Prozess gegen Sänger

Erstmals beschuldigt ein Mann R. Kelly vor Gericht des Missbrauchs

31.08.2021
Lesedauer: 3 Minuten
»Louis« (Gerichtszeichnung) wirft R. Kelly Missbrauch vor Foto: JANE ROSENBERG / REUTERS

»Er fragte mich, was ich bereit sei, für die Musik zu tun«: Erstmals hat ein Mann R. Kelly vor Gericht Missbrauch vorgeworfen. Der Sänger soll seine Taten teils aufgezeichnet haben.

Im Missbrauchsprozess gegen R. Kelly hat erstmals ein Mann gegen den R’n’B-Star ausgesagt. Der Zeuge, der in der Öffentlichkeit das Pseudonym »Louis« verwendet, warf Kelly am Montag bei einer Gerichtsanhörung in New York vor, ihn im Alter von 17 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Kelly habe ihn unter dem Vorwand zu sich eingeladen, ihn bei seiner Musik zu unterstützen.

»Louis« gab an, Kelly im Jahr 2006 kennengelernt zu haben. Er sei zur Nachtschicht in einer Schnellrestaurant-Filiale in Chicago gewesen, als Kelly ihm seine Telefonnummer zugesteckt habe, sagte der Zeuge dem Gericht. Kelly habe ihn in sein Haus eingeladen unter dem Vorwand, er könne in seinem Studio auftreten und vielleicht ein paar Tipps für die Musikbranche bekommen.

Aufforderung zum Schweigen

Als er Kelly später in dessen Haus getroffen habe, habe der Sänger ihn in seine Garage geführt. »Er fragte mich, was ich bereit sei, für die Musik zu tun«, sagte der Zeuge. Er habe ihm vorgeschlagen, etwa die Taschen des Musikers tragen zu können, sagte »Louis« laut einem Bericht des »Insider«.

Der Sänger habe jedoch begonnen über Sex zu sprechen und den Jugendlichen dann missbraucht. Er habe ihn aufgefordert, aufzuhören, sagte »Louis«. Nach der Tat habe Kelly ihn angewiesen, das Geschehene für sich zu behalten. »Wir sind jetzt eine Familie, Brüder«, habe Kelly gesagt. Spätere sexuelle Handlungen habe Kelly per Video aufgezeichnet.

»Louis« sagte aus, Kelly habe ihn darum gebeten, ihn »Daddy« zu nennen. Ähnliches berichteten auch mehrere Frauen, die Kelly Sexualstraftaten vorwerfen. »Louis« tritt nicht als eines der mutmaßlichen Opfer Kellys in der Anklageschrift auf, sondern zählt zu den weiteren Zeugen der Staatsanwaltschaft.

»Louis« handelte eine Übereinkunft mit der Staatsanwaltschaft aus, nachdem er wegen Bestechung im Februar 2021 selbst verurteilt worden war. Er hatte einer möglichen Zeugin gegen Kelly Geld angeboten – in der Hoffnung, diese würde »nicht mit der Bundesanwaltschaft kooperieren«. »Louis« hatte nach eigenen Angaben Sorge, dass die Frau im Besitz von Missbrauchsaufnahmen von ihm und Kelly sein könnte und diese an die Öffentlichkeit geraten würden.

Der Prozess gegen R. Kelly hatte Mitte August begonnen. Dem Sänger des Welthits »I Believe I Can Fly« werden in dem Verfahren unter anderem sexueller Missbrauch Minderjähriger, Entführung und Bestechung in den Jahren 1994 bis 2018 vorgeworfen.

Der heute 54-Jährige mit dem bürgerlichen Namen Robert Sylvester Kelly weist alle Vorwürfe zurück und hat auf nicht schuldig plädiert. Über Kellys Schicksal entscheidet eine Jury aus zwölf Geschworenen, sieben Männern und fünf Frauen.

bbr/AFP

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