Breites Echo auf Terror-Razzia

US-Medium sieht „Viertes Reich abgewendet“

08.12.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Heinrich Reuß sitzt nun in Untersuchungshaft. (Foto: picture alliance/dpa)

Die Festnahme von 25 Terrorverdächtigen ruft nicht nur in Deutschland heftige Reaktionen hervor. Auch in den USA ist das Interesse an der Razzia groß. Dort ziehen Medien Parallelen zum Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021.

„Deutschland hat gerade seinen eigenen 6. Januar und vielleicht das Vierte Reich abgewendet.“ Größer könnten die Dimensionen kaum sein, mit denen die „Washington Post“ ihre Analyse zur mutmaßlichen Terrorgruppe um „Heinrich XIII.“ betitelt. Lange nicht war das Interesse der US-Medien an deutscher Innenpolitik so immens. Ob in „New York Times“ oder „Wall Street Journal“ – die USA fragen sich, was da los ist in der Bundesrepublik.

Das verwundert wenig. Eine Gruppe Extremisten, die plant, das Parlament anzugreifen und dabei über Leichen gehen würde – der Vergleich zum Kapitol-Sturm liegt nicht nur nahe, er lässt sich gar nicht von der Hand weisen. Auch Autor Andreas Kluth macht in der „Washington Post“ für Deutschland einen Moment der Erkenntnis aus, den die USA bereits knapp zwei Jahre zuvor, am 6. Januar 2021 hatte: „Die Verrückten werden immer radikaler“.

Neu für die Leserschaft in Übersee dürfte aber das Phänomen der „Reichsbürger“ sein. Hierzulande bekannt für krude Theorien, eigenständige Staatsgründungen und mitunter tödliche Waffengewalt, bemühen sich US-Zeitungen einer Erklärung dieser deutschen Sonderform des Rechtsextremismus. Reichsbürger seien der Ansicht, „dass die deutsche Republik nach dem Zweiten Weltkrieg kein souveräner Staat, sondern eine von den siegreichen Alliierten gegründete Gesellschaft ist“, schreibt die „New York Times“. Immerhin das Wort „Reich“ wird wohl auch beim angelsächsischen Publikum Assoziationen wecken.

Aufmerksamkeit für den „Putsch Prinzen“

Im Schlaglicht steht auch der mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe, Heinrich XIII. Prinz Reuß. Die „Washington Post“ widmet dem 71-Jährigen ein ganzes Porträt, dessen Inhalt er sich wahrscheinlich anders vorgestellt hätte. Darin wird er als „Putsch-Prinz“ tituliert, der die Monarchie in Deutschland wieder einführen wolle und dem Verbindungen nach Russland nachgesagt werden.

Ob die deutschen Sicherheitsbehörden mit der Festnahme des Prinzen und seinen mutmaßlichen Gefolgsleuten wirklich ein „Viertes Reich“ verhindert haben, wie in der „Washington Post“ heraufbeschworen, sei dahingestellt. Welche Gefahr von den Terrorverdächtigen ausgegangen ist, liegt noch im Dunkeln. US-Medien erkennen jedoch eine Gemeinsamkeit, die beide Länder gleichermaßen vor Herausforderungen stellt: Die zunehmende Bedrohung der Demokratie durch radikale Strömungen, die vor Gewalt nicht zurückschrecken. Kluth fordert in der „Washington Post“ ein transatlantisches Bollwerk dagegen und schlägt vor, das im Deutschen geflügelte Wort der „wehrhaften Demokratie“ ins Englische zu übertragen.

Die Reaktionen zeigen, wie ernst die USA den Vorfall in Deutschland nehmen. Nicht nur medial, sondern auch politisch. So hat Washington der Bundesregierung bereits geheimdienstliche Unterstützung angeboten. „Wir bleiben in engem Kontakt mit unseren Partnern in der Regierung und stehen bereit, um zu helfen, wenn wir darum gebeten werden“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.

Quelle: ntv.de

Das könnte Sie auch interessieren

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024
ARD-Show "Die 100"
26.11.2024
Abstimmung über neue EU-Kommission
27.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

14 − 1 =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien