Unwetter

Todesopfer nach Hauseinstürzen in Erftstadt

16.07.2021
Lesedauer: 16 Minuten
Ein Foto, das die Bezirksregierung Köln am Freitag über Twitter verbreitete, zeigt Überschwemmungen in Erftstadt-Blessem - Foto: Rhein-Erft-Kreis / picture alliance/dpa/Rhein-Erft-Kreis

NRW ist weiter im Ausnahmezustand: In Erftstadt sind Menschen gestorben, nachdem Häuser vom Wasser unterspült wurden. Die Rurtalsperre läuft über, Menschen sollen den Flusslauf meiden. Der Überblick.

Trinkwasserversorgung in Stolberg ist noch angespannt

10.08 Uhr: In der schwer vom Hochwasser getroffenen Stadt Stolberg bei Aachen ist auch am Freitagvormittag die Trinkwasserversorgung kritisch. Sie sei zurzeit eingeschränkt, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Bürgerinnen und Bürger sollten Trinkwasser vor dem Gebrauch abkochen. Zur Sicherstellung der Versorgung seien in allen Ortsteilen Trinkwasserbehälter aufgestellt worden, wo sich die Betroffenen bedienen könnten. Im Übrigen kümmere sich die Stadt um die Koordination von Geld- und Sachspenden. Nähere Informationen dazu sollten später folgen.

Am Donnerstag wurde aufgrund des Hochwassers das Trinkwassernetz beschädigt, wodurch es zu Druckabfällen im Netz gekommen ist.

Kramp-Karrenbauer: Katastrophenhilfe oberste Priorität für Bundeswehr

10.01 Uhr: Die Bundeswehr soll der Hilfe nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands nun Vorrang vor anderen Aufgaben geben. »Jetzt kommt es darauf an, geeignetes Material aus der ganzen Republik bereitzustellen. Hierzu habe ich bereits angeordnet, dass alle anderen Aufträge, die nicht unmittelbar mit den Auslandseinsätzen verbunden sind, hintangestellt werden«, teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Freitag mit.

Die »oberste Priorität« liege jetzt bei der Katastrophenhilfe in den betroffenen Städten und Kommunen. »Die Bilder aus den Hochwasserregionen bestürzen uns alle. Die Bundeswehr leistet mit den schnell verfügbaren Kräften vor Ort bereits tatkräftige Hilfe bei Gefahrenabwehr und Räumarbeiten«, so Kramp-Karrenbauer. »Die Amtshilfeverfahren sind durch die Pandemiebekämpfung gut eingespielt und auf sie kann verlässlich zurückgegriffen werden.«

Baden-Württemberg schickt hunderte Helfer nach Rheinland-Pfalz

9.54 Uhr: Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die Hochwassergebiete in Rheinland-Pfalz mit rund 600 Einsatzkräften von Sanitätsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Derzeit seien hundert Krankenwagen, 15 Hochwasserzüge der Feuerwehr und ein Polizeihelikopter mit Höhenrettern im Einsatz, teilte das Innenministerium am Freitag mit.

Das Hochwasser habe »eine Schneise der Verwüstung hinterlassen«, erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU). In dieser Lage sei es »selbstverständlich, kräftige und entschlossene Hilfe zu leisten«.

Papst Franziskus betet für Opfer der Hochwasserkatastrophe

9.50 Uhr: Papst Franziskus hat nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands sein Mitgefühl ausgedrückt und der Toten gedacht. Das katholische Kirchenoberhaupt habe mit großer Betroffenheit von den schweren Unwettern und Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erfahren, hieß es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm vom Donnerstagabend.

Papst Franziskus (Archivbild)

Papst Franziskus (Archivbild) Foto: Evandro Inetti / imago images/ZUMA Wire

Franziskus gedachte im Gebet der ums Leben gekommenen Menschen und bekundete den Angehörigen seine tief empfundene Anteilnahme. Der 84-Jährige bete auch für die zahlreichen Vermissten, Verletzen und alle, die zu Schaden gekommen seien oder durch die Naturgewalten ihre Lebensgrundlage verloren haben, hieß es weiter.

Überschwemmte Fahrbahn – A1 bei Kreuz Leverkusen gesperrt

9.43 Uhr: Wegen einer überschwemmten Fahrbahn ist die Autobahn 1 bei Leverkusen in beide Richtung voll gesperrt. Betroffen sei die Strecke zwischen der Anschlussstelle Wermelskirchen und dem Autobahnkreuz Leverkusen, teilte die Autobahn GmbH Rheinland am Freitag auf Twitter mit. Die Strecke soll demnach »so schnell wie möglich« wieder freigegeben werden.

Frankreich sichert Deutschland und Belgien Hilfe zu

09.40 Uhr: Frankreich sichert Deutschland und Belgien Solidarität und Unterstützung zu, wie Ministerpräsident Jean Castex auf Twitter erklärte. Ins belgische Lüttich seien 40 Einsatzkräfte des französischen Militärs sowie ein Rettungshubschrauber entsandt worden.

Bezirksregierung: Todesopfer nach Hauseinstürzen in Erftstadt

09.36 Uhr: Beim Einsturz von Häusern in Erftstadt-Blessem sind Menschen ums Leben gekommen. »Es gibt Todesopfer«, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln am Freitag. In der Ortschaft war es zu massiven und schnell fortschreitenden Unterspülungen von Häusern gekommen.

Spürhunde und Bausachverständige in der Eifel im Einsatz

09.30 Uhr: In der Hochwasserkatastrophe in der Eifel unterstützen auch Spürhunde und Bausachverständige die Rettungskräfte. »Als gestern in Schuld das Wasser zurückging, war auch eine Spürhundstaffel im Einsatz«, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau im Kreis Ahrweiler, Guido Nisius (CDU), am Freitagmorgen.

In dem besonders vom Hochwasser heimgesuchten Dorf Schuld am Flüsschen Ahr mit sechs eingestürzten und vielen beschädigten Häusern werde weiter mit Hochdruck nach Vermissten gesucht. »Bausachverständige haben in Schuld jedes Gebäude begutachtet, ob es einsturzgefährdet ist«, erklärte Nisius. Falls nicht, seien die Rettungskräfte hineingegangen.

Das Dorf Schuld bei Bad Neuenahr wurde heftig von den Fluten getroffen

Das Dorf Schuld bei Bad Neuenahr wurde heftig von den Fluten getroffen Foto: BERND LAUTER / AFP

Allein in der Verbandsgemeinde Adenau wurden laut dem Bürgermeister auch am Freitagmorgen noch etwa 30 Bürger vermisst. Zugleich scheine hier das zunächst zusammengebrochene Handynetz wieder halbwegs zu funktionieren. Nisius wusste nach eigener Aussage auch am Freitagmorgen noch nicht, wie viele der für Rheinland-Pfalz gemeldeten mehr als 50 Toten aus seiner Verbandsgemeinde Adenau stammten.

Seehofer kündigt »ein großes Paket« für Flutopfer an

09.20 Uhr: Die Bundesregierung will innerhalb weniger Tage umfangreiche Finanzhilfen für die Hochwasser-Geschädigten vorbereiten. »Das Konzept dafür entwickelt mein Haus gerade noch mit der Bundeskanzlerin und Bundesfinanzminister Olaf Scholz«, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im SPIEGEL-Interview. »Es soll möglichst schon am Mittwoch ins Kabinett.« Details wolle er nicht nennen, bevor es ein klares Bild vom Ausmaß der Schäden gebe. »Aber Sie können davon ausgehen, dass es ein großes Paket sein wird«, sagte Seehofer.

Beim sogenannten Jahrhunderthochwasser von Elbe und Donau, das 2013 acht Bundesländer betraf, hatte die Bundesregierung einen Fluthilfefonds über acht Milliarden Euro aufgelegt.

A 44 bei Jülich wegen Überschwemmung voll gesperrt

09.15 Uhr: Die Autobahn 44 ist bei Jülich wegen einer überschwemmten Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt. Das hat die Autobahn GmbH Rheinland am Freitag mitgeteilt. Die Sperrung sei zwischen den Anschlussstellen Jülich-Ost und Jülich-West. Die Strecke soll so schnell wie möglich wieder freigegeben werden.

Schulze fordert langfristige Hilfen für betroffene Kommunen

09.05 Uhr: Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vor allem für die Kommunen kurzfristige, aber auch langfristige Hilfe gefordert. »Länder und Kommunen wissen am besten, was getan werden muss«, sagte Schulze im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Deshalb sei es wichtig, »dafür zu sorgen, dass sie das nötige Geld haben, um zu investieren, jetzt in der Notlage – und später, wenn es um die Vorsorge und den Wiederaufbau geht«.

Schulze mahnte eine rasche Hilfe an: »Bund und Länder müssen schnell eine Lösung finden, wie den Betroffenen dort in den Regionen geholfen werden kann.« Die Umweltministerin forderte zudem mehr Investitionen in Klimaschutz. Die Unwetter zeigten, dass der Klimawandel in Deutschland angekommen sei. »Das sind historische Wassermengen, die wir jetzt sehen.«

Rurtalsperre übergelaufen – Keine Einsätze in Düren

08.50 Uhr: Trotz Überlaufens der Rurtalsperre in der Eifel hat sich die Lage in Düren über Nacht leicht entspannt. »In der Nacht gab es nur einen geringen Anstieg der Rur«, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Düren. »Aufgrund des Anstiegs ist es zu keinen zusätzlichen Einsätzen gekommen.« Am Freitagmorgen liefen demnach keine Einsätze im Stadtgebiet Düren.

Die Rurtalsperre war in der Nacht zu Freitag »mit einer geringen Dynamik« übergelaufen, wie der Wasserverband Eifel-Rur mitgeteilt hatte. Deshalb wurde damit gerechnet, dass der Unterlauf der Rur überschwemmt und somit Keller und Häuser im Kreis Düren überflutet werden könnten. Das sollte zunächst Obermaubach, dann Düren und schließlich Jülich treffen. Die Rur entspringt in Belgien, durchläuft die Eifel in Nordrhein-Westfalen und mündet in den Niederlanden in die Maas.

Währenddessen bereitete sich die Stadt Jülich am frühen Freitagmorgen weiter auf die nahenden Wassermassen vor. Man rechne mit einem Anstieg des Hochwassers in Jülich ab 8 Uhr, schrieb der Kreis Düren am Freitagmorgen auf seiner Homepage.

Aufgrund vorsichtiger Prognosen falle dieser weniger extrem aus als zunächst angekündigt. »Die Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt und die tatsächliche Entwicklung bleibt abzuwarten«, hieß es weiter. Bürger sollten demnach nur in dringenden Notfällen den Notruf wählen, um vollgelaufene Keller könne man sich zurzeit nicht kümmern.

Zugverkehr in NRW und Rheinland-Pfalz weiter massiv eingeschränkt

08.35 Uhr: Der Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist wegen der Überflutungen weiterhin massiv beeinträchtigt. Zahlreiche Strecken seien komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar, teilte die Deutsche Bahn mit. »Die Wassermassen haben Gleise, Weichen Signaltechnik, Bahnhöfe und Stellwerke in vielen Landesteilen von NRW und Rheinland-Pfalz stark beschädigt.« Allein in Nordrhein-Westfalen seien Gleise auf einer Länge von rund 600 Kilometern betroffen. Die Ermittlung der Schäden laufe weiter auf Hochtouren.

Im Nahverkehr verkehren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien weiterhin nicht oder nur eingeschränkt, wie die Bahn mitteilte. Soweit es die Straßenverhältnisse zulassen, seien Ersatzbusse unterwegs.

Ein Zug steht in der Nacht am Bahnhof in Kordel, Rheinland-Pfalz. Ein Teil des Ortes wurde von den Wassermassen der Kyll überflutet

Ein Zug steht in der Nacht am Bahnhof in Kordel, Rheinland-Pfalz. Ein Teil des Ortes wurde von den Wassermassen der Kyll überflutet Foto: Harald Tittel / dpa

Im Fernverkehr ist unter anderem der Abschnitt Köln-Wuppertal-Hagen-Dortmund derzeit den Angaben zufolge nicht befahrbar. Es kommt zu Zug- und Halteausfällen. Dies gilt auch für die Strecke Köln-Koblenz über Bonn Hauptbahnhof. Die Strecke Köln-Düsseldorf-Essen-Dortmund ist nur mit erheblichen Einschränkungen befahrbar.

Auch der internationale Fernverkehr von und nach Brüssel ist immer noch unterbrochen, da in Belgien zahlreiche Strecken gesperrt sind. Für Informationen zur aktuellen Lage im Zugverkehr hat die Bahn eine kostenlose Sonder-Hotline eingerichtet: 08000 99 66 33.

Dreyer sieht Bewältigung der Unwetterfolgen als »langen, teuren Weg«

08.28 Uhr: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dringt auf Hilfe des Bundes zur Bewältigung der Folgen der Unwetterkatastrophe. »Das Leid ist groß in unserem Bundesland. Unser Bundesland hat so etwas noch nie gesehen«, sagte sie im ZDF. Es sei klar, dass diese Katastrophe nicht allein durch das Bundesland zu stemmen sei, erst Recht nicht durch die Kommunen. »Es ist ein langer Weg. Auch ein teurer Weg.«

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer (SPD) mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz im überfluteten Bad Neuenahr

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer (SPD) mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz im überfluteten Bad Neuenahr Foto: WOLFGANG RATTAY / REUTERS

Dreyer nannte es »beruhigend«, dass die Bundesregierung aber bereits Hilfe zugesagt habe. Die SPD-Politikerin verlangte auch mehr Anstrengungen für den Klimaschutz. Diese »Wahnsinnswelle« habe alle Dimensionen gesprengt, dagegen gebe es keinen Schutz. Deshalb müsse nun vor allem die Ursache solch einer Lage beseitigt werden. »Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass der Klimawandel seine Folgen hat, dem ist nicht zu helfen«, sagte sie.

23 Landkreise in NRW von Überschwemmungen betroffen

07.32 Uhr: In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn 23 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen.

Nach Angaben des BBK auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur waren dies (Stand Donnerstagabend):

– Oberbergischer Kreis
– Rhein-Sieg-Kreis
– Mettmann
– Heinsberg
– Düren
– Hochsauerlandkreis
– Rheinisch-Bergischer Kreis
– Wuppertal
– Rhein-Erft-Kreis
– Bochum
– Hagen
– Mülheim an der Ruhr
– Euskirchen
– Essen
– Ennepe-Ruhr-Kreis
– Köln
– Leverkusen
– Solingen
– Märkischer Kreis
– Oberhausen
– Unna
– Düsseldorf
– Bottrop

Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz steigt auf 50

06.58 Uhr: Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. »Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden«, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Donnerstagmorgen. Die Bergungsarbeiten liefen weiter.

Nordrhein-Westfalen meldete zuletzt 30 Tote, damit sind in Deutschland im Zusammenhang mit den Unwettern mindestens 80 Menschen gestorben.

Wie viele Menschen insbesondere in der Region um Bad Neuenahr-Ahrweiler noch vermisst werden, konnte der Sprecher nicht genau sagen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) hatte am Donnerstagabend davon gesprochen, dass das Schicksal von 40 bis 60 Menschen weiterhin ungeklärt sei.

Der Kreis Ahrweiler hatte sogar von 1300 noch vermissten Menschen im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit einem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handyempfang und viele Menschen seien nicht erreichbar.

Wohngebiet in Wangen im Allgäu überschwemmt

06.23 Uhr: In Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg ist aufgrund des Starkregens am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet worden. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs durch Treibgut blockiert. Dadurch sei das Wasser über das Ufer getreten und hätte das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt.

Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch – zahlreiche Keller und Garagen liefen voll mit Wasser. In einem Blockheizkraftwerk stand das Wasser demnach bis zu 1,60 Meter hoch. Wie viele Häuser von der Überflutung betroffen sind, war zunächst unklar.

Mehrere Straßen rund um das Ahrtal gesperrt

06.22 Uhr: Nach dem Unwetter sind weiterhin mehrere Straßen rund um das Ahrtal gesperrt. Die Autobahn 61 ist zwischen dem Autobahnkreuz Meckenheim und Türnich beidseitig nicht passierbar, wie die Polizei Koblenz mitteilte. Auch die Bundesstraße 9 ist demnach beidseitig zwischen Bad Breisig und Remagen gesperrt. Die Polizei bittet Autofahrer, das Ahrtal weiträumig zu umfahren. Rettungskräfte seien weiterhin im Einsatz.

Rurtalsperre läuft über – Überflutungen befürchtet

04.09 Uhr: Die Rurtalsperre in der Nordeifel läuft seit kurz vor Mitternacht über. Der Wasserverband Eifel-Rur meldet, dass sich die Zuflüsse zu den Talsperren in den vergangenen Stunden reduziert haben und der prognostizierte Überlauf der Rurtalsperre Schwammenauel mit »einer geringen Dynamik« begonnen habe. Gleichzeitig läuft der Überlauf über die Hochwasserentlastung weiter, um den Druck auf die Talsperre zu verringern.

Mit Überschwemmungen im Unterlauf der Rur sei zu rechnen. Überflutungen von Kellern und Häusern seien zu erwarten. Der Kreis Düren hatte bereits vor der Gefahr von Überflutungen in den Städten Heimbach, Nideggen und der Gemeinde Kreuzau gewarnt. Am frühen Freitagmorgen twitterte der Kreis, der Pegel-Anstieg der Rur könnte sich etwa drei Stunden nach dem Überlauf in Obermaubach bemerkbar machen, in Düren nach etwa vier und in Jülich nach 6 bis 7 Stunden.

Der Wasserverband warnte, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden. Auch sollten vollgelaufene Keller nicht betreten werden, weil die Gefahr von Stromschlägen bestehe. Nach Möglichkeit sollte der Strom vorher abgeschaltet werden. An besonders von Hochwasser betroffenen Stellen sei auch mit Evakuierungen zu rechnen. Auch könne es zur Sperrung von Straßen kommen.

Drei Schwerverletzte aus dem Fluss Wurm gerettet

04.05: Die Feuerwehr hat am Donnerstagabend drei Menschen aus dem Fluss Wurm gerettet, die dort zu ertrinken drohten. Wie die Kreispolizeibehörde Heinsberg mitteilte, waren zwei Männer und eine Frau ersten Erkenntnissen nach auf einem Boot bei Übach-Palenberg (Kreis Heinsberg) auf der Wurm unterwegs. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten sie in Sicherheit bringen, ein Rettungswagen brachte sie schwer verletzt in ein Krankenhaus.

In der Nähe sei außerdem eine weitere Person aufgefunden worden, die anschließend im Rettungswagen medizinisch behandelt wurde, teilte die Polizei weiter mit. Auch sie war offenbar auf einem Boot auf dem Fluss unterwegs gewesen, wie erste Ermittlungen der Polizei ergaben. Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass sich noch weitere Personen auf den Booten befanden, suchten Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei sowie der Rettungsdienst nach weiteren möglichen Verletzten.

Die Polizei rief ausdrücklich dazu auf, zu Hause zu bleiben und damit die Arbeiten der Rettungskräfte im Kreis Heinsberg zu unterstützen. »Bringen Sie sich nicht selbst und andere Menschen nicht in Gefahr.« Die Flüsse seien durch die Regenfälle so stark angestiegen, dass es lebensgefährlich sei, sich in die Nähe zu begeben oder sie gar mit Booten zu befahren, warnte die Polizei.

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Mobilfunknetz lahmgelegt, zahlreiche Vermisste

03.48 Uhr: Im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) werden rund 1300 Menschen vermisst, wie die Kreisverwaltung am Abend mitteilte. Eine Sprecherin verwies darauf, dass viele Menschen wegen des lahmgelegten Mobilfunknetzes nicht erreichbar seien. »Wir hoffen, dass sich das klärt«, sagte sie zu der hohen Zahl.

Hochwasser-Schäden: Laschet fordert »nationale Kraftanstrengung«

Armin Laschet spricht gestern im nordrhein-westfälischen Hagen zu den Medien

Armin Laschet spricht gestern im nordrhein-westfälischen Hagen zu den Medien Foto: Martin Meissner / AP

03.01 Uhr: Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung »Maybrit Illner«, es müssten Wege gefunden werden, sehr schnell wieder Straßen, Brücken und andere Infrastruktur in Gang zu setzen. Das Land werde helfen, nötig sei aber auch »eine große nationale Kraftanstrengung, damit schnell die schlimmsten Dinge beseitigt werden«.

Wasserstand an Steinbachtalsperre in NRW sinkt

02.23 Uhr: Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als »sehr instabil« eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.

Malteser aus dem Südwesten helfen in Rheinland-Pfalz

Bahngleise wurden in Altenahr vom Hochwasser unterspült

Bahngleise wurden in Altenahr vom Hochwasser unterspült Foto: Thomas Frey / dpa

00.19 Uhr: Einsatzkräfte des Malteser-Hilfsdienstes aus dem Südwesten unterstützen die Rettungskräfte im besonders schwer vom Hochwasser und Überschwemmungen betroffenen Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des baden-württembergischen Innenministeriums machten sich die Malteser am Donnerstag mit elf Krankentransportfahrzeugen auf den Weg in das Katastrophengebiet, wie es in einer Mitteilung des Hilfsdienstes hieß.

Die Helfer greifen demnach den Rettungskräften bei der Evakuierung von Krankenhäusern und Pflege- und Altenheimen unter die Arme. »Es ist für uns selbstverständlich, in dieser schwierigen Situation sofort länderübergreifend zu helfen und Solidarität zu zeigen. Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Betroffenen«, sagte der Malteser Regionalleiter Karl-Eugen Graf von Neipperg. Das Land Rheinland-Pfalz hatte nach Angaben des Malteser-Hilfsdienstes am Donnerstagnachmittag um überörtliche Hilfe in Form von 100 Krankentransportfahrzeugen für die Patientenverlegung gebeten.

SPD: »Alle Anstrengungen bündeln, um Menschenleben zu retten«

00.03 Uhr: Die SPD-Spitze setzt in der Hochwasser-Katastrophe auf konzentriertes Krisenmanagement und rasche Hilfe. »Jetzt gilt es, alle Anstrengungen zu bündeln, um Menschenleben zu retten und noch größere Schäden zu verhindern«, sagte SPD-Chef Norbert Walter-Borjans der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Walter-Borjans und die Co-Vorsitzende Saskia Esken drückten die Hoffnung aus, »dass die Vermissten unversehrt in den Kreis ihrer Familien zurückkehren«.

Walter-Borjans sagte, die Menschen, die um ihre finanzielle Existenz fürchteten, bräuchten schnell Klarheit. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau gelängen nur mit großer Solidarität.

Bundesamt unterstützt Hochwasserregionen mit Satellitenbildern

00.01 Uhr: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützt die von Hochwasser und Unwetter betroffenen Regionen in Deutschland unter anderem mit Satellitenbildern. »Auf Anfrage der Länder Rheinland-Pfalz, Baden-WürttembergHessen und Nordrhein-Westfalen hat das BBK den Copernicus Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement ausgelöst«, sagte Vizepräsident Thomas Herzog dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Copernicus ist das europäische Erdbeobachtungsprogramm.

»Erste Satellitenbilder aus den vom Unwetter betroffenen Gebieten werden seit heute Morgen aufgenommen. Diese Bilder werden, sobald verfügbar, den Beteiligten im Krisenmanagement zur Verfügung gestellt«, sagte Herzog. Zudem würden regelmäßig länderübergreifende Lagebilder erstellt, die den Bundesländern, Hilfsorganisationen und Bundesbehörden für ihr Krisenmanagement zur Verfügung gestellt würden. Das BBK kümmere sich zudem um die Koordinierung von Hilfen, beispielsweise von Helikoptern zur Rettung von Menschen oder Zapfstellen zur Abgabe von Trinkwasser.

Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind in den vergangenen Tagen mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren besonders betroffen. 

jok/ptz/lau/AFP/dpa/Reuters

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