»Koffer voller Geld«

Kaili legt offenbar Teilgeständnis ab

20.12.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Eva Kaili, abgesetzte Vizepräsidentin des Europaparlaments Foto: Eric Vidal / AFP

Im Korruptionsskandal im EU-Parlament hat Eva Kaili Medienberichten zufolge manche der Vorwürfe gegen sie eingeräumt. Demnach soll sie zugegeben haben, dass sie von den Umtrieben des mutmaßlichen Drahtziehers Panzeri wusste.

Eva Kaili hat sich zu den Vorwürfen gegen sie im Zuge des Korruptionsskandals im EU-Parlament geäußert – und einige Punkte eingeräumt. Das berichten die italienische Zeitung »La Repubblica« sowie die belgische Zeitung »Le Soir«. Die Ex-Vizepräsidentin des Parlaments und griechische Europaabgeordnete ist eine der zentralen Figuren der Affäre.

Kaili soll laut »La Repubblica« gegenüber dem belgischen Ermittlungsrichter Michel Claise zugegeben haben, dass sie von dem Korruptionsring rund um ihren Partner Francesco Giorgi und den italienischen Europaabgeordneten Antonio Panzeri wusste. Sie habe Kenntnis von den »Aktivitäten« Panzeris gehabt. Zudem habe sie gewusst, dass in ihrer Wohnung »Koffer voller Geld« standen. Dies gab Kaili laut »Repubblica« zu Protokoll. »Le Soir« berichtet zudem, dass Kaili zugegeben haben soll, ihren Vater angewiesen zu haben, das Geld aus ihrer Wohnung zu verstecken.

»Repubblica« zitiert aus den Akten der belgischen Ermittler. Demnach soll Kaili nach Giorgis Verhaftung versucht haben, Panzeri und zwei weitere Europaabgeordnete vor den Ermittlungen zu warnen. Dies und die in der Wohnung gefundenen Banknoten sollen zu ihrer Festnahme geführt haben, rekonstruiert die Zeitung.

Panzeris Frau vor Auslieferung

Ein Gericht in der norditalienischen Stadt Brescia gab unterdessen der Auslieferung von Panzeris Ehefrau Maria Dolores Colleoni statt. Gegen die Frau liegt ein europäischer Haftbefehl vor. Die Strafverfolgung legt ihr Korruption, Geldwäsche und die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung zur Last. Bislang saß sie zusammen mit ihrer Tochter im Hausarrest. Über die Auslieferung der Tochter will das Gericht am Dienstag entscheiden.

Laut der Nachrichtenagentur Ansa wollen die Verteidiger der 67-jährigen Colleoni gegen die Entscheidung in Berufung gehen. Sie erklärten demnach vor der Verkündung, dass ihre Mandantin bei einer Auslieferung ins Gefängnis müsse und das eine Verschärfung der bisherigen Maßnahme, dem Hausarrest, darstelle. In diesem Zusammenhang sprachen sie davon, dass die »Europäische Menschenrechtskonvention verletzt werde«. Panzeris Ehefrau sagte in der Verhandlung, über die Angelegenheiten ihres Mannes habe sie nichts gewusst.

600.000 Euro in bar bei Panzeri

Panzeri soll nach den Erkenntnissen der Ermittler eine zentrale Rolle in dem Skandal spielen . In der Wohnung des 67 Jahre alten ehemaligen Europaabgeordneten wurden 600.000 Euro in bar gefunden, die bisher größte bei den Durchsuchungen entdeckte Summe. In internen Ermittlungsdokumenten, die dem SPIEGEL vorliegen, wird Panzeri vorgeworfen, gegen Bezahlung nicht nur zugunsten Katars Europaabgeordnete beeinflusst zu haben – sondern auch zugunsten Marokkos.

Panzeris Frau und seine Tochter sollen demnach dabei geholfen haben, »Geschenke« zu transportieren, die ihnen vom Botschafter Marokkos in einem östlichen EU-Land übergeben worden seien. 

sol/col/dpa

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