Bei den Wahlen 2019 holte die Partei von Justin Trudeau zwar die meisten Stimmen, muss seitdem aber ohne Mehrheit regieren. Die will der kanadische Regierungschef nun mit vorgezogenen Wahlen erreichen.
Weniger als zwei Jahre nach der letzten Wahl hat Kanadas Premierminister Justin Trudeau die Bevölkerung zum erneuten Urnengang aufgerufen. Er brauche ein neues Mandat für seine Pläne zum Umgang mit der Coronapandemie, sagte Trudeau am Sonntag. Die Neuwahlen sind für den 20. September angesetzt.
Der 49-Jährige regiert seit 2015. Bei der letzten Wahl im Oktober 2019 war seine liberale Partei zwar stärkste Kraft geworden, für eine Mehrheit im Parlament reichte es aber nicht. Trudeau regiert seitdem mit einer Minderheitsregierung. Regulär wäre erst 2023 wieder gewählt worden. Trudeau setzt laut Beobachtern darauf, dass hohe Impfraten und eine wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie ihm helfen werden, seine Macht zu festigen.
»Wir werden Entscheidungen treffen, die nicht nur für die kommenden Monate, sondern für die kommenden Jahrzehnte Bestand haben«, sagte Trudeau. »Die Kanadier verdienen dazu ein Mitspracherecht. Das werden wir ihnen geben.« Umfragen deuten darauf hin, dass seine Liberalen erneut stärkste Kraft werden könnten. Ob es für eine eigene Mehrheit reicht, ist aber offen.
Die oppositionellen Konservativen kritisierten Trudeaus Entscheidung als taktisch motiviert.
Trudeaus Partei musste schon im Herbst ein Misstrauensvotum überstehen – im Frühjahr drohte bei einer Abstimmung knapp der Haushalt zu scheitern. Die Regierung wurde bei dem Votum von der linksgerichteten Neuen Demokratischen Partei unterstützt. Dagegen stimmten die größte Oppositionspartei der Konservativen sowie die Grünen und der Bloc Québécois.
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