Bäume fallen wegen Monster-Windräder

Harvester fressen sich durch Grimms Märchenwald

15.02.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Ein Harvester frisst sich durch den Reinhardswald - Foto: Privat

Hofgeismar – Nur Minuten nach der umstrittenen Genehmigung der 18 Monster-Windräder (241 Meter hoch, 150 Meter Rotordurchmesser) durch das Regierungspräsidium fällt das Zuhause von Grimms Märchen. Harvester fressen sich durch den Reinhardswald. Die meisten Bäume sind schon umgesägt.

Naturschützer und Anwohner stehen vor meterdicken Baumstümpfen. Daneben stapeln sich die gesunden, bis zu 195 Jahre alten Bäume. Umgesägt im Namen des Klimaschutzes.

Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) hat dafür alle Weichen gestellt, sagt zu BILD: „Die Windenergie leistet für die Energiewende und für den Erhalt der Natur einen entscheidenden Beitrag. Nur so können Wälder und wichtige Ökosysteme erhalten werden.“

Mit schweren Maschinen graben sich die Anlagen-Betreiber durch den Wald, fällen dicke Schneisen in den Wald
Mit schweren Maschinen graben sich die Anlagen-Betreiber durch den Wald, fällen dicke Schneisen in den WaldFoto: Privat

Sätze, die wie Hohn in den Ohren der Naturschützer klingen. Denn 29 Hektar Reinhardswald müssen für Anlagen, Zuwegung und Umspannwerk weichen.

Jetzt geht der Kampf um den Reinhardswald erst richtig los. Demos, Eilanträge, Klagen von Naturschutz-Verbänden wie „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ und „Die Naturschutz-Initiative“.

Bäume fallen im Namen des Klimaschutzes
Bäume fallen im Namen des KlimaschutzesFoto: Privat

Annette Müller-Zitzke vom „Aktionsbündnis Märchenland“: „Wir wollen diesen Naturraum bewahren, diese Wald-Landschaft ist hochwertvoll, sowas haben wir kaum noch. Auf 200 Quadratkilometern ist der Wald nur von zwei Menschen bewohnt, unzerschnitten. Man konnte bisher durch den großräumigen Wald gehen, ohne jemandem zu begegnen und man hörte keine anderen Geräusche, als die des Waldes.“

Karte: Im Reinhardswald werden 18 Windräder gebaut – Infografik
Quelle: info.bild.de

Es geht den Naturschützern nicht nur um die Bäume. Müller-Zitzke: „Das Herz des Waldes ist der uralte Waldboden.“ Hier ist größtenteils seit 1000 Jahren Wald.

Der unberührte Reinhardswald vor einem Jahr
Der unberührte Reinhardswald vor einem Jahr. Dornröschen, Rapunzel oder Hans im Glück haben hier ihren Ursprung. Der Kamm ist bis 2023 voller WindräderFoto: Privat

Der Verwaltungsgerichtshof in Kassel (VGH) bat jetzt beim Regierungspräsidium Kassel und beim Anlagenbetreiber um einen Rodungsstopp.

Ottmar Barke, Ex-VGH-Vorsitzender-Richter fassungslos: „Doch die Bitte wurde einfach ignoriert. Es wurden vollendete Tatsachen geschaffen.“ Und er kritisiert die Landesregierung: „Sie opfern den Reinhardswald um die Sababurg für Windkraft-Anlagen. Ein Kulturgut von internationaler Bedeutung.“

Die Wald-Landschaft um die Sababurg. Hinter dem „Dornröschen-Schloss“ aus dem Grimm-Märchen sollen die Monster-Windräder entstehen. Die kilometerlange Dornen-Hecke aus dem Märchen ist historisch belegt
Die Wald-Landschaft um die Sababurg. Hinter dem „Dornröschen-Schloss“ aus dem Grimm-Märchen sollen die Monster-Windräder entstehen. Auch hier gibt es Waldsterben an Fichten und anderer Monokultur, die aber wie im Taunus oder Spessart durch Laubbäume wieder hätte aufgeforstet werden könnenFoto: Privat

Die 18 Monster-Windräder sollen bis Ende 2023 stehen. Insgesamt droht der Ausbau auf mehr als 100 Windräder.

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