Mittelmeer

Deutsche Seenotretter in Palermo festgesetzt

05.06.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Die "Sea-Eye 4" im Hafen von Palermo © Guillaume Duez/​Sea-Eye.de

Eben noch wurden die Retter von der „Sea-Eye 4“ geehrt und zu Ehrenbürgern von Palermo ernannt. Nun haben ihnen die Behörden das Auslaufen aus dem Hafen verboten.

Italienische Behörden haben die Sea-Eye 4, ein Flüchtlingsrettungsschiff unter deutscher Flagge, im Hafen von Palermo festgesetzt. Das Schiff werde unter Verweis auf „technische Gründe“ in Palermo am Auslaufen gehindert, so die Rettungsorganisation Sea-Eye. Die angeführte Begründung der Behörden bezeichneten die Seenotretter als „grotesk“. „Die große Anzahl der geborgenen Personen“ gehe über die erlaubte Zahl hinaus, für die das Schiff zertifiziert sei, zitierten die Seenotretter aus dem Bericht der italienischen Küstenwache. Das stelle eine Gefahr für das Schiff und die Besatzung dar.

Das Problem scheint vor allem ein bürokratisches zu sein. Das Schiff ist ein ehemaliger Offshore-Versorger zur Unterstützung von Bohrinseln. Laut Sea-Eye erklärten die italienischen Behörden, es sei nicht als Rettungsschiff klassifiziert, daher würden andere Regeln zum Beispiel beim Abwassersystem oder der erlaubten Zahl von Menschen an Bord gelten. Doch diese Klassifizierung als Rettungsschiff, die Italien verlange, gebe es unter der deutschen Flagge gar nicht, so die Rettungsorganisation. Sea-Eye fordert deshalb Unterstützung aus Deutschland.

Zu Ehrenbürgern ernannt

„Im Prinzip geht es immer wieder darum, dass argumentiert wird, die deutschen Rettungsschiffe würden regelmäßig zu viele Menschen vor dem Ertrinken retten“, sagte der Sprecher der Organisation, Gorden Isler. Der Kapitän der Sea-Eye 4 sei jedoch „der Pflicht zur Seenotrettung vorbildlich nachgekommen“. „Er hat Seenotfälle gesehen und eine sichere Rettung durchgeführt.“

Das Schiff war nach einem Einsatz auf dem Mittelmeer am 3. Juni in Palermo eingelaufen. Nach Angaben der Organisation hatte die Crew in dieser Zeit 407 Flüchtlinge auf See gerettet, darunter 150 Kinder. Die hatte die Sea-Eye 4 Ende Mai nach Pozzallo auf Sizilien gebracht. Für die Zeit der Quarantäne und zur Wartung des Schiffes setzte die Crew der privaten Organisation anschließend nach Palermo über.

Dort war die Crew sogar vom Bürgermeister Leoluca Orlando empfangen worden. Er hatte sie am Freitagabend wegen ihres Engagements zu Ehrenbürgern ernannt und die Mitglieder durften sich im Buch der Stadt eintragen.

Man wisse nicht, für wie lange die Sea-Eye 4 nun im Hafen bleiben müsse, sagte Isler jetzt.

Italienische Hafenbehörden haben in den vergangenen Jahren immer wieder private Rettungsschiffe wegen angeblicher oder tatsächlicher Sicherheitsmängel festgesetzt. Das wird auch als Taktik gewertet, die Anlandungen von Migranten zu reduzieren und die Betreiber der Schiffe abzuschrecken. Betroffen waren davon neben der Sea-Eye 4 die Alan Kurdi sowie die Sea-Watch 3 und Sea-Watch 4.

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