Bundeswehr-Mission in Afghanistan

Wen haben wir da eigentlich gerettet?

30.08.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Deutsche Bundeswehrsoldaten auf dem Rollfeld im niedersächsischen Wunstorf kurz nach ihrer Rückkehr aus Kabul. Doch wen haben sie überhaupt gerettet? Foto: Friso Gentsch/dpa

Es war das erklärte Ziel der Bundesregierung bei der Evakuierungsmission aus Kabul: Ortskräfte retten! Also die Menschen – und ihre Familien – aus den Fängen der Taliban retten, die jahrelang für die Bundeswehr gearbeitet haben und jetzt in Lebensgefahr sind.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (67, CDU) versprach, „vor allem“ afghanische Ortskräfte zu uns bringen zu wollen.

▶︎ Aber wer saß wirklich in den Rettungsfliegern nach Deutschland?

Denn: Am Donnerstag präsentierte das Bundesinnenministerium (BMI) in einer internen Schaltkonferenz anderen Ministerien und Behörden heikle Zahlen. Sie zeigen: Unter den Geretteten waren kaum Ortskräfte (BILD berichtete).

Deutsche Bundeswehrsoldaten auf dem Rollfeld im niedersächsischen Wunstorf kurz nach ihrer Rückkehr aus Kabul. Doch wen haben sie überhaupt gerettet?
Deutsche Bundeswehrsoldaten auf dem Rollfeld im niedersächsischen Wunstorf kurz nach ihrer Rückkehr aus Kabul. Doch wen haben sie überhaupt gerettet? Foto: Friso Gentsch/dpa

Demnach waren von knapp 3600 Afghanen (Stand Donnerstag), die seit dem 17. August ausgeflogen wurden, nur rund 100 Ortskräfte, dazu ca. 370 Familienangehörige. Davon wiederum standen nur 260 Menschen auf den viel diskutierten Listen, die das Auswärtige Amt nach eigenen Abend am Flughafen von Kabul akribisch abarbeitete – ein Bruchteil aller Ausgeflogenen!

Chart: Evakuierungen aus Afghanistan nach Ländern - Infografik

Das bedeutet: Über 10 000 Ortskräfte und Angehörige sind noch immer in Afghanistan. Wer die afghanischen Staatsbürger sind, die die Bundeswehr zwischen dem 17. und dem 26. August nach Deutschland ausgeflogen hat – völlig unklar!

Aus der Bundesregierung heißt es, dass die endgültige Anzahl von Ortskräften deutlich höher sei. ABER: Genaue Zahlen konnte die Regierung am Wochenende nicht vorlegen.

Bitter: Innenminister Horst Seehofer (72, CSU) erklärte der BILD am SONNTAG, dass drei ausgeflogene Afghanen gefälschte Dokumente hatten, vier sogar schon einmal als Staftäter aus Deutschland abgeschoben wurden. BILD erfuhr: Zwei von ihnen sind Vergewaltiger.

Immerhin: Bislang wurde unter den Afghanen keiner ausgemacht, der unter Terrorverdacht stehe.

Innen-Experte Hans-Jürgen Irmer (69, CDU) fordert in BILD: „Das Auswärtige Amt sollte umgehend öffentlich machen, wer die Afghanen sind, die nach Deutschland ausgeflogen wurden, und wie viele davon Ortskräfte sind.“

Grünen-Abgeordneter Konstantin von Notz (50) nennt das Handeln der Regierung ein „Desaster“. Von Notz zu BILD: „Weil man die Evakuierung der Ortskräfte so lange verzögert hat, konnte man die Betroffenen nicht in einem geordneten Verfahren ausfliegen und musste Tausende zurücklassen!“

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