"Apokalyptische Enge"

Religionspsychologe sieht bei „Letzter Generation“ Parallelen zu Sekte

12.02.2023
Lesedauer: 2 Minuten
Zwei Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ störten jüngst eine Rede von CDU-Chef Friedrich Merz. Die Organisation bietet für Interessierte auch Trainings an. Maria-Christina Nimmerfroh, Wirtschaftspsychologin, nahm an so einem Training teil. Quelle: WELT

Sie sind von Endzeit-Angst bestimmt, manche brechen sogar ihre Ausbildung ab, um mitzumachen und die Welt zu retten: Der Religionspsychologe Michael Utsch sieht bei den Aktivisten der „Letzten Generation“ sektenähnliche Züge. Die Aktivisten ließen etwa auch nur Studien gelten, die ihren Vorstellungen entsprechen.

Der Religionspsychologe Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin sieht bei der Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ Parallelen zu einer Sekte. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ seien von einer regelrechten Endzeit-Angst geprägt, das mache sie mit Sekten vergleichbar, sagte Utsch der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Rechtschaffene und intelligente Menschen lassen sich derart in eine apokalyptische Enge treiben, dass sie ihre Ausbildung abbrechen und Straftaten begehen.“

Michael Utsch
Michael Utsch
Quelle: Utsch/picture alliance/dpa

Darüber hinaus sei das Bündnis „Letzte Generation“ aber auch für Menschen ohne Arbeit und ohne Perspektive attraktiv. Als Aktivisten glaubten sie, die Welt retten zu können, und das sei enorm sinnstiftend, sagte Utsch. Eine weitere Parallele zu Sekten sieht der Religionspsychologe in dem Schwarz-Weiß-Denken der Protestgruppe in Bezug auf Wissenschaft: In ihrer Endzeit-Angst ließen die Aktivisten nur solche wissenschaftlichen Studien gelten, die ihre Vorstellungen zum Klimawandel bestätigen.

Um wirklich als Sekte zu gelten, sei die Gruppe allerdings zu vielfältig, schränkte Utsch ein. Zudem fehlten zwei wesentliche Elemente: Eine neue religiöse Bewegung brauche einen charismatischen Führer und ein Rettungskonzept. Die „Letzte Generation“ blockiert seit rund einem Jahr unter anderem Straßen in Deutschland. Ihr Ziel ist, die Politik zu einem anderen Vorgehen in der Klimapolitik zu drängen.

Auch zwei Tage vor der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl in Berlin hatten die Aktivisten wieder für mehr Klimagerechtigkeit demonstriert. „Berlin kann und muss als Vorbild vorangehen“, sagte Clara Duvigneau, Sprecherin der Klimabewegung. Konkret wurde gefordert, eine kostenlose Nahverkehrsnutzung zu ermöglichen und die Klimaneutralität der Hauptstadt schon bis 2030 zu erreichen. Die Veranstalter sprachen von Tausenden Teilnehmern, die Polizei von mehr als tausend Demonstranten.

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