Der Ex-Präsident Donald Trump feiert in South Carolina seinen nächsten Vorwahltriumph. Deutlich wird die Unterwerfung der Republikaner durch den Auftritt eines bekannten Gesichts, das sich einst von Trump abgewendet hatte.
Die Wahllokale in South Carolina hatten kaum geschlossen, da stand Donald Trump zum vierten Mal in bisher vier republikanischen Vorwahlen als klarer Sieger fest. Mit 20 Punkten Vorsprung vor seiner Rivalin Nikki Haley kam der Ex-Präsident ins Ziel. Obwohl der Südstaat Haleys Heimat ist und sie dort sieben Jahre Gouverneurin war.
Das Ergebnis von South Carolina ist indessen nicht nur ein weiterer Vorwahltriumph des Ex-Präsidenten, der zurückwill ins Weiße Haus. Weder Haley noch ein anderer Mitbewerber hatten je eine reale Chance. Dass Trumps Team die Absage der mehr als 40 noch ausstehenden Wahlgänge fordert, ist nachvollziehbar. Trump will sich auf Joe Biden und den 5. November konzentrieren.
Es ist zugleich der Moment, in dem Trump die volle Kontrolle über seine Partei zurückerobert hat. „Ich habe die Republikanische Partei noch nie so geeint gesehen wie in diesem Moment“, verkündete Trump am Samstagabend Ostküstenzeit.
Eine zutreffende Analyse. Die Republikaner unterwerfen sich erneut dem Mann, den sie nach der verlorenen Wahl 2020 und dem Sturm aufs Kapitol als politisch Aussätzigen zum abgeschlossenen Kapitel erklärt hatten. Nach den ebenfalls verlorenen Zwischenwahlen im November 2022 erklärte die Parteiführung, sie könne „es sich nicht erlauben, die offensichtlichen Lektionen zu lernen. Jene Kandidaten, die eine Vision für die Zukunft hatten und nicht in der Vergangenheit und alten Klagen gefangen sind, lieferten Ergebnisse.“
Personifiziert wurde die neuerliche Unterwerfung auf der Bühne in South Carolinas Hauptstadt Columbia durch Lindsey Graham. Der republikanische Senator und Trump-Getreue hatte sich nach dem 6. Januar 2021 lautstark von Trump abgewendet. „Ohne mich!“, verkündete Graham seinerzeit. Seine „Reise mit Trump“ sei „leider zu Ende“. Doch der Senator aus South Carolina wechselte bald zurück ins Lager des Ex-Präsidenten.
Unter Buhrufen von dessen Anhängern, die Graham bis heute nicht verziehen haben, ehrte Trump den Senator am Samstagabend in Columbus mit einem Augenblick am Mikrofon und dem Kommentar: „Wenn ich Ärger mit der Linken habe, dann rufe ich Lindsey, und der regelt das. Leute, denkt dran, ich liebe diesen Mann.“ Amerikas Alptraum sei bald vorbei, soufflierte der Gelobte. „Niemand ist so qualifiziert zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
30 der 49 republikanischen Senatoren haben Trump bereits offiziell ihre Gefolgschaft erklärt. Dass Veteranen wie Mitch McConnell und Mitt Romney dies nicht getan haben, illustriert das Ende eines nun abdankenden Establishments und die Übermacht der Trump-Partei. So ist auch der fehlende parteiinterne Aufschrei zu erklären, als Trump jüngst Wladimir Putin zur Attacke auf europäische Nato-Staaten ermutigte.
Trumps eiserner Griff auf die Partei speist sich aus seinem eisernen Griff auf die republikanische Basis. „Seit er 2015 die politische Bühne betrat, bindet er die Wählerschaft fest an sich. Weshalb einige der Spitzen-Republikaner loyal sind, andere ängstlich“, sagt Robert Oldendick, Politikwissenschaftler an der University of South Carolina. „Republikaner im Kongress und in den Bundesstaaten wollen wiedergewählt werden. Wer sich gegen Trump wendet, ist bei der nächsten Wahl weg. Vor allem im Kongress ist es jetzt keine gute Strategie, Trump nicht zu unterstützen.“
Vor seiner Jubelfeier in South Carolina hatte Trump am Samstag bereits eine weitere Messe absolviert. In Washington redete der Ex-Präsident 90 Minuten lang bei der Conservative Political Action Conference, einem jährlichen Treffen konservativer Republikaner, die 1974 von Ronald Reagan eröffnet wurde.
„Ich bin ein Dissident“, erklärte Trump den frenetisch jubelnden Anhängern. „Ich bin der Einzige, der zwischen Euch und dem Untergang steht. Der 5. November wird das Jüngste Gericht für alle Lügner, Betrüger, Zensoren und Hochstapler.“