J.D. Vance

„Sie deindustrialisieren Ihr eigenes Land“, sagte Trumps Vize über Deutschland

17.07.2024
Lesedauer: 5 Minuten
Bildquelle: welt.de

„Das ist keine auf Regeln basierende Ordnung. Das ist Europa“: Sollte mit Donald Trump auch sein Parteikollege J.D. Vance im November die US-Wahl gewinnen, kommen harte Zeiten auf Europa. Das zeigen die Aussagen des 39-Jährigen, besonders über Deutschland und die grüne Politik.

Kapitalgeber, Buchautor, Senator – und bald Vizepräsident der Vereinigten Staaten? Der neu ernannte Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance ist bekannt für seine Spitzen gegen Europa. Der 39-Jährige gilt nicht nur als entscheidender Kritiker der Ukraine-Hilfen, sondern auch als weitaus isolationistischer als Donald Trump selbst. Das sieht man an seinen Aussagen über Deutschland.

Vergangenes Jahr kritisierte er das Land insbesondere in Bezug auf das Engagement in der Ukraine. Er forderte von Berlin, eine stärke Rolle in dem Konflikt einzunehmen. Die Bundeswehr sei ein hoffnungsloser Fall, die deutsche Energiepolitik bezeichnete er unter der Ampel-Regierung als „idiotisch“.

Donald Trump und J.D. Vance
Quelle: AFP/KAMIL KRZACZYNSKI

„Deutschlands Verhalten in diesem Krieg ist schändlich, und es ist eine Beleidigung für unsere Wähler, dass zu viele Republikaner das mitmachen. Alle ihre Versprechungen haben sich in Mist verwandelt“, wütete er im März 2023 in den sozialen Medien. Und weiter: „Warum subventionieren amerikanische Steuerzahler die idiotische deutsche Energiepolitik und die schwache Verteidigungspolitik? Ein Rätsel.“

Auch in einem Beitrag in der „Financial Times“ aus dem Februar dieses Jahres griff Vance die deutsche Verteidigungskapazität an: „Deutschland gibt jedes Jahr erheblich mehr für die Verteidigung aus als Frankreich, ohne dass es dafür etwas zu sehen gibt. Die französische Armee verfügt über sechs hochgradig fähige Kombinationsbrigaden (…), aber die Bundeswehr kann kaum eine einzige kampffähige Brigade zusammenkratzen“, schrieb Vance. Deutschland sei die wichtigste Wirtschaft in Europa, zugleich sei es aber auf importierte Energie und geliehene militärische Stärke angewiesen.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz: U.S.-Senator J.D Vance sitzt mit Grünen-Politikerin Ricarda Lang und dem britischen Labour-Politiker David Lammy auf einem Podium
Quelle: picture alliance/ZUMAPRESS.com/Michaela Stache/Munich Security

Bei einer Podiumsdiskussion auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar, auf der pikanterweise auch Grünen-Chefin Ricarda Lang saß, sagte er über Deutschland: „Sie deindustrialisieren Ihr eigenes Land, während Sie gleichzeitig sagen, dass Putin um jeden Preis besiegt werden muss. Wenn Putin um jeden Preis besiegt werden muss, dann, liebe deutsche Freunde, hört auf, euer eigenes Land im Namen einer lächerlichen grünen Energiepolitik zu deindustrialisieren.“ Stattdessen solle Europa endlich „eine aggressivere Rolle in Bezug auf seine eigene Sicherheit übernehmen“.

Ein EU-Beamter bezeichnete Vance bereits als „Desaster“ für die Ukraine, schreibt das Magazin „Politico“.

Vance bezeichnet Großbritannien als „islamistisch“

Aber nicht nur Deutschland kommt schlecht weg. Großbritannien bezeichnete Vance jüngst als „islamistisches Land“: „Ich habe mich kürzlich mit einem Freund unterhalten, und wir sprachen darüber, dass eine der größten Gefahren in der Welt natürlich die Verbreitung von Atomwaffen ist“, sagte er vergangene Woche auf der sogenannten „National Conservatism Conference“ in Washington. „Und ich habe darüber gesprochen, welches das erste wirklich islamistische Land ist, das eine Atomwaffe bekommen wird. Und wir dachten, vielleicht ist es der Iran, vielleicht zählt Pakistan schon irgendwie dazu. Und dann haben wir schließlich entschieden, dass es vielleicht tatsächlich Großbritannien ist, da Labour gerade die Regierung übernommen hat.“

Die Europäische Union kritisierte Vance wegen seiner Entscheidung, Ungarn und Polen wegen Bedenken in Bezug auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Gelder vorzuenthalten: „Wissen Sie, die EU hat Ungarn Milliarden von Dollar an zugesagten Hilfen vorenthalten, weil es eine andere Meinung zur Ukraine hatte. Sie hat einer früheren Regierung in Polen wegen der Ansichten der konservativen polnischen Regierung Milliarden von Dollar an zugesagter Hilfe vorenthalten“, sagte er im Februar. „Das ist keine auf Regeln basierende Ordnung. Das ist Europa, von Brüssel und Berlin aus, das dem Rest des Kontinents liberale, imperialistische Ansichten aufzwingt.“

Den ungarischen Präsidenten Viktor Orbán sah er vielmehr als Vorbild, auch für das eigene Land: Der Moderatorin der Sendung „Face the Nation“, Margaret Brennan, erklärte Vance, dass die USA von einigen der umstrittenen Maßnahmen Orbáns lernen könnten, unter anderem davon, wie man die seiner Meinung nach linke Voreingenommenheit an amerikanischen Universitäten beseitigen könnte.

Vance wurde 1984 als James Donald Bowman im US-Bundesstaat Ohio geboren. Er absolvierte ein Jurastudium an der amerikanischen Eliteuniversität Yale und arbeitete später als Wagniskapitalgeber unter anderem im kalifornischen Silicon Valley. 2016 feierte er mit seinen Memoiren „Hillbilly-Elegie“ Erfolge. Der Bestseller, der auch verfilmt wurde, gibt Einblick in eine Schicht, die damals Trumps Wahlsieg mit möglich machte.

Zu Beginn von Trumps Präsidentschaft war Vance ein ausgesprochener Kritiker, bezeichnete ihn als „gefährlich“. Diese Meinung wandelte sich, als er sechs Jahre später selbst ins politische Scheinwerferlicht trat – und dafür auch Trump als Unterstützer umwarb.

kami mit dpa

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