Tschetscheniens Diktator Kadyrow ist für grobe Propaganda bekannt. Nun teilte er in einem Interview gegen den Westen aus – und will in Teilen Deutschlands wieder russische Truppen sehen: »Das ist unser Territorium.«
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow gilt als Scharfmacher im Dienste des Kremls. Regelmäßig provoziert er mit martialischen Äußerungen wie dem Einsatz von Atombomben im Ukrainekrieg. Nun hat er in einem Interview in der Propagandasendung »60 Minuten« über die Rückkehr russischer Truppen nach Ostdeutschland gesprochen.
»Wir müssen zurückkehren, das ist unser Territorium«, sagte Kadyrow mit Bezug auf die sowjetische Besatzungszeit im Gebiet der DDR. Das sieht er als gerechtfertigte Reaktion auf die westlichen Panzerlieferungen an die Ukraine. Kanzler Olaf Scholz müsse für seine Äußerungen zu Russland »auf die Schnauze« bekommen.
Kadyrow ist ein ehemaliger Kämpfer der tschetschenischen Separatisten. Ende der Neunzigerjahre wechselte er die Seiten und schloss sich zusammen mit seinem Clan der prorussischen Regierung in der Kaukasusrepublik an. Der russische Staatschef Wladimir Putin selbst machte Kadyrow 2007 zum Präsidenten von Tschetschenien, einer autonomen Republik der Russischen Föderation. Er gilt als Mann fürs Grobe, in Russland ist er als »Putins Bluthund« bekannt. Menschenrechtler werfen Kadyrow vor, mit Putins Segen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien mit diktatorischer Macht zu regieren und seine Gegner foltern und ermorden zu lassen.
Kadyrow fabuliert vom Sieg
Den Abzug sowjetischer Truppen vom Gebiet der DDR nannte Kadyrow einen Fehler. Die Verantwortlichen wie der im vorigen Jahr gestorbene Ex-Präsident Michail Gorbatschow hätten als »Verräter« bestraft werden müssen, so der 46-Jährige. Nur durch die Stationierung von Truppen würden die Deutschen ihren Platz in der Hierarchie verstehen, sagte Kadyrow. Von einer möglichen Konfrontation mit der Nato oder einem drohenden Atomkrieg zeigte er sich unbeeindruckt. Davor habe er keine Angst. »Wir werden gewinnen und sie vernichten«, sagte er.
Zuletzt hatte auch Kremlchef Wladimir Putin scharf kritisiert, dass bald erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Panzer auf russische Soldaten schießen würden. Er drohte damit, nicht nur Panzertechnik gegen die Angreifer als Antwort einzusetzen.
Auch in Bezug auf die Ukraine selbst prahlte Kadyrow mit martialischen Aussagen. Er glaubt, das Land bis Jahresende zu besiegen und wichtige Städte wie Kiew, Charkiw und Odessa erobern zu können. Tatsächlich hat die russische Armee auch nach knapp einem Jahr in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine ihre Ziele nicht erreicht.
mrc/dpa