Unternehmer (48) wegen Corona-Betrug vor Gericht

In zwei Monaten zum 25-fachen Millionär

03.12.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Oguzhan C. (48) soll mit Corona-Abrechnungen in ganz großem Stil betrogen haben - Foto:

Bochum (NRW) – Für die Anklagevertreter ist er ein skrupelloser Betrüger, für die Verteidigung wohl ein wahrer Menschenfreund …

Selten gingen die Einschätzungen bei einem Prozess so weit auseinander wie im Fall von Oguzhan C. (48). Durch Betrug mit Corona-Abrechnungen soll der Immobilien-Unternehmer 25,1 Millionen Euro vom Staat abgezockt haben.

Gemeinsam mit seinem Sohn Sertac C. (26), dem Beihilfe vorgeworfen wird, steht er seit Donnerstag vor dem Landgericht Bochum.

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Oghuzhan C. (2.v.l.) und Sohn Sertac (3.v.l.) mit ihren Anwälten zum ProzessauftaktFoto:

Im April und März betrieb C. 61 Testzentren in mehreren Städten. Die Bürger standen für die kostenlosen COVID-Tests an – aber nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätten die Schlangen viel länger sein müssen. Denn Oghuzhan C. soll deutlich mehr Tests abgerechnet haben, als er tatsächlich durchführte. Und nicht nur das: Zu Unrecht habe er den höheren Gebührensatz für Ärzte veranschlagt und bei den Sachkosten den höchstmöglichen Wert verlangt, obwohl die Kosten viel niedriger waren.

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Anfang Juni wurde C. mit gefesselten Händen aus einem Testcenter geführtFoto: Privat

Die Staatsanwältin im Prozess: „Er nutzte die Pandemie, um sich in einem besonders hohen Ausmaß persönlich zu bereichern.“

Für seinen Anwalt sieht das alles aber ganz anders aus. Reinhard Peters wirft der Staatsanwaltschaft Voreingenommenheit und mangelnde Objektivität vor.

Man sei von Anfang an fest überzeugt gewesen, „dass Herr C. der ‚Böse‘ war“. Tatsächlich habe sein Mandant mit unternehmerischer Weitsicht gehandelt und auf eigene Kosten investiert, um möglichst vielen durch die Tests schnell wieder zu Freiheit zu verhelfen.

Anwalt Peters: „Er scheute keine Kosten und mietete alte Linienbusse an, die er ausbaute und mit der teuren Technik versah. Zahlreiche Bürgermeister und Geschäftsführer von Einkaufszentren flehten ihn geradezu an, direkt einen Testbus zu schicken. Etwa Boris Palmer aus Tübingen.“

Dummerweise hatten Journalisten irgendwann die „Kunden“ an den Testzentren gezählt – offenbar viel weniger, als abgerechnet wurden. Als man ihn deswegen zur Rede stellte, soll er sein Vermögen verschoben haben …

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen dem Unternehmer bis zu zehn Jahre Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.

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