Das Erzbistum Köln hat insgesamt 1,15 Millionen Euro bezahlt, um Ausgaben im Zusammenhang mit den Spielschulden eines Geistlichen auszugleichen. Das hat das Erzbistum am Donnerstag bestätigt. Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber berichtet.
Die Schulden habe das Erzbistum Köln in mehreren Tranchen beglichen, um dem Geistlichen in seiner akuten Notlage zu helfen, sagte ein Sprecher. Knapp eine halbe Million wurde von 2015 bis 2016 für die Schulden bezahlt, offenbar ohne diese Bezahlung ordnungsgemäß zu versteuern.
Zu einem Steuerverfahren gegen das Erzbistum wird es aber nicht mehr kommen. Das Bistum hatte Selbstanzeige erstattet und zahlte dann noch mal 650.000 Euro für die Steuernachzahlung, Zinsen und eine Strafzahlung zur Vermeidung des drohenden Steuerverfahrens. Alleine für letzteres sollen 100.000 Euro ausgegeben worden sein.
Zahlung aus Fonds des Erzbischofs
Die Mittel sind laut Erzbistum Köln zum Teil aus einem Sondervermögen entnommen worden, aus dem auch die Zahlungen an Opfer von sexuellem Missbrauch geleistet werden. Die Lohnsteuerbegleichung plus Zinsen sei hingegen aus dem Personalkostenbudget des Erzbistums bezahlt worden, sagte ein Sprecher.
In die Verwendung der Mittel aus dem Sondervermögen waren die Aufsichts- und Kontrollgremien des Erzbistums nicht eingebunden. Dies sei aber auch nicht nötig gewesen, betonte der Sprecher.
„Ausplünderung des Erzbistums“
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisiert, dass die Zahlungen ohne die Beteiligung der zuständigen Kirchengremien erfolgt sein sollen. Wörtlich sagte er im WDR-Interview: „Das ist eine weitere Ausplünderung des Erzbistums.“ Es sei rechtswidrig, wenn der Erzbischof alleine über solche Zahlungen entscheide, ohne die zuständigen Gremien einzuschalten. „Wenn solche Zahlungen aus sozialen Gründen vertretbar sind, ist auch mit der Zustimmung der Gremien zu rechnen“, so der Kirchenrechtler.
Dem widerspricht das Erzbistum deutlich. „Es wurden keine Gremien eingebunden, da sie hier nicht beteiligt werden mussten. Die von Prof. Schüller angeführte Regelung ist hier nicht einschlägig“, so Pressesprecher Jürgen Kleikamp auf Nachfrage des WDR.
Noch unter Kardinal Meisner soll sich das Erzbistum Köln der finanziellen Probleme des Pfarrers angenommen haben, Kardinal Woelki habe die Angelegenheit mit seinem Amtsantritt in 2014 weiter verfolgt. Bisher ist nicht bekannt geworden, in welcher Gemeinde der Priester tätig ist oder war.

Rote Karte für Woelki
Unabhängig von den am Gründonnerstag bekannt gewordenen Vorgängen bei den Bistumsfinanzen ist vor dem Kölner Dom am Abend (ab 18.30 Uhr) eine Protest-Aktion geplant. Protestierende von „Wir sind Kirche“ wollen eigenen Angaben nach Erzbischof Rainer Maria Woelki die Rote Karte zeigen. Woelki habe seit seiner Rückkehr als Erzbischof „sein Verhalten nicht geändert“, so die Kritik der Vereinigung.
Die Gruppe verwies unter anderem auf ungeklärte Fragen zur Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, die seit zwei Jahren in Trägerschaft des Erzbistums steht. Außerdem erwartet die Initiative von Woelki „einen ernst gemeinten definitiven Rücktritt“. Lieber solle der Erzbischof gehen, als dass weiterhin viele Menschen die Kirche verließen.
Darüber berichten wir am 14.04.2022 im WDR Fernsehen, und zwar in der Aktuellen Stunde ab 18:45 und um 19:30 Uhr in der Lokalzeit Köln.