F.A.Z. FRÜHDENKER

Der Streit um die Corona-Politik entzweit die CDU

30.03.2021
Lesedauer: 11 Minuten
Wehrt sich gegen die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel: CDU-Vorsitzender Armin Laschet Bild: AFP

In Frankreich wird die Corona-Situation immer dramatischer, die Dax-Manager haben ihre Einkommen offengelegt und Hape Kerkeling kehrt zurück ins Fernsehen. Der Newsletter für Deutschland.

Das Wichtigste für Sie an diesem Dienstag: Der Streit um die Corona-Politik entzweit die CDU. In Frankreich sind die Intensivstationen überfüllt. Und Hape Kerkeling kommt zurück ins Fernsehen.

1. Wer ist für das Corona-Desaster zuständig?
2. Triage in Frankreich
3. Geber-Konferenz für Syrien
4. Schieflage eines Hedgefonds bedroht Milliardenvermögen
5. Der Post-Chef verdient am meisten
6. Prozess gegen „Faust des Ostens“ beginnt
7. Hape Kerkeling kehrt zurück

Waren sich damals bei der Richtung noch einig: Angela Merkel und Armin Laschet vergangenen Sommer in Düsseldorf
Waren sich damals bei der Richtung noch einig: Angela Merkel und Armin Laschet vergangenen Sommer in Düsseldorf; Bild: AP

1. Wer ist für das Corona-Desaster zuständig?

Das Chaos der Osterruhe-Konferenz wirkt nach. Angela Merkel schiebt den Schwarzen Peter an die Länder und in die Wirtschaft. Der Widerspruch ist groß.

Der Ernst der Lage: Die Infektionszahlen gehen deutlich in die Höhe und die Hilflosigkeit der Politik sorgt für Missmut in der Bevölkerung. Der Ernst der Lage sei allen bewusst, wird allenthalben betont. Doch wer ist überhaupt zuständig für Corona? Das Gewirr aus lokalen Ausgangssperren, regionalen Ladenöffnungen, landesweiten Wechselunterrichts-Verordnungen und bundespolitischen Vorschlägen macht die Sache nicht besser.

Was tun? Die Kanzlerin hat das scharfe Schwert des Infektionsschutzgesetzes geschwungen. Sie droht den Ländern mit deren Entmachtung, wenn die nicht langsam versuchen, die dritte Infektionswelle zu brechen. Der CDU-Chef und mögliche Kanzlerkandidat Armin Laschet wehrt sich. Die Kritik von Angela Merkel und dem anderen möglichen CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Markus Söder will er nicht gelten lassen: „Jeder hat für sein Land entsprechende Maßnahmen gemacht.“

Reicht das? Schaut man auf die Infektionszahlen, reicht das offenkundig nicht. Doch auch die Wirtschaft will die Kritik an zu laschen Test- und Homeoffice-Strategien nicht auf sich sitzen lassen. „Wir scheuen keinen Vergleich mit den Testanstrengungen der öffentlichen Hand zum Beispiel in Verwaltungen und in Schulen“, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Kommt also immer darauf an, mit wem man sich vergleicht. Fortsetzung folgt.

Mehr zum Thema

Im Krisenmodus: Emmanuel Macron besucht ein Krankenhaus in Paris
Im Krisenmodus: Emmanuel Macron besucht ein Krankenhaus in Paris Bild: dpa

2. Triage in Frankreich

Dass auch ein wesentlich zentralistischer als Deutschland organisiertes Land nicht besser durch die Krise kommt, zeigt Frankreich. Die Intensivstationen sind überfüllt und die Mediziner beklagen, nicht mehr alle Patienten ausreichend versorgen zu können.

Der Hilferuf: „In unserer Notlage sind wir gezwungen, zwischen Patienten auszuwählen, um so viele Menschenleben wie möglich zu retten.“ 41 Krankenhausärzte beschreiben die Lage in den Krankenhäusern in und um Paris als dramatisch. Schon bald könnten lebenswichtige Notfalloperationen aus Mangel an Personal und Intensivbetten nicht mehr gewährleistet werden. Immer mehr Mitarbeiter kündigten den Job, weil sie die Last der Auswahl, welche Patienten noch behandelt werden, die sogenannte Triage, nicht ertragen können. Die Auslastung der Intensivbetten betrage nach der Statistik der französischen Gesundheitsbehörde im Großraum Paris 127,7 Prozent.

Die Inzidenz in Frankreich: Die täglichen Neuinfektionen betragen derzeit etwa 37.000 und damit auf die Zahl der Einwohner gerechnet mehr als doppelt so viele wie derzeit in Deutschland. Der 7-Tage-Inzidenzwert für Frankreich lag zuletzt bei 392. Nur Polen ist unter den größeren Ländern in Europa mit einer Inzidenz von 500 noch stärker betroffen. Deutschland kommt auf 138, Großbritannien auf 54.

Wie geht es weiter? Das Robert-Koch-Institut hat Frankreich mittlerweile als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Präsident Emmanuel Macron, der im Januar kundtat, er habe sich von den Wissenschaftlern „emanzipiert“ und gehe nun einen „dritten Weg“ zwischen Laissez-faire und striktem Lockdown, sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt. Die Schulen hält Frankreich weiterhin offen, auch wenn sich die Inzidenz der 10 bis 19 Jahre alten Schüler im Raum Paris auf 835 beläuft. Am Mittwoch will Macron einen neuen Corona-Sicherheitsrat im Elysée-Palast einberufen.

Mehr zum Thema

Retten, wo kaum noch etwas zu retten ist: Syrer in der Nähe der türkischen Grenze nach einem Kampfangriff vergangene Woche
Retten, wo kaum noch etwas zu retten ist: Syrer in der Nähe der türkischen Grenze nach einem Kampfangriff vergangene Woche Quelle: dpa

3. Geber-Konferenz für Syrien

Das Elend der Menschen in Syrien ist groß. Das ist angesichts der Corona-Krise rund um die Welt fast in Vergessenheit geraten und könnte die dringend benötigten Hilfen gefährden.

Medikamente, Lebensmittel, Wasser: Zehn Jahre nach Ausbruch des Krieges fehlt es mehr denn je an den elementarsten Dingen. Zehn Milliarden Dollar sind für die Versorgung der hilfsbedürftigen Bevölkerung in diesem Jahr nötig, so die Berechnungen der Vereinten Nationen. In Syrien und den Nachbarländern sind 24 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.

Lage: UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock appelliert an die Konferenz von UN und EU, es sei „absolut nicht der Moment“, die Hilfe für Syrien zu reduzieren. So wird befürchtet, dass die Regierung in London in diesem Jahr deutlich weniger Geld zusagt. Von Deutschland werden wie im vergangenen Jahr rund 1,6 Milliarden Dollar für das Land mit bisher 400.000 Kriegstoten und vielen Millionen Geflüchteten erwartet.

Perspektive: An diesem Dienstag soll eine Einigung über die Hilfszusagen stehen. Eine politische Einigung, wie es in dem Land weitergeht, ist jedoch in weiter Ferne. Eine wirkliche Wiederaufbauhilfe für das Land wird es nicht geben, solange das Assad-Regime unnachgiebig herrscht und mit brutaler Repression gegen die eigene Bevölkerung vorgeht.

Mehr zum Thema

Hohe Verluste: Die Anleger blicken derzeit skeptisch auf die Credit Suisse in Zürich
Hohe Verluste: Die Anleger blicken derzeit skeptisch auf die Credit Suisse in Zürich Quelle: dpa

4. Schieflage eines Hedgefonds bedroht Milliardenvermögen

Der amerikanische Hedgefonds Archegos Capital hat mit Notverkäufen in zweistelliger Milliardenhöhe die Finanzmärkte aufgeschreckt. Mehrere Banken könnten erhebliche Verluste erleiden.

Der Fonds: Offenbar wegen einer finanziellen Notlage hat der Fonds Archegos Capital erhebliche Aktienpositionen aufgelöst. Betroffen waren zum Beispiel Aktien der Fernsehsender Discovery und Viacom-CBS, deren Kurse sich in den vergangenen Tagen rundweg halbiert haben.

Die Banken: Am stärksten betroffen scheint von der Schieflage die Schweizer Bank Credit Suisse. Sie warnte vor einem Verlust, der „sehr bedeutend und wesentlich“ für der Ergebnis des ersten Quartals sein könnte. Dem Vernehmen nach könnten es bis zu vier Milliarden Dollar sein. Bei der japanischen Bank Nomura könnten es zwei Milliarden Dollar sein. Die Deutsche Bank teilte mit, wesentliche Positionen schon vor der Schieflage verkauft zu haben und nur noch unwesentlich betroffen zu sein. Die Aktienkurse von Nomura und Credit Suisse sackten am Montag um mehr als zehn Prozent ab, der Deutsche-Bank-Kurs büßte drei Prozent ein.

Wankt das Finanzsystem? Nein. Einige Beobachter zeigten sich überrascht, welche Kursverluste ein einziger Hedgefonds und seine Finanzklemme auslösen können. So sackten auch die Kurse der großen chinesischen Konzerne Baidu und Tencent Music im Laufe einer Woche um ein Drittel bzw. knapp 50 Prozent ab. Jenseits von heftigen Einzelausschlägen scheint es aber keine größeren Verwerfungen im Finanzsystem insgesamt zu geben.

Mehr zum Thema

F.A.Z. Podcast für Deutschland: „Als Übergang Sammer, danach Klopp“ – Wer wird Bundestrainer nach Löw?

Führt eines der erfolgreichsten Dax-Unternehmen: Frank Appel
Führt eines der erfolgreichsten Dax-Unternehmen: Frank Appel
Bild: dpa

5. Der Post-Chef verdient am meisten

Über Geld redet man ja bekanntlich nicht gerne und über das Einkommen erst recht nicht. Schön, dass wenigstens die Dax-Chefs Einblicke in ihren Gehaltszettel geben müssen – mit interessanten Ergebnissen.

Die Gewinner: Post-Chef Frank Appel hat es 2020 an die Spitze der Dax-Chefs geschafft mit einer Gesamtvergütung von gut 10 Millionen Euro. Kein Wunder, hat sein Konzern im Corona-Jahr doch so viele Pakete transportiert wie nie. Immerhin noch ordentlich verdient haben kurz vor Ende ihrer Amtszeiten nach Berechnungen der Vergütungsberatung HKP Joe Kaeser von Siemens und Stefan Oschmann von Merck mit je gut 9 Millionen Euro.

Die Verlierer: Die meisten Dax-Chefs mussten 2020 Gehaltseinbußen hinnehmen, manche davon sogar freiwillig. Im Schnitt sanken die Vergütungen um 28 Prozent auf immerhin noch 5,3 Millionen Euro. Den deutlichsten Abschlag gab es für Adidas-Chef Kasper Rorsted, dessen Gesamtvergütung sich auf 3,7 Millionen Euro fast halbierte.

Peanuts: Die Top-Verdiener des Landes sind die Dax-Chefs damit jedoch nicht. So wurde der Teamviewer-Chef vom Finanzinvestor Permira für den erfolgreichen Börsengang fürstlich entlohnt. Oliver Steil bekam dafür gut 70 Millionen Euro, sein Finanzvorstand Stefan Gaiser immerhin die Hälfte und dieses Jahr vielleicht noch einmal Vergütungen in ähnlicher Höhe. Auch die Gründer und Aktionäre erfolgreicher Tech-Unternehmen wie Zalando, Hello Fresh oder Auto 1 sind durch die Börsennotierung teilweise zu Milliardären geworden und können durch Aktienverkäufe und Optionsprogramme durchaus üppigere Zuflüsse auf dem Konto verbuchen als die meisten angestellten Dax-Manager.

Mehr zum Thema

Empfehlungen der Redaktion

Politik: FDP sieht Sicherheit von Kriegsschiffen gefährdet

Feuilleton: Als die DDR träumte

Finanzen: So tickt der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank

Wirtschaft: Die „Ever Given“ fährt wieder

Gesellschaft: Woody Allen: „Ich glaube, dass sie wirklich glaubt, dass es passiert ist“

Rhein-Main: So lief ein erster Test mit dem Tübinger Modell in Hessen

Prozessauftakt nach vielen Jahren der Ungewissheit: Die angeblichen Rädelsführer der „Faust des Ostens“ auf der Anklagebank
Prozessauftakt nach vielen Jahren der Ungewissheit: Die angeblichen Rädelsführer der „Faust des Ostens“ auf der Anklagebank :Bild: dpa

6. Prozess gegen „Faust des Ostens“ beginnt

Vor rund zehn Jahren trieb eine rechtsextreme Hooligan-Gruppe in Dresden ihr Unwesen. Am Montag hat endlich der Prozess gegen sie begonnen.

Die Taten: Weil ihnen die Ultras von Dynamo Dresden als zu brav erschienen, gründete sich vor elf Jahren an Hitlers Geburtstag eine Gruppe namens „Faust des Ostens“, deren rund 80 Mitglieder fortan durch rechtsextreme und ausländerfeindliche Parolen und Taten auffielen. Konkret zur Last gelegt wird nun den drei „Rädelsführern“ ein im Jahr 2010 mit rund 20 vermummten Beteiligten ausgeführten Überfall auf ein Fußballspiel der Stadtliga in Dresden, bei dem es ein halbes Dutzend Verletzte gab und das schließlich abgebrochen wurde, 2011 ein Angriff mit 50 Beteiligten auf eine Gruppe Ausländer vor zwei Dresdner Diskotheken und vielfache Beutezüge von Alkoholika, in deren Handgemengen auch Personal verletzt wurde.

Die Täter: Viele waren damals noch nicht einmal 21 Jahre alt. Die drei Angeklagten sind heute 30, 31 und 37 Jahre alt, haben Kinder und sind berufstätig als Hausmeister, Unternehmer und in der Industrie.

Der Prozess: Hat sich immer wieder verzögert. Die Anklage der Staatsanwaltschaft ist fast acht Jahre alt, das Verfahren wurde vor knapp drei Jahren eröffnet und nun, teilweise mehr als zehn Jahre nach den Taten beginnt der Prozess auf Basis von stapelweise Akten, die angeblich ein halbes Büro füllen. Mangels Personal habe sich das Landgericht Dresden nicht kümmern können. Bis zum Sommer soll es ein Urteil geben. Die Angeklagten schwiegen zum Prozessauftakt.

Abschied von der Bühne: Hape Kerkeling als sein zwielichtiger Manager mit Barbara Schöneberger in „Keine Geburtstagsshow!“ zu seinem 50. Geburtstag
Abschied von der Bühne: Hape Kerkeling als sein zwielichtiger Manager mit Barbara Schöneberger in „Keine Geburtstagsshow!“ zu seinem 50. Geburtstag Quelle: dpa

7. Hape Kerkeling kehrt zurück

Nach dem unfreiwilligen Abschied von Dieter Bohlen präsentiert RTL ein neues (altes) Zugpferd. Hape Kerkeling soll als Schauspieler und Entertainer ein Comeback feiern.

Die Mitteilung: Noch ist unklar, in welcher Rolle wir Hape Kerkeling im nächsten Jahr wieder im Fernsehen sehen werden. Klar ist nur: Als Hauptdarsteller einer Serie. „Die Produktion des fiktionalen Projekts startet noch in diesem Jahr, die Ausstrahlungen sind für 2022 geplant“, teilte RTL mit. Kerkeling: „Wir haben da ein paar richtig schöne Ideen auf der Pfanne.“ Neben der Serie sind mehrere „Unterhaltungsformate“ geplant.

Die Vorschläge: RTL wird keine Vorschläge brauchen, Kerkeling auch nicht, aber die Fans haben natürlich viele Ideen. Mindestens so gute Unterhaltungsformate wie „Total normal“ und „Darüber lacht die Welt“ werden erwartet. Ein noch besserer Film als „Club Las Piranjas“, auch wenn dies kaum möglich erscheint. Mindestens so gute Figuren wie Horst Schlämmer und Uschi Blum und natürlich jede Menge Gesang, zum Beispiel den Gewinn des ESC 2022 für Island.

Die Erfolgsaussichten: Hape Kerkeling hat sich nach seinem 50. Geburtstag plötzlich, unerwartet und ziemlich komplett aus der Öffentlichkeit verabschiedet. Das war 2014. Es war ein gutes Timing nahe dem Höhepunkt seines Erfolgs. Die Liste erfolgreicher Comebacks ist kürzer als die Liste missglückter Comebacks. Doch vielleicht schafft Kerkeling es wieder einmal, das Publikum positiv zu überraschen.

Die Nacht in Kürze:

Joe Biden will Milliarden in Offshore-Windparks stecken: Die Zeiten sind vorbei, in denen das Weiße Haus verächtlich über erneuerbare Energien sprach.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro tauscht sechs Minister auf einmal aus: Darunter sind der Außen- und der Verteidigungsminister.

Wiedersehen der Star-Wars-Veteranen: Außer Ewan McGregor alias Obi-Wan Kenobi holt Disney auch Hayden Christensen als Darth Vader zurück für eine neue Serie.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024
ARD-Show "Die 100"
26.11.2024
Abstimmung über neue EU-Kommission
27.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 × fünf =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien