Entsetzen in Hollywood nach Gerichtsentscheidung

Harvey Weinstein und der Kampf um MeToo

26.04.2024
Lesedauer: 3 Minuten
1998 bei den Golden Globes in Beverly Hills: Madonna (heute 65), Harvey Weinstein (heute 72) und Gwyneth Paltrow (heute 51). Paltrow half später mit ihren Aussagen Weinstein vor Gericht zu bringen Foto: Patrick McMullan via Getty Images

Es ging so etwas wie ein Aufatmen durch Hollywood als Film-Mogul Harvey Weinstein (72) am 24. Februar 2020 wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen wurde. Er bekam 23 Jahre Haft für Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Später kamen noch einmal 16 Jahre aus einem kalifornischen Urteil obendrauf. Aus dem berühmten Hollywood-Produzenten wurde ein Täter.

Jetzt die unfassbare Wende: New Yorks höchstes Gericht hob am Donnerstag Harvey Weinsteins Vergewaltigungsverurteilung aus dem Jahr 2020 wieder auf! Die Begründung des Berufungsgerichts: Es wurden Verfahrensfehler gemacht. Demnach sagten Frauen über Vorwürfe aus, die nicht Teil der Anklage waren. Und: Weinstein sei auf eine Art und Weise ins Kreuzverhör genommen worden, die ihn in einem „höchst nachteiligen“ Licht dargestellt haben soll.

„Entsetzt!“

Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino (56) war eine der ersten Frauen, die dem Filmproduzenten sexuelle Belästigung vorgeworfen hatte. Sie sei „entsetzt!“, schrieb sie am Donnerstag auf X (vormals Twitter). Und weiter: „Seit wann lassen Gerichte Beweise für Verhaltensmuster nicht zu, die frühere schlechte Taten belegen?“

Schauspielerin Ashley Judd (56), deren Aussage über Weinstein zur Einleitung des Verfahrens führte, schrieb bei X: „So ist es, eine Frau in Amerika zu sein und mit männlichem Anspruch auf unseren Körper zu leben.“

Filmfestspiele in Venedig im Jahr 2005: Russell Crowe, Harvey Weinstein und Renee Zellweger. Wer mit Weinstein gut stand, dessen Karriere stand in Hollywood nichts im Weg
Foto: Getty Images
Im Prozess baute Weinstein sichtlich ab (hier am Tag der Urteilsverkündung im Februar 2020 in New York)
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Es ging um Vergewaltigung, Macht und Nötigung

Dem historischen Prozess in New York 2020 war eine mediale Schlacht um die Wahrheit vorausgegangen. Es ging um Themen, die seit Jahrzehnten bekannt waren, aber so in dieser Deutlichkeit nie ausgesprochen wurden: Um Machtmissbrauch in Hollywood von einem älteren, weißen Mann an jungen Frauen, die lange schwiegen – aus Angst, Scham, Resignation. In dem Prozess sagte eine ehemalige Produktionsassistentin aus, 2006 von Weinstein zum Oralsex gezwungen worden zu sein. Eine andere Frau gab an, 2013 von ihm vergewaltigt worden zu sein.

Auch jenseits der Gerichtsräume hagelte es Anklagen: Laut „New York Times“ warfen mehr als 100 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe und übergriffiges Verhalten vor, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow (51) und Angelina Jolie (48). Wie viel nachteiliger ein Angeklagter vor Gericht angesichts dieser solcher Vorwürfe noch dargestellt werden kann, bleibt fraglich.

Der Hashtag MeToo, der den Prozess begleitete, stand zudem auf einzigartige Art und Weise für unzählige Frauen weltweit, die sich mit Weinsteins Opfern solidarisierten, weil sie genau solche Übergriffe selbst erlebt hatten.

Staatsanwaltschaft: „Werden alles tun“

Weinsteins Anwalt Arthur Aidala sagte am Donnerstag der „New York Times“, die Entscheidung sei sowohl ein Sieg für seinen Mandanten als auch „für jeden Angeklagten im Bundesstaat New York“. Außerdem habe sein Team von Anfang an „gewusst, dass Weinstein keinen fairen Prozess bekommen hat“. Ein Narrativ, das stark an die Argumentation von Trumps Anwälten erinnert.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft von Manhattan hielt dagegen: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln, und unserem Engagement für Überlebende sexueller Übergriffe treu bleiben.“

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