Pressekonferenz

„Fico kämpft immer noch um sein Leben“

15.05.2024
Lesedauer: 4 Minuten
Robert Fico ist der Regierungschef der Slowakei, gilt als Linkspopulist Foto: Nadja Wohlleben/REUTERS

Slowakei-Premier von Attentäter niedergeschossen ++ Minister: Politisches Motiv

Dramatisches Attentat auf den Regierungschef der Slowakei: Premier Robert Fico (59, Aussprache: „Fitzo“) ist am Mittwochnachmittag durch Schüsse verletzt worden. Mit schweren Verletzungen kam er ins Krankenhaus.

Laut der Regierung befindet er sich nach dem „Mordanschlag“ in Lebensgefahr. „Die nächsten Stunden werden entscheidend sein“, hieß es am Nachmittag vom Team des Politikers.

► Auf einer Pressekonferenz am Abend sagte Verteidigungsminister Robert Kaliňák (53) den Tränen nah, Fico „kämpft immer noch um sein Leben“. Der Minister weiter: „Die Operation dauert bereits seit dreieinhalb Stunden an. Sein medizinischer Zustand ist wirklich sehr komplex.“

Verteidigungsminister Robert Kaliňák (links) kämpfte bei der Pressekonferenz in der Klinik mit den Tränen
Foto: Bernadett Szabo/REUTERS

► Der Attentäter habe ein „politisches Motiv“ gehabt, sagte Innenminister Matus Sutaj Estok (37) auf der Pressekonferenz. „Es ist, als ob wir an der Schwelle zu einem Bürgerkrieg angelangt sind“, sagte Estok.

Hintergrund: In slowakischen Medien kursiert ein Video, in dem der benommen wirkende Attentäter nach seiner Festnahme sagt: „Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu.“ Als konkretes Beispiel nannte er mit undeutlicher Stimme die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens RTVS, gegen das seit Wochen Tausende Menschen demonstrieren.

Bodyguards trugen verletzten Fico ins Auto

Das Attentat ereignete sich in der Stadt Handlova, rund 150 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bratislava. Fico hatte dort an einer Regierungssitzung im Haus der Kultur teilgenommen, vor dem Gebäude anschließend Unterstützern begrüßt. Dann sollen die Schüsse gefallen sein.

Personenschützer trugen den verletzten Ministerpräsidenten danach eilig in ein Auto. Zehn Sekunden später raste der schwarze Audi A8 davon.

Eine Krankenhaus-Sprecherin sagte, Fico sei bei der Einlieferung ansprechbar gewesen. Dem Regierungsbüro zufolge wurde er zur weiteren Behandlung nach Banska Bystrica geflogen, da der Transport nach Bratislava angesichts der akuten Situation zu lange gedauert hätte.

Rettungskräfte bringen Fico mit einer Trage vom Helikopter ins Krankenhaus in Banska Bystrica
Foto: J·n Kroöl·k/dpa

Zeugin: Es fielen drei bis vier Schüsse

Ein älterer Mann sagte laut der Zeitung „Denník N“, dass er Fico gerade die Hand schütteln wollte, als plötzlich geschossen worden sei. Eine andere Zeugin sagte: „Als die Schüsse fielen, wurde ich fast taub.“ Sie habe drei oder vier Schüsse gehört. Dann sei Fico zu Boden gegangen. Sie habe blutige Verletzungen an seiner Brust und seinem Kopf bemerkt.

Sicherheitskräfte brachten den angeschossenen Fico in einen schwarzen Audi
Foto: Radovan Stoklasa/REUTERS

DAS ist der Verdächtige

Nach dem Attentat soll ein Verdächtiger festgenommen worden sein. Es handelt sich um einen 71-jährigen Mann namens Juraj C.. Er soll ein Hobby-Dichter gewesen sein, der in der Vergangenheit unter anderem einen Literatur-Club gründete.

Diesen Mann nahmen die Ermittler als Verdächtigen fest. Ficos Sicherheitskräfte standen in unmittelbarer Nähe des Premiers, als die Schüsse fielen
Foto: Radovan Stoklasa/REUTERS

Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová (50) zeigte sich nach dem Attentat entsetzt: „Ich bin schockiert. Ich wünsche Robert Fico in diesem kritischen Moment viel Kraft, um sich von dem Anschlag zu erholen.“

EU-Chefin Ursula von der Leyen (65) verurteilte den Angriff als „abscheulich“. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (65) äußerte sich, sprach von einem „feigen Attentat“. „In diesen Stunden sind meine Gedanken bei Robert Fico, den Angehörigen und den Bürgerinnen und Bürgern der Slowakei“, so Scholz.

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