Jekaterinburg

Die „Drei Figuren“ haben plötzlich Augen: Wachmann malt Kringel auf wertvolles Gemälde im Jelzin-Zentrum

10.02.2022
Lesedauer: 2 Minuten
Auf den ersten Blick fallen die Augen kaum auf. © Handout / PR

Anna Leporskajas Gemälde „Drei Figuren“ wirkt, weil die Köpfe keine Augen und keine Gesichtszüge haben. Ein russischer Wachmann ergänzte das 900.000 Euro teure Bild mit einem Kugelschreiber. Die Polizei fand die Kringel zunächst halb so wild.

Das war sein erster Arbeitstag: Ein unbekannter Wachmann fing im Jelzin-Zentrum, einer der wichtigsten Kulturinstiutionen Russlands in Jekaterinburg an, die Stadt liegt im Ural. Offenbar war wenig los und der Mann langweilte sich schrecklich. Also nahm er einen Kuli und versah die gesichtslosen Figuren in einem berühmten Gemälde von Anna Leporskaja mit kleinen Kulleraugen.

Anna Leporskajas Gemälde „Drei Figuren“ (1932 – 1934) befand sich im letzten Dezember als Leihgabe in der Stadt. Sie ist einer der Meisterschülerinnen von Kasimir Malewitsch, einem der Väter der abstrakten Kunst. Sein Gemälde „Das Schwarze Quadrat auf weißem Grund“ von 1915 gilt als ein Meilenstein der Malerei der Moderne. Bis in die 1930er hinein war die Malerei in Russland wegweisend, solange bis Stalin einen realistischen Stil in der Art Alter Meister gewaltsam verordnete.

Psychische Störung

Kuratorin Anna Reshetkina sagte, das Gemälde sei von einem 60-jährigen Wachmann an seinem ersten Arbeitstag vandalisiert worden. „Der Wachmann hat die Augen mit einem Stift der Hausmarke des Jelzin-Zentrums gemalt“, sagte sie.

„Seine Motive sind noch unbekannt, aber die Verwaltung geht davon aus, dass es sich um eine Art von Geistesstörung handelt.“

Der anonym bleibende Mann soll nach dem Vorfall mehrere Tage lang nicht zur Arbeit gekommen sein und war auch telefonisch nicht erreichbar, so Reshetkina.

Ignorante Polizei 

Nicht nur der Wachmann war ignorant, die Polizei war auch nicht verständiger. Die Beamten fanden, die drei Kringel seien nicht der Rede wert und wollten die Sache zunächst nicht weiterverfolgen. Erst ein Anruf aus Moskau setzte die Ermittlungen in Gang. Schließlich wurde der Wachmann doch verhaftet. Die Polizei teilte mit, der Mann sei „ziemlich aggressiv gewesen und habe deutlich gemacht, dass ihm die Ermittlungen nicht gefielen“.

Im Falle eine Verurteilung drohen ihm eine saftige Geldstrafe oder eine dreimonatige Haftstrafe. Das Gemälde wurde nicht irreparabel geschädigt. Der Schaden soll dank des oberflächlichen Strichs des Mannes nicht tiefgehen. Die Versicherungsgesellschaft geht davon aus, dass das Bild für etwa 2500 Pfund restauriert werden kann.

Quelle: Artnewspaper.ru

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