Taliban verbieten Frauen in Filmen und Serien

23.11.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Eine Frau mit Kind in Kabul Foto: Hector Retamal / AFP

Die afghanische Wirtschaft liegt danieder, Millionen Menschen hungern. Für weitere Vorschriften finden die Taliban trotzdem Zeit. Jetzt verbannen sie Schauspielerinnen und die Darstellung fremder Kulturen aus dem TV.

In Afghanistan haben die regierenden Taliban weitreichende Einschränkungen für Fernsehinhalte verhängt. TV-Sender dürften keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielten oder die der islamischen Scharia oder afghanischen Werten widersprächen. Das geht aus einer Anweisung des Ministeriums für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters hervor. Sie wurde am Sonntag an Fernsehsender ausgegeben. Der Sprecher des Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte die Direktive am Montag.

Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die fremde Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und Sittenlosigkeit verursachten, müssten gestoppt werden, heißt es in der Anweisung. In Unterhaltungsprogrammen solle zudem niemand beleidigt werden. Weiter erlaubt ist der Auftritt von Moderatorinnen oder Reporterinnen, allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen.

In Afghanistan sind vor allem türkische, indische und iranische Serien beliebt, seltener wurden US-Serien oder Filme gezeigt. Bereits zuvor gab es von Konservativen oder Klerikern in dem Land immer wieder Kritik an diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten. Die Serien verführten die Jugend, hieß es. Auch Satireprogramme sind in Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär.

Wirtschaftskrise lässt Millionen Menschen hungern

Die Taliban hatten nach Beginn des Abzugs der internationalen Nato-Truppen weite Teile Afghanistans erobert. Am 15. August zogen die Islamisten kampflos in die Hauptstadt Kabul ein. Die afghanische Wirtschaft ist seitdem zusammengebrochen. Eine Dürre und der anstehende Winter mit steigenden Preisen verschärfen die Lage weiter. Die Vereinten Nationen warnten, von November an werde mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend Nahrung haben.

Weiter warnten sie am Montag vor den schweren Folgen eines Zusammenbruchs des Bankensystems. Die wirtschaftlichen Kosten mit den gesellschaftlichen Folgen seien »kolossal«, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Uno-Entwicklungsprogramms (UNDP).

Je länger die Verzögerung der Wiederherstellung des Finanz- und Bankensystems dauere, desto länger sei die Erholungsphase aufgrund des folgenden Vertrauensverlusts der internationalen Märkte. Diese Erosion sei schwer zu beheben, das könne Jahrzehnte dauern. Der Schutz wenigstens eines Teils des kommerziellen Bankensystems sei zudem notwendig, um humanitäre Hilfe leisten zu können.

In Folge der Machtübernahme der Taliban gibt es keine regulären Dollar-Lieferungen mehr in das Land, was zu einer Liquiditätskrise führte. Das Bankensystem funktioniert nicht mehr. Kontoinhaber können nur kleine Geldbeträge abheben. Banken haben die Kreditvergabe eingestellt. slü/dpa

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