Spritpreise drastisch gestiegen

Lindner lehnt befristete Senkung der Mehrwertsteuer für Benzin und Diesel ab

13.03.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Christian Lindner (FDP), Bundesfinanzminister, spricht während der Sondersitzung des Bundestags zum Krieg in der Ukraine Foto: dpa

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für Benzin und Diesel trotz der Rekordpreise an den Tankstellen weiterhin ab.

„Wenn die Union eine so genannte Spritpreisbremse fordert, dann muss sie sagen, was sie im Haushalt kürzen will“, sagte Lindner dem „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgabe). „Oder sie muss bekennen, dass sie dafür neue Schulden aufzunehmen bereit ist.“

Entgegen der Vermutung vieler werde der Fiskus auch nicht reich durch die steigenden Spritpreise, sagte Lindner. „Wenn vom verfügbaren Einkommen eines Haushalts ein höherer Anteil für Sprit aufgewendet wird, kommt es zu einer Verschiebung der Mehrwertsteuer, allerdings nicht zu einer Erhöhung des Aufkommens. Die Menschen halten sich dann an anderer Stelle mit Konsum zurück.“

Ein befristetes Tempolimit als Maßnahme zur Reduzierung des Spritverbrauchs lehnte Lindner ebenfalls ab. „Angesichts der hohen Spritpreise gibt es einen natürlichen Impuls, weniger zu verbrauchen“, sagte der Finanzminister und verwies darauf, dass Autofahrer auch von sich aus den Fuß vom Gaspedal nehmen könnten. „Wir haben einen Krieg in Europa, von dem nicht nur menschliches Leid ausgeht, sondern auch massive Versorgungsrisiken. Symbolische Debatten muss ich da anderen überlassen.“

„Uns muss es darum gehen, maximalen Druck auf Russland aufzubauen“

Lindner sprach sich gegen einen generellen Importstopp für russisches Gas und Öl aus. „Uns muss es darum gehen, maximalen Druck auf Russland aufzubauen und zugleich unsere strategische Durchhaltefähigkeit möglicherweise sehr lang aufrechtzuerhalten. Deshalb sollte von unserer Seite die Energieversorgung nicht ohne Not in Frage gestellt werden“, betonte der Finanzminister. 

Um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu reduzieren, schlug Lindner eine Überprüfung des Koalitionsvertrags vor. Dieser sieht bisher ein Verbot für neue Öl- und Gasbohrungen in Nord- und Ostsee vor. „Wir müssen die Festlegung des Koalitionsvertrages, in der Nordsee den Abbau von Öl und Gas nicht fortsetzen zu wollen, hinterfragen“, sagte der FDP-Chef. „Aufgrund der Entwicklung der Weltmarktpreise scheint dies wirtschaftlicher zu werden.“ 

Zumindest für eine Übergangszeit werde Deutschland noch Öl und Gas brauchen. „Ich halte es vor dem veränderten geopolitischen Hintergrund für ratsam, ohne Denkverbote die gesamte Energiestrategie unseres Landes zu prüfen“, appellierte er an die Grünen, sich einer Ausweitung der heimischen Öl- und Gasförderung zu öffnen und neue Bohrgenehmigungen mitzutragen.

Niederlande und Polen senken Steuern

Als Reaktion auf die Rekordpreise an den Tankstellen werden die Niederlande die Abgaben auf Benzin und Diesel um 21 Prozent senken. Das kündigte die Regierung am Freitag an. Außerdem bekommen Menschen mit geringem Einkommen Beihilfen als Ausgleich für die gestiegenen Strom- und Gaspreise. Das Gesamtpaket zum Ausgleich der Energiepreise beläuft sich nach Angaben der Regierung auf rund 2,8 Milliarden Euro.

Ein Liter Benzin kostet in den Niederlanden zurzeit im Schnitt 2,50 Euro. Davon sind knapp die Hälfte Abgaben und Mehrwertsteuer. Ab 1. April werden die Abgaben nach Angaben der Regierung um etwa 17 Cent pro Liter Benzin und 11 Cent pro Liter Diesel gesenkt.

Zuvor hatte bereits Polen die Steuern auf Kraftstoffe gesenkt.

Die Preise für Benzin und Diesel waren in den vergangenen Tagen wegen des Krieges in der Ukraine extrem gestiegen – ein Liter Benzin kostet laut ADAC im Schnitt mehr als 2,20 Euro, ein Liter Diesel mehr als 2,30 Euro.

ter/mit AFP/dpa

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