Moskau hat angekündigt, seine Angriffe auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg glaubt nicht an einen Rückzug der Truppen, er geht von neuen Offensiven aus.
Die Nato geht von weiteren Angriffen Russlands in der Ukraine aus und sieht keinen Truppenrückzug um Kiew. »Nach unseren Erkenntnissen ziehen sich die russischen Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu. Russland versucht, sich neu zu formieren, Nachschub zu beschaffen und seine Offensive in der Donbass-Region zu verstärken«, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel.
»Wir können also mit weiteren Offensivaktionen rechnen, die noch mehr Leid bringen werden«, sagte Stoltenberg weiter. Russland halte zudem den Druck auf die Hauptstadt Kiew und weitere Städte aufrecht.
Angriffe auf Mariupol und Tschernihiw fortgesetzt
Am Dienstag hatte Russland angekündigt, Militäraktivitäten in der Region um die ukrainische Hauptstadt Kiew und in der Gegend um die Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine deutlich zurückzufahren. Mit neuen Angriffen auf Tschernihiw sowie Mariupol im Süden machte Russland dann aber Hoffnungen auf eine Entspannung der Lage zunichte. Laut Stoltenberg geht die Nato davon aus, dass Moskau von seinem militärischen Ziel nicht abgerückt sei.
Russland hatte wiederholt die Entwaffnung und »Entnazifizierung« seines Nachbarlandes als Ziel der Invasion ausgegeben. International wurde das gedeutet als Versuch, die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyjzu stürzen. Laut Stoltenberg sei keine wirkliche Änderung der Ziele zu erkennen. Moskau verfolge weiterhin diese militärische Vorgabe.

Vor allem die Behauptung, die ukrainische Regierung müsse »entnazifiziert« werden, sorgt international für Empörung. Präsident Selenskyjstammt aus einer jüdischen Familie. Sein Großvater kämpfte während des Zweiten Weltkriegs in der Roten Armee. Die drei Brüder des Großvaters wurden im Holocaust getötet.
Die USA hatten bereits am Dienstag gewarnt, es handele sich nicht um einen »Rückzug« russischer Truppen, sondern um eine »Neupositionierung«. Es drohe eine »Großoffensive gegen andere Regionen in der Ukraine«.
muk/asc/Reuters/AFP