Kinder-Impfung

Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige beginnt in dieser Woche

13.12.2021
Lesedauer: 6 Minuten
Die Stiko hat eine Impfempfehlung für unter zwölfjährige Kinder mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Risikopatienten ausgesprochen. Ab Montag wird der Impfstoff für Kinder an die Arztpraxen ausgeliefert. Quelle: WELT

Die Impfung wird für Kinder empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben: Nun wird der Kinder-Impfstoff ausgeliefert. Auch gesunde Kinder können geimpft werden. Ein Überblick über die Kampagnen der Bundesländer und Experten-Stimmen.

Die Kinderimpfungen mit einem Corona-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige sollen in dieser Woche in Deutschland anlaufen. Das Bundesgesundheitsministerium hatte den Start der Auslieferung des Kindervakzins von Biontech/Pfizer angekündigt. Dabei handelt es sich um  ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger rief dazu auf, die Impfangebote für Kinder zu nutzen. Eine Impfung biete einen guten Schutz, auch und gerade für Kinder mit Vorerkrankungen, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Zudem sei die Impfung von Schulkindern ein wichtiger Beitrag, um Präsenzunterricht zu sichern. „Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, um erneute flächendeckende Schulschließungen zu verhindern“, betonte die Ministerin. Jede Impfung helfe, die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Neben Kinderarztpraxen sind auch in öffentlichen Impfzentren Kinderimpfungen vorgesehen, allerdings nicht überall. Mancherorts sind auch besondere Impf-Aktionen geplant – in Berlin etwa im Zoo oder im Naturkundemuseum, in Niedersachsen im Fußballstadion von Hannover 96 und im Zoo der Landeshauptstadt. Wann es konkret losgeht, unterscheidet sich aber.

Überblick über einige Bundesländer

In Bayern sollen Kinder ab fünf Jahren laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) von Mittwoch an in Impfzentren und Arztpraxen geimpft werden können – sofern der Bund seine Lieferzusagen einhalte. Allein die Impfzentren im Freistaat haben rund 240 000 Dosen bestellt. „Wir haben die Impfzentren bereits gebeten, spezielle Familienimpftermine anzubieten“, sagte Holetschek. Zudem sollen die Stationen laut einer Ministeriumssprecherin kindgerecht gestaltet werden, die Kinder sollen etwa „Give-Aways“ wie Buntstifte bekommen.

In den Impfstellen der Kommunen und Kreise in Nordrhein-Westfalen soll es für Fünf- bis Elfjährige ab Freitag ein Angebot geben. Mindestens die Hälfte der Impfungen soll mit Termin vergeben werden. Der Apothekerverband Nordrhein geht davon aus, dass die ersten Kinderärzte schon am Montag mit dem Kinderimpfstoff impfen werden.

In Bremen wurde ein zentrales Kinderimpfzentrum für diese Altersgruppe eingerichtet, das ab Dienstag den Betrieb aufnimmt. Dort stehen Kinder- und Jugendärzte für die Beratung zur Verfügung, außerdem werden speziell für Kinder geeignete Info-Materialien erstellt. Mobile Impfangebote für Kinder sind aktuell nicht geplant.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung peilt den Auftakt für die Impfungen in einem der neun Zentren des Landes für Donnerstag an. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember online oder über eine Hotline anmelden. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember anmelden. Hauptanlaufstelle sollen aber die Kinder- und Jugendärzte sein, wo die Termine individuell vergeben werden.

Das Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg sieht für die Impfungen der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zunächst vor allem die Kinderarztpraxen am Zug. Diese kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten und wüssten, welche Kinder prioritär geimpft werden sollten, hieß es. Neben den Praxen soll es auch Impfaktionen der Stadt- und Landkreise sowie in Kliniken geben. Konzepte für spezielle Angebote für Kinder und deren Eltern gibt es den Angaben zufolge etwa im Rems-Murr-Kreis und in Tübingen.

In Berlin sollen die Corona-Impfungen für Kinder in den drei landeseigenen Impfzentren am Mittwoch beginnen. Dort soll es insgesamt 35 zusätzliche Impfkabinen für Kinder geben. Geplant sind auch Kinderimpfungen in Grundschulen durch mobile Impfteams. Impfangebote für Kinder sind auch in den Weihnachtsferien vorgesehen.

In Sachsen-Anhalt haben sich laut Sozialministerium bislang 87 Kinder- und Jugendärzte bereiterklärt, Kinder der Altersgruppe zu impfen, davon hätten 40 ihre Bereitschaft signalisiert, bei Bedarf Impfzentren zu unterstützen. Zudem organisierten einige Landkreise und kreisfreie Städte zusätzliche Impfangebote. Die öffentlichen Impfstellen in Magdeburg, dem Burgenlandkreis und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld würden voraussichtlich erst im kommenden Jahr mit den Kinderimpfungen beginnen.

In Thüringen sind vorerst 3000 Termine für Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen in mehreren öffentlichen Impfstellen freigeschaltet worden. „Wir sind erst einmal vorsichtig, ob der versprochene Impfstoff auch tatsächlich ankommt und ob das Angebot überhaupt angenommen wird“, sagte der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Mertz. Ab 27. Dezember sollen die Termine dann auf die Impfstellen in ganz Thüringen ausgedehnt werden.

In Mecklenburg-Vorpommern sollen die Kinder dieser Altersgruppe vorrangig bei den Kinderärzten geimpft werden. Dort, wo impfende Kinderärzte nicht zur Verfügung stünden, werde es Angebote in Impfstützpunkten der Landkreise und kreisfreien Städte geben, sagte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) am Freitag. Zudem seien Impf-Aktionstage für Kinder und deren Familien in Planung.

„Wir favorisieren die Impfung in den Praxen“

Die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert, hält auf längere Sicht Kinderimpfungen gegen das Coronavirus an Schulen und Kitas für richtig, etwa wenn Auffrischungsimpfungen anstehen. Aktuell sei der Weg über Kinderarztpraxen und separate Impfstraßen in den Impfzentren aber der richtige, sagte die Amtsärztechefin der „Rheinischen Post“.

Die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Katharina Swinka, fordert mobile Impfteams in den Schulen und eine bessere Aufklärung über die Impfung. Die ganzen Informationen seien von oben eingeprasselt, wirklich kindgerecht sei das Thema in den seltensten Fällen erklärt worden, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Zudem sollten auch mobile Impfteams an die Schulen kommen, weil Schulen ein sozialer Ballungsort sind.“

Der Präsident des Berufsvebandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, geht von einer hohen Impfbereitschaft für Fünf- bis Elfjährige aus. „Das war auch schon bei der Impfung der Jugendlichen so. Dort impfen wir erst seit September, haben aber schon eine Quote von 50 Prozent erreicht“, sagte Fischbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Die Praxen seien zudem gut vorbereitet.

Laut Fischbach werden sich voraussichtlich nicht alle Praxen an den Kinderimpfungen beteiligen. Daher sei es grundsätzlich richtig, dass Kinder auch in Impfzentren geimpft werden können. „Wir favorisieren allerdings die Impfung in den Praxen, wo die Ärzte ihre Patienten auch kennen.“

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag werden über 2,2 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs an die pharmazeutischen Großhandlungen verteilt. Zusätzlich gebe es noch Länderkontingente, die zur Verfügung gestellt werden, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Arztpraxen bestellen die Impfstoffe über die Apotheken. 

Eltern können nach Aufklärung auch gesunde Kinder impfen lassen

Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die sich auf das Ministerium berief, haben die Praxen für diese Woche rund 800.000 Dosen angefordert – diese würden ab Montag bis spätestens Mittwoch komplett ausgeliefert.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte eine Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Außerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen.

Bei dem am Donnerstag veröffentlichten Stiko-Papier handelt es sich noch nicht um eine finale Entscheidung, es läuft wie üblich nun noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.dpa/AFP/ott

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