Dicke Luft in München. Die Bürger der Landeshauptstadt sind überhaupt nicht erfreut über das Diesel-Fahrverbot auf dem Mittleren Ring.
München – Manu Bartels aus München „fehlen die Worte“: Das Diesel-Fahrverbot hält sie für „undurchdacht und realitätsfern.“ Gerade jetzt, während dieser schweren Zeit, wo viele sowieso kaum mehr über die Runden kämen, sollen sich Dieselfahrer nun auch noch Gedanken über ein neues Auto machen. „Mein Verständnis geht in Richtung Null!“ Sie sei zwar auch für Klimaschutz, aber nicht durch Zwang.
Für Felix Schaumberg greift das Verbot „übermäßig in die Freiheit der Menschen ein“. Vor allem, weil solche Verbote die Schwachen in der Gesellschaft am stärksten belasteten: Sie könnten sich nämlich nicht mal einfach so ein neues Auto leisten.
Peter Bach aus Giesing macht sich Sorgen: Er ist schwerbehindert, hat Anspruch auf einen Behinderten-Parkplatz. Doch sein Auto gehört zu jenen, die von dem Diesel-Bann betroffen sind. Nun fragt er sich, ob er auch in Zukunft Arztbesuche in der Innenstadt problemlos erledigen kann.
Diesel-Fahrverbot in München: Kommt einer Enteignung gleich
Guido Nocker geht es ähnlich. Er sei schon älter und auf sein Auto angewiesen: „Muss ich jetzt dann schwere Einkäufe von außerhalb des Mittleren Rings zu meiner Wohnung in die Stadt tragen?“ Er versteht die Welt nicht mehr: Sollen wir etwa unsere Diesel jetzt verkaufen oder verschenken?“ Für ihn käme das einer Enteignung gleich. Die Stadt gewährt zwar Ausnahme-Genehmigungen für Anwohner – die könnten aber noch wegfallen, wenn die Luft langfristig nicht besser wird.
Bernhard Finkenzeller befürchtet, seine tägliche Fahrt über den Mittleren Ring bald nicht mehr machen zu können. Für ihn würde das Umwege bedeuten, weniger fahren werde er aber dadurch nicht: „Die Luft wird so auch nicht besser.“
Norbert Reis aus München ist schon einen Schritt weiter: Er überlege bereits, seinen Diesel ins Ausland zu verkaufen, es bleibe ihm kaum was anderes übrig – dort seien die Regeln nicht so streng: „Damit ist das Problem zwar verschoben, aber nicht gelöst“, schreibt er.
Andrea Becker-Lienau, Dieselfahrerin, fehlt es an Alternativen: „S- und U-Bahnen sind ständig überfüllt, ganz zu schweigen von dem vielen Umsteigen.“ Das koste Zeit. Gleichzeitig gingen Straßenbauvorhaben nur langsam voran. Ihrer Meinung nach wurde in der Verkehrspolitik viel verschlafen – und jetzt suche man mit den Dieselfahrern einen Schuldigen.
Diesel-Fahrverbot ist „ein Schlag ins Gesicht der Bürger“
Für Ernst L. verläuft der Verweis auf den Öffentlichen Personennahverkehr „völlig in Leere“: Immer gebe es Störungen bei der S-Bahn, außerdem seien die Tickets viel zu teuer. „Das Diesel-Verbot ist ein Schlag ins Gesicht der Bürger.“
Monika Meindl-Zinder findet das Verbot „völlig unlogisch“. Sie befürchtet, dass sich der Verkehr und die Parkplatzsuche stärker auf die Außenviertel verlagern wird. „Haben die Anwohner dort kein Recht auf gute Luft?“
Stefan Rademacher findet das Verbot „viel zu intransparent“. Er hätte sich gewünscht, dass bisherige Erkenntnisse über Diesel-Verbote im Vorfeld besser kommuniziert worden wären – zum Beispiel aus Städten wie Stuttgart, wo es ein ähnliches Verbot bereits seit 2019 gibt.
Diesel-Fahrverbot: Probleme mit dem Pickerl ist nicht gelöst
Dr. Fred Springer ärgert sich über das Problem um die Plaketten. Wie unsere Zeitung berichtete, lassen sich die Schadstoffklassen Euro 4, 5 und 6 anhand des Pickerls an der Frontscheibe nicht unterschieden – alle haben den gleichen grünen Aufkleber mit der Ziffer 4. „Man gibt zwar vor, eine neue (Um)-Welt installieren zu wollen, ist aber nicht fähig, neue Plaketten zu produzieren.“ Lieber setze man auf teure Bürokratie – das mache das Chaos perfekt, findet Springer.
Christa Kugler versteht die politische Kehrtwende nicht: Vor einigen Jahren seien Diesel-Autos noch staatlich subventioniert worden, jetzt fühle sie sich als Dieselfahrerin dagegen schon fast wie „eine Verbrecherin“. Peinlich findet sie das.
Peter Scheungrab aus der Nähe von Mühldorf ist immer gern zum Einkaufen oder ins Theater nach München gefahren – doch das wird sich durch den Diesel-Bann ändern: „München ist für uns gestorben!“