Kiel – Was kann die Polizei mit Gewehren anfangen, deren Stahl nicht hart genug ist? Nichts! Deshalb müssen jetzt in Schleswig-Holstein die Waffen getauscht werden. Sie haben verkorkste Läufe – Materialschwäche!
Das nördlichste Bundesland verzichtet allerdings auf Regressforderungen. Für den Steuerzahler bedeutet das: Die Schrott-Nummer kostet ihn 4,3 Millionen Euro.
2018 hatte die Polizei in Schleswig-Holstein 563 MCX-Sturmgewehre der Firma Sig Sauer angeschafft. Die Gewehre kosteten rund 2500 Euro pro Stück.
Wie der „SHZ“ berichtet, waren jedoch schon drei Jahre später bei einigen Waffen die Läufe verschlissen. 53 Gewehre sind wegen Mängeln aktuell außer Dienst gestellt.
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Nach den Schäden an den Gewehr-Läufen sollte geprüft werden, ob die Abnutzung materialbedingt war.
Dennis Schneider, Sprecher im Landespolizeiamt: „Es wurden bei zwei verschiedenen, voneinander unabhängigen Prüfinstituten ein Materialgutachten in Auftrag gegeben. Beide haben festgestellt, dass die Waffen zwar unseren Anforderungen in der Ausschreibung entsprachen, aber bei der Verarbeitung und beim Aushärten des Rohmaterials Fertigungsfehler gemacht wurden, welche kausale Einflüsse auf die technische Lebensdauer hat.“
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Anfang des kommenden Jahres beginnt nun der Austausch der alten Waffen gegen neue Gewehre. Dabei handelt es sich um die HK437 von Heckler & Koch. Erste Trainings- und Einsatzwaffen sollen geliefert werden. Gesamt-Kosten: 4,3 Millionen Euro.
Und warum werden keine Regress-Ansprüche an Sig Sauer gestellt? „Es wurde eine Regressprüfung durch das Justiziariat durchgeführt. Allerdings waren die zu erzeugenden und nachweisbaren Ergebnisse des Materialgutachtens nicht eindeutig genug, um diesen Regress zu begründen. Hinzukommt der jetzige Gerichtsstand USA. Formalrechtlich wurden die Anforderungen im Leistungsverzeichnis der Ausschreibung erfüllt“, so Dennis Schneider.