Sprachbewahrer:INNEN

Sächsischer Bürgermeister als „Sprachwahrer“ ausgezeichnet – weil er gegen Gendern ist

07.04.2022
Lesedauer: 2 Minuten
Matthias Berger habe laut Auszeichnungsbegründung die Verwaltungen der Stadt Grimma und des Landkreises Leipzig dazu gebracht, auf Gendersterne und ähnliche Schreibweisen zu verzichten (Archivbild von 2019) © Sebastian Kahnert / Picture Alliance

Eine rechtskonservative Zeitschrift vergab den Titel „Sprachwahrer“ 2021 an den Oberbürgermeister von Grimma, weil der sich gegen das Gendern verwahrte. Auf den Plätzen folgten Dieter Hallervorden und Elke Heidenreich.

Die Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ („DSW“) vergibt seit mehreren Jahren die Auszeichnung „Sprachwahrer des Jahres“. Dies geschehe laut Website der Zeitschrift, „um vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache“ zu würdigen. Sprachwahrer:in der vergangenen Jahre waren beispielsweise Papst Benedikt XVI., die umstrittene Kabarettistin Lisa Eckhart oder auch Alice Schwarzer.

Für das Jahr 2021 nun wurden der Oberbürgermeister der sächsischen Stadt Grimma, Matthias Berger, der Komiker Dieter Hallervorden und die Literaturkritikerin Elke Heidenreich mit der Auszeichnung bedacht.

Kommentar zu „Genderwahn“: Oberbürgermeister von Grimma ausgezeichnet

Das Stadtoberhaupt von Grimma wende sich nämlich gegen den „Genderwahn“, wie „DSW“ die Vergabe auf seiner Website begründet. Matthias Berger habe die Verwaltungen der Stadt Grimma und des Landkreises Leipzig dazu gebracht, auf Gendersterne und ähnliche Schreibweisen zu verzichten, wenn sie den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung widersprächen. Auch habe das Beispiel bereits in anderen Städten der Region Schule gemacht. Unter anderem habe sich die Stadt Wurzen entschieden, keine Gendersterne zu verwenden.

Dieter Hallervorden wende sich ebenfalls gegen das Gendern und ließe sich auch „trotz rassistischer Beleidigungen“ als ‚alter weißer Mann‘ nicht davon abbringen. Die gleiche Begründung gilt auch für Elke Heidenreich: Sie finde immer wieder deutliche Worte gegen die Gendersprache. Der „Neuen Zürcher Zeitung“ gegenüber sagte sie: „Als wir beim Radio nicht mehr ‚Guten Abend, liebe Hörer‘ sagen sollten, habe ich immer gesagt: ‚Guten Abend, liebe Hörerinnen und Hörer an den Radiogeräten und -gerätinnen.‘ Es hat Wochen gedauert, bis irgend jemand es gemerkt hat.“ Das Gendern heute stoße ihr noch viel mehr auf.

Sehr deutliche Worte habe Heidenreich gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger gefunden: „Grauenhaft, wenn ich das schon höre … Das ist alles ein verlogener Scheißdreck.“ Auch könne sie es „auf den Tod nicht leiden, die Sprache so zu verhunzen.“ Sie werde „diese Sprachverhunzung nicht mitmachen … Wenn ich sage Menschen, meine ich Menschen. Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind, auch die Frauen … Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich.“

Die „DSW“ versteht sich selbst als unabhängig und überparteilich, durch Kritiker:innen gibt es jedoch gelegentlich auch Vorwürfe, im rechtskonservativen Umfeld tätig zu sein.

Quellen:  „DSW“Wikipedia

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