München – Chaos am Hauptbahnhof. Die Ankunft von Flüchtlingen gerät außer Kontrolle. Oberbürgermeister Dieter Reiter (63, SPD) hat jetzt ein Machtwort gesprochen.
Dienstag Nacht, 22.30 Uhr: Der Railjet aus Budapest trifft ein. 120 ukrainische Flüchtlinge steigen aus. Endstation für sie.
Und keine Unterkunft. Die Aufnahmestation im Luisengymnasium: voll. Das Bettenlager im Hauptbahnhof: voll.
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Die Bahn stellte einen ICE in den Bahnhof, in dem 100 Gestrandete schlafen durften. Trotzdem lagen viele die Nacht über einfach auf dem Boden im Gebäude.
Freiwillige Helfer protestierten bei Stadt und Landespolitik. Am Mittwochmorgen besuchten vier Landtagsabgeordnete den Bahnhof: Julika Sandt (FDP), Alexander Hold, Fabian Mehring und Gabi Schmidt (alle Freie Wähler). Sie waren entsetzt.
„Menschenunwürdig“, sagte Sandt. „Wenn wir das in einem anderen Land sehen, würde es heißen: Holt die Leute nach Deutschland“, schimpfte Hold.
Die Kritikpunkte:
► Zu wenig Schlafplätze.
► Keine Organisation der Transporte zu Aufnahmeeinrichtungen.
► Nur kostenpflichtige Toiletten, die ab 24 Uhr geschlossen sind.
► Kein Verantwortlicher der Stadt, der die Aufnahme regelt.
► Keine medizinische Versorgung.
Die Caritas hat tagsüber die Registrierung und Versorgung der Flüchtlinge übernommen. Bislang auf freiwilliger Basis. Die Lage wird immer schwieriger. „Jeden Tag kommen 600 bis 800 Flüchtlinge an“, schätzt Harald Bachmeier, Geschäftsführer der Caritas München. Tendenz steigend.
Noch am Bahnhof rief Hold empört bei Oberbürgermeister Reiter an. Eine Stunde später war der da. Um 11.15 Uhrstellte er sich der Kritik der Helfer am Bahnhof.
„Es fehlt an der Kommunikation, wo die Menschen hingebracht werden“, stellte er gegenüber BILD fest. „Das werden wir jetzt bewerkstelligen.“ Reiter weiter: „Ich bin den Freiwilligen dankbar, dass sie so viel unterstützt haben. Aber das ist unsere Aufgabe.“
Reiter überzeugt: „Wir haben das 2015 geschafft, wir werden das auch jetzt bewältigen. Eine Situation wie Dienstag mit auf dem Boden Schlafenden darf sich nicht wiederholen.“ Am Nachmittag berief er eine Krisensitzung mit Bahn und Caritas ein.