit Tom Cruise. Über den Mann des Abends.

Da kommt er also an, Tom Cruise. Er mischt sich im Ballsaal des Beverly Hilton in Los Angeles unter die Menge. Hier ein Plausch, dort eine Umarmung, Menschen kommen und legen ihm die Hand auf die Schulter. Tom Cruise ist da, und es ist sein Abend.

Bei dem »Luncheon«-Empfang vier Wochen vor der Oscar-Gala feiern traditionell Dutzende Filmschaffende ihre Nominierungen, darunter Schauspieler, Regisseurinnen, Maskenbildner, Spezialeffekte-Macher oder Kurzfilmer. Stars wie Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis, Steven Spielberg und Michelle Williams kamen.

Die Veranstaltung ist auch eine Art Probelauf für Neulinge im Awardgeschäft. Die Nominierten werden im Allgemeinen gleichberechtigt behandelt. So kann es sein, dass ein relativ Unbekannter, der für den besten animierten Kurzfilm nominiert ist, neben einer Schauspielerin der A-Riege sitzt. Die Oscar-Trophäen werden am 12. März zum 95. Mal vergeben.

Manche ziehen natürlich mehr Aufmerksamkeit auf sich: vor allem Tom Cruise, nominiert für den Film »Top Gun: Maverick«. Der Star unter den Stars des Abends. »Crowd in Cruise Control« titelte die »New York Times «.

Im Mittelpunkt: Tom Cruise mit Michelle Williams, Hong Chau und Steven Spielberg
Im Mittelpunkt: Tom Cruise mit Michelle Williams, Hong Chau und Steven Spielberg
 Foto: Willy Sanjuan / AP

Der 60 Jahre alte Cruise war auf dem Event ein gefragter Gesprächspartner. Chefs von Produktionsstudios und andere Nominierte wie Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai standen Schlange, um ein Wort mit ihm zu wechseln.

»Es ist völlig unwirklich«, sagte Yousafzai anschließend. »Ich habe ihn auf der Leinwand gesehen – und nun sehe ich ihn auf einmal in echt.«

Für Cruise war der Abend auch eine Art Rückkehr: Er hatte die Golden Globes und die Critics Choice Awards geschwänzt. Viele der Anwesenden hatten ihn lange nicht mehr gesehen, manch einer sah ihn zum ersten Mal.

Mal wieder auf einem Bild vereint: Steven Spielberg und Tom Cruise
Mal wieder auf einem Bild vereint: Steven Spielberg und Tom Cruise
 Foto: Willy Sanjuan / dpa

Und sie genossen es: Steven Spielberg bekam ein Foto mit ihm, die beiden waren seit Jahren nicht mehr gemeinsam auf einem Foto, schreibt die »NY Times«. Der Schauspieler Ke Huy Quan war demnach völlig außer sich: »Ich liebe dich!«, rief er. »Ich will ein Foto mit diesem Mann!«

Regisseur Guillermo del Toro umarmte Cruise, ebenso Angela Bassett und Michelle Williams. »Elvis«-Star Austin Butler robbte sich langsam ran, Cruise zog ihn schließlich zu sich, für eine lange Umarmung. Jamie Lee Curtis packte ihn am Hals und blickte ihm tief in die Augen.

Nah ran: Tom Cruise und Jamie Lee Curtis
Nah ran: Tom Cruise und Jamie Lee Curtis
 Foto: Willy Sanjuan / dpa

Warum eigentlich Cruise? Vielleicht, weil andere Größen abgesagt hatten, Rihanna und Lady Gaga etwa. Vielleicht, weil er einer der letzten Hollywoodstars alter Schule ist. Einer, dessen Name allein die Leute an die Kinokassen zwingt, egal, wie der Film heißt. Der seine irren Stunts selbst macht. Dass er ein hohes Tier in der umstrittenen Sekte Scientology ist? Vergessen. Er ist ja nicht allein damit in Hollywood.

Und noch ein Selfie: Cruise und Ashli Ferguson
Und noch ein Selfie: Cruise und Ashli Ferguson
 Foto: Willy Sanjuan / AP

Die Präsidentin der Oscar-Academy nutzte den Abend für Selbstkritik. Janet Yang sagte in ihrer Rede, die Reaktion auf die Ohrfeige des Schauspielers Will Smith sei »unzureichend« gewesen.

Smith hatte bei der Oscarverleihung im März 2022 Moderator Chris Rock aus Wut über einen Witz auf der Bühne geschlagen. Die Veranstalter hätten Smith nach der Attacke aus dem Saal werfen können, doch sie ließen die Show weiterlaufen. Smith bekam wenige Minuten später sogar eine der begehrtesten Trophäen des Abends, den Oscar für den besten Hauptdarsteller, für seine Leistung im Tennisdrama »King Richard«.

Die Academy brauchte nach dem Vorfall fast zwei Wochen, um zu reagieren. Smith wurde für zehn Jahre von allen Veranstaltungen ausgeschlossen. Der Schauspieler war zuvor selbst als Academy-Mitglied zurückgetreten.

Präsidentin Yang sagte nun, man habe gelernt, dass man in Krisenzeiten »schnell, umsichtig und entschlossen« handeln müsse. Apropos schnell: Yang erwähnte noch, dass Dankesreden künftig nicht länger als 45 Sekunden dauern dürften. Danach fange die Musik an.

Danach wurde es wieder heiterer: Höhepunkt des Treffens ist das »Klassenfoto«, dessen Inszenierung einer Abifeier gleicht. Name für Name werden die Gäste auf die Bühne gerufen, unter lautem Applaus. Schulter an Schulter stellten sich alle Gäste für das traditionelle Gruppenbild im Halbkreis auf. Eine halbe Stunde dauerte es, bis alle 180 Nominierten versammelt waren.

Auf dem Bild sitzt Cruise neben Kollegin Angela Bassett. Er hat den Arm um sie gelegt, sie berührt seine Hand. Es ist sein Abend. 

jpz/AP/Reuters/dpa

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