Steinbach nennt die AfD „einen politischen Hoffnungsschimmer in ziemlich verdunkelter Zeit“. Ihr Beitritt ist eine Reaktion auf Jörg Meuthens Rückzug.
Als Reaktion auf Jörg Meuthens Austritt aus der AfD kündigte die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach ihren Eintritt in die Partei an. „Der bewusst zerstörerische Austritt von Jörg Meuthen, der wohlsituiert sein Europamandat behält, ist für viele, die hinter ihm standen, ein Schlag ins Gesicht“, erklärte sie am Freitagabend auf Twitter. „Das hat die AfD nicht verdient. Deshalb werde ich jetzt einen Mitgliedsantrag stellen.“
Steinbach erklärte weiter, die AfD sei „ein politischer Hoffnungsschimmer in ziemlich verdunkelter Zeit“. Die vergangenen Monate hätten „deutlich gezeigt“, dass „extremistische und verfassungsfeindliche Bestrebungen“ in der AfD „keinen Platz“ hätten, erklärte sie. Steinbach ist bereits Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.
Chrupalla: Meuthen hat mit seinem Austritt Spaltung der AfD beendet
Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla sieht mit dem Austritt seines bisherigen Co-Chefs Jörg Meuthen die Spaltung der Partei überwunden. „Insgesamt, sag ich ganz ehrlich, hat Jörg Meuthen mit dem heutigen Tage die Spaltung der AfD beendet“, sagte Chrupalla in der Nacht zum Samstag in der ZDF-Sendung „heute journal update“. „Das ist wichtig und richtig.“ Er werde die Partei jetzt „zusammenführen, zusammenhalten“. „Wir werden sie auf einen erfolgreichen Kurs führen. Wir haben schon einige Austritte verkraftet.“ Er sehe das „durchaus positiv“.
Meuthen hatte seinen Parteiaustritt damit begründet, große Teile der Partei hätten sich für einen immer radikaleren Kurs entschieden. Angesprochen auf Aussagen Meuthens, wonach er Teile der Partei nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung sieht, sagte Chrupalla: „Das ist natürlich absoluter Quatsch, was er dort erzählt hat.“
Politologe: Meuthens Austritt war absehbar
Der vollständige Rückzug Meuthens sei absehbar gewesen, sagte der Politologe Hajo Funke. „Sein Verständnis dieser Partei war, nur so weit nach rechts zu gehen, dass sie auch im Westen so viel Wahlerfolge erzielt, dass sie zu einem Bündnispartner zwischen rechts und ganz rechts werden kann.“ So sehr Meuthen in seinen ersten Jahren die Rechtsextremen unterstützt und damit in die Mitte der Partei gerückt habe, so sehr sei er später zu der Überzeugung gelangt, dass die Partei einem „rechtsextremen Irrweg verfallen“ sei.
Funke, der mehrere Bücher über die Entwicklung der Partei geschrieben hat, schlussfolgerte: „Unter dem Druck stagnierender Umfragen, dem Austritt Jörg Meuthens, ausufernder Parteispendenskandale und einer chaotischen und zuletzt radikalisierten Abwehr der Pandemie-Realität“ stehe die AfD nun „in der schwersten Krise seit ihrer Gründung“.