Die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation konnten sich nicht auf einen Vertrag zum Umgang mit Pandemien einigen. Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden.
Beim geplanten Pandemieabkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es vorerst keinen Durchbruch gegeben. Eigentlich sollten die Verhandlungen bis Freitagabend abgeschlossen werden, um das Abkommen bei der Jahrestagung der WHO Ende Mai bis Anfang Juni verabschieden zu können. Doch die 194 Mitgliedsländer der WHO konnten sich nach zwei Jahren Verhandlungen letztlich nicht auf einen gemeinsamen Text einigen.
Das Abkommen sollte die weltweite Koordination bei Pandemien verbessern und sicherstellen, dass alle Länder im Pandemiefall jeweils rechtzeitig mit nötigem Schutzmaterial, Medikamenten und Impfstoffen versorgt werden.
Diskussionen über Verteilung von Schutzgütern
Hilfsorganisationen und einige Mitgliedsländer fürchten, dass der Vertrag in seinem jetzigen Entwurf die Versorgung der Schwächsten nicht gewährleistet. In wohlhabenderen Ländern gab es Widerstand vonseiten der Pharmaindustrie und von Kritikern, die fälschlich verbreiteten, die WHO wolle während Pandemien weltweit über Lockdowns oder einen etwaigen Impfzwang entscheiden. Umstritten war zudem, in welchem Umfang Medikamente oder Impfstoffe gratis oder zu vergünstigten Preisen für ärmere Länder zur Verfügung gestellt werden sollen.
Ganz wurde die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ende bis zur WHO-Jahrestagung aber noch nicht aufgegeben. Die Länder wollen ihre Gespräche in den nächsten zwei Wochen fortsetzen, hieß es vage. Dass vor dem Auftakt der Tagung am 27. Mai wirklich noch ein unterschriftsreifes Dokument zustande kommt, bezweifelten Diplomaten in Genf aber. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus teilte mit, er begrüße „die Entschlossenheit, mit der alle Länder ihre Arbeit fortsetzen und den Auftrag, den sie übernommen haben, erfüllen wollen“.