Der Leopard-2-Panzer aus Deutschland soll derzeit kein Faktor mehr auf dem Ukraine-Schlachtfeld sein. Das sorgt für Zweifel in den USA.
Washington – Die Fachzeitschrift Foreign Affairs hat eine lange Geschichte hinter sich. Seit 1922 erscheint das Journal zu amerikanischer Außenpolitik und internationalen Beziehungen in New York. Die Autoren haben engste Kontakte zur Spitzenpolitik in den USA. Das gehört zum Markenkern.
Waffen für die Ukraine: Angeblich mindestens 26 Leopard-2-Panzer zerstört
Es ist insofern brisant, weil sich eine jüngste Analyse des Journals zum Ukraine-Krieg sehr kritisch liest. Und zwar mit Blick auf die Leopard-2-Kampfpanzer aus Deutschland, von denen Kiew in 2023 mehrere Dutzende bekam. Der Artikel von Foreign Affairs stammt vom 29. Januar.
Die Autoren der Publikation ordnen Stimmungen und Eindrücke aus Washington ein. So ist zu lesen, dass die Leopard 2 zwar gute Leistungen gebracht hätten, sie „waren aber kaum unverwundbare Superwaffen“. Mehr noch: „Von den weniger als 100 Leopard 2 im ukrainischen Dienst wurden mindestens 26 außer Gefecht gesetzt“, heißt es in der Analyse.
Gegen russische Armee: Ukrainer bekamen mindestens 65 Leopard-2-Panzer
Die Zahl 100 gelieferter „Leos“ 2 ist neu und so noch nicht gefallen. Bisher war bekannt: Deutschland hatte der Ukraine 18 moderne Leopard 2A6 geliefert, die in München-Allach vom deutschen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) zusammengebaut werden. Portugal stellte drei Kampfpanzer desselben Modells. Polen lieferte 14 ältere „Leos“ 2A4, zehn 2A4 kamen aus Schweden sowie acht der „Leoparden“ aus Kanada. Norwegen hatte ferner acht Leopard 2 übergeben.
Vier finnische Leopard 2R zur Minenräumung ergänzten das (öffentlich überlieferte) „Leo“-Paket vor der gescheiterten ukrainischen Gegenoffensive im Sommer. Wären mindestens 65 Kampfpanzer aus deutscher Produktion. Die Hauptwaffe, eine 120-mm-Glattrohrkanone, stammt von der Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall. Doch die Verluste sind wohl empfindlich.
Leopard-2-Panzer für die Ukraine: Sechs „Leos“ blieben in Minenfeld an der Südfront
Laut Wirtschaftsmagazin Forbes büßten einzig die 33. mechanisierte Brigade und die 47. Angriffsbrigade am 8. Juni in einem russischen Minenfeld bei Mala Tokmachka in der südlichen Region Saporischschja drei Leopard 2A6, 16 Schützenpanzer Bradley sowie drei Minenräumpanzer Leopard 2R ein. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig verifizieren. Bei X (vormals Twitter) kursierte jedoch ein Video (siehe Tweet oben), das drei schwer beschädigte Minenräumer 2R zeigte.
Videos russischer Militärblogger zufolge bereitete den „Leo“-Besatzungen neben Minen vor allem die Kamikaze-Drohne vom Typ Lancet Probleme, gegen die die Ukrainer kein Mittel zur Verteidigung fanden. So konnten die Russen wohl mindestens einen Leopard 2A4 auf dem Schlachtfeld erbeuten (siehe Tweet unten). Damit nicht genug der Probleme.
Ukraine-Krieg: Probleme in der Liefer- und Logistik-Kette für die Leopard 2
Wie der Grünen-Haushaltspolitiker Sebastian Schäfer Anfang Januar öffentlich machte, kann „nur noch eine sehr geringe Zahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden“. Ersatzteilmangel durch Verschleiß und Schäden durch Reparaturversuche der Ukrainer sorgten für Unklarheit, wann die Panzer wieder an die Front können, erklärte der Bundestagsabgeordnete nach einem Besuch im Reparatur-Hub der deutschen Rüstungsindustrie in Litauen – fernab der Front.
Bundeswehr-Generalleutnant a.D. Roland Kather kritisierte daraufhin Schwächen in der europäischen Lieferkette für die ukrainischen Leopard-2-Panzer. „Was nützt es, den Ukrainern ein System auf den Hof zu stellen, ohne dass eine Logistikkette existiert? Wir haben einen Leopard in einem hochintensiven Gefecht. Da entstehen natürlich Gefechtsschäden, und die sind gar nicht so einfach zu beseitigen“, sagte der Militärexperte im Gespräch mit Welt live. Die Ukrainer seien „unheimlich bemüht, teilweise greifen sie zu Hammer und Meißel und versuchen selbst, das Auto instand zu setzen. Das gelingt natürlich nicht, dazu ist es viel zu komplex“, erklärte Kather.
Leopard-2-Panzer der Ukraine: Viele „Leos“ sind zur Reparatur in Litauen
Hinweise darauf, dass die Leopard 2 Anfang 2024 zwischen Charkiw, Donbass und Saporischschja kein Faktor mehr sind, gibt es viele. Wie alle anderen Panzer auch, benötigen die „Leos“ „eine umfangreiche Unterstützungsinfrastruktur, um sich im Kampf behaupten zu können“, schreibt Foreign Affairs: „Die Ukraine war 2023 nicht in der Lage, diese bereitzustellen.“ Und so stehen die meisten der gelieferten Leopard 2 derzeit wohl in einer Reparaturwerkstatt im Baltikum. (pm)