Im Oktober will Heino in Düsseldorf einen „deutschen Liederabend“ präsentieren. Das dortige Konzerthaus aber distanzierte sich vom Programm. Der Sänger ist empört. Nun sprach der Oberbürgermeister ein Machtwort.
Sänger Heino und die Düsseldorfer Tonhalle streiten sich um einen „deutschen Liederabend“. „Wir stören uns an dem etwas tümelnden Untertitel“, sagte eine Sprecherin des Konzerthauses am Montag auf Anfrage. Deswegen werde man diesen Abend mit diesem Untertitel nicht selbst bewerben.
Die für den 8. Oktober in der Tonhalle geplante Veranstaltung könne aber natürlich stattfinden. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über den Dissens berichtet.
Heino erwog offenbar kurzzeitig, die Location zu wechseln, wie sein Manager Helmut Werner der Deutschen Presse-Agentur sagte: „Welches absurde Gedankengut muss man haben, um sich am Wort ,deutsch‘ zu stören?“ Der Sänger habe sich in einem Interview 2019 sogar für ein Verbot der AfD ausgesprochen.
„Städtische Räume sind kein Ort für Hetze“, richtete man Heino aus
Die Tonhalle bestätigte, dass man Heinos Management auf eine städtische Richtlinie hingewiesen habe, an die man gebunden sei: „Städtische Räume sind kein Ort für Hetze.“ Heino-Manager Werner stieß das besonders auf: „Alleine eine Verbindung mit dem Wort deutsch, Heino und Hetze herzustellen, entbehrt jeglichem klaren Verstand.“
„Heino ist ein deutscher Sänger, der deutsche Lieder singt. Wenn das Wort ,deutsch‘ jetzt schon rechtspopulistisch ist, schafft Deutschland seine Identität ab“, sagte Werner. „Es ist absurd, welche Dimension diese politische Korrektheit angenommen hat. Das Wort ,deutsch‘ gehört allen Deutschen.“
Ursprünglich habe der Abend „Heino goes Klassik – mit großem Orchester“ heißen sollen. Wegen der Corona-Pandemie wird aber ein großes Orchester absehbar nicht auf Tournee gehen können. Daher habe man den Untertitel ändern müssen. Keine der übrigen 17 Konzerthallen habe daran Anstoß genommen, so Werner.
Bürgermeister schaltete sich ein
Tonhallen-Intendant Michael Becker sagte dagegen: „Es geht hier um die Bezeichnung eines Liederabends als deutsch. Das bezieht sich dann auf die Form des Konzerts und nicht auf den Inhalt.“
Das sei fachlich wie politisch nicht korrekt. Man habe in der Tonhalle auch keine deutschen Symphoniekonzerte, wenn nur Brahms und Beethoven gespielt werde. „Also: Deutsch ist prima. Deutsches Lied ist sogar ein wissenschaftlich verbürgter Begriff aber ,deutscher Liederabend‘ ist eben nicht richtig.“
Unterdessen hat sich auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (CDU) in den Streit eingeschaltet.
Auf Nachfrage von WELT erklärte er: „Ich sehe in dem Plakat von Heino keinerlei nationalistische oder ähnliche Tendenzen und teile die Kritik daran nicht. Die sprachliche Ungenauigkeit, dass es ein „Abend mit deutschsprachiger Musik“ und kein „deutscher Liederabend“ sein müsste, sehe ich – wenn überhaupt – als marginal an. Insofern haben der Intendant der Tonhalle und ich besprochen, dass das Tourneeplakat aufgehangen wird. Zudem werde ich das Gespräch mit Heino suchen.“
Laut einer Stadtsprecherin werden nicht nur die Tournee-Plakate aufgehängt, sondern auch die Werbung auf der Homepage der Tonhalle und in den Programmheften geschaltet, wie es weiter hieß.