Wenn Reisende aus Südafrika zurückkommen, müssen sie für 14 Tage in Quarantäne. Normalerweise. Für Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) ging es vom Rollfeld direkt ins TV-Studio …
Am Sonntagmorgen um 5.20 Uhr kam Spahn mit dem Regierungsflieger aus Südafrika nach Berlin zurück – um 21.45 Uhr saß er bereits im Politik-Talk bei Anne Will (55).
Wahlkampf!


Foto: Christoph Soeder/dpa
Denn: Obwohl das Robert-Koch-Institut Südafrika als hochriskantes Virus-Varianten-Gebiet eingestuft hat, sind Politiker von der Quarantäne ausgenommen. Wer „als Teil von offiziellen Delegationen über das Regierungsterminal des Flughafens Berlin Brandenburg oder über den Flughafen Köln/Bonn“ nach Deutschland zurückkehrt und weniger als 72 Stunden in einem Risikogebiet war, muss sich laut Einreise-Verordnung NICHT isolieren!
Ganz egal, wie vielen Menschen er bei Fototerminen und Abendessen begegnet ist.
Fakt ist: Bei seinem Besuch traf Spahn u. a. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (43), der deutsche Impfstoff-Patente freigeben wollte. Schließlich war der französische Pharmakonzern Sanofi krachend mit seinem Impfstoff gescheitert. Um das zu verhindern, flog Spahn persönlich nach Südafrika.


Foto: Christoph Soeder/dpa
Dennoch stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass Politiker wieder durch die Welt fliegen können – wenn unsere Kinder gleichzeitig nicht auf Klassenreisen dürfen?
Eine BILD-Umfrage bei allen Bildungsministerien der Länder ergab: In Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, NRW, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind Klassenfahrten VERBOTEN!
Und das, obwohl nachgewiesen ist, dass Corona für Kinder kaum gefährlich ist, sie NICHT Treiber der Pandemie sind.
Auf BILD-Anfrage erklärt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, dass Spahns Afrika-Reise „nicht trotz, sondern wegen der Pandemie politisch geboten“ war. Deutschland sei „erst sicher vor dem Virus, wenn alle auf der Welt sicher sind“.
Gleichzeitig müssten hierzulande „Schule, Klassenfahrten, Sport – ein ganz normales Kinderleben – so schnell wie vertretbar wieder möglich sein“.
Ex-Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (58, FDP) fragt sich: „Sind Minister weniger infektiös als geimpfte Bürger?“ Dass Spahn noch am Tag der Rückreise im TV-Studio auftrat, sei „politisch nicht klug“ gewesen.


Foto: NDR/Wolfgang Borrs
CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach (68) betont, Spahn sei „rechtlich überhaupt kein Vorwurf zu machen“. Aber: „Ich kann gut verstehen, wieso sich viele Menschen fragen, warum das Infektionsrisiko auf einer Delegationsreise geringer sein soll als auf einer normalen geschäftlichen Dienstreise.“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (67, CDU) zieht Konsequenzen. Haseloff zu BILD: „Weil Kinder unter der Pandemie besonders gelitten haben, brauchen sie wieder Spiel und Spaß miteinander. Deshalb öffnen wir in Sachsen-Anhalt wieder Ferienlager und Ferienfreizeiten.“